Kommentar
12:19 Uhr, 28.08.2012

Und es gibt sie doch - langfristige Outperformance-Strategien

Erwähnte Instrumente

Anleger, die einen Einstieg in strukturierte Produkte suchen, haben es derzeit angesichts der rasant gestiegenen Kurse und der damit verbundenen stark zurückgekommenen Volatilitäten nicht ganz leicht. Wer jetzt nicht auf einen zurückgebliebenen schwankungsintensiven Einzeltitel setzen möchte, könnte sich deshalb wieder das ein oder andere Strategie-Papier ansehen, das sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt hat. Leider ist das Angebot an interessanten Ansätzen, die auch langfristig eine Outperformance generieren können, relativ überschaubar.

Apropos Volatilität, so wichtig ein hoher Wert dieses Risikomaßes für die Attraktivität vieler Strukturen auch ist, wer bereits investiert ist, bzw. wer sich als Direktinvestor ein einfaches Aktien-Portfolio ohne optionale Komponenten aufbauen möchte, verzichtet dabei gerne auf allzu schwankungsfreudige Titel, sei es auch nur, weil er etwas ruhiger schlafen möchte. Auf wissenschaftlicher Ebene hat sich bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts der spätere Nobelpreisträger Harry M. Markowitz im Rahmen seiner Portfoliotheorie mit der Thematik beschäftigt und herausgefunden, dass das Risiko eines effizienten Portfolios im Durchschnitt kleiner sein sollte, als das der jeweiligen Einzeltitel. Die Deutsche Börse hat im Rahmen ihrer Strategie-Index-Familie die portfoliotheoretischen Erkenntnisse von Markowitz aufgegriffen und daraus zwei grundsätzliche Ansätze abgeleitet.

Einer davon ist die DAXplus Minimum Variance-Strategie, die jeweils vierteljährlich ein aus DAX-Werten bestehendes Portfolio zusammenstellt, wobei die Einzelgewichte so bestimmt werden, dass das Risiko in Form der Varianz minimiert wird. In dem Index aktuell enthalten defensive Werte wie Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC), Merck, die Deutsche Telekom, Henkel, Beiersdorf und Linde, aber auch Adidas, die Deutsche Post, SAP und Siemens. Um der Forderung von Markowitz nach dem effizienten Portfolio noch mehr zu entsprechen, hat man von Seiten der Deutschen Börse mit dem DAXplus Maximum Sharp Ratio Index einen weiteren Ansatz kreiert, der über die reine Risikominimierung hinausgehend eine Maximierung der risikoadjustierten Performance anstrebt. Von der Definition her dürften bei dem ebenfalls vierteljährlich angepassten Index in Phasen, in denen z.B. Wachstumswerte besonders stark laufen, auch Werte wie Infineon eine Aufnahme-Chance besitzen, wenn sie auch risikotechnisch die Qualifikation erfüllen sollten, während die varianzminimierende DAXplus-Variante generell auf schwankungsarme Titel setzt. Dass sich die beiden Portfolien im Augenblick nur marginal voneinander unterscheiden zeigt, dass defensivere Werte auch performancemäßig derzeit den Ton im DAX angeben.

Anleger am Zertifikatemarkt können schon seit August 2007 in die beiden DAXplus-Strategie-Indizes der RBS in Form eines jeweiligen Endlos-Delta-1-Zertifikats investieren, was den direkten Vergleich in den bewegten letzten fünf Jahren besonders spannend werden lässt. Dabei beweisen beide Index-Produkte, bei denen zusätzlich eine 1-prozentige Management-Gebühr p.a. in Abzug gebracht wird, ihre deutlichen Outperformance-Qualitäten gegenüber dem Leitindex, wobei sie sich in der 1-Jahres- und 3-Jahreswertung mit einem Plus von 29,52 Prozent (Minimum Varianz) bzw. 21,31 Prozent (Maximum SR), sowie +55,52 Prozent bzw. +53,30 Prozent kaum voneinander unterscheiden. Der zugrundeliegende DAX kann in diesen beiden Zeitabschnitten mit einer Performance von +18,36 und +35,36 Prozent bereits nicht mehr ganz mithalten. Betrachtet man zusätzlich einen Zeitraum von ca. fünf Jahren, der auch noch die Finanzkrise 2008 beinhaltet, muss der deutsche Leitindex mit einem Minus von rund sechs Prozent gänzlich die Segel streichen. Aber auch beim Direktvergleich der beiden DAXplus-Produkte trennt sich die Spreu vom Weizen, kann sich hier die etwas defensivere Minimum-Varianz-Strategie mit einem Zugewinn seit August 2007 von 31,59 Prozent gegenüber einem Plus von „nur“ 14,61 Prozent beim Maximum-Sharp-Ratio-Ansatz von ihrem heftigen Widersacher endgültig absetzen. Dies zeigt die relative Crash-Stabilität einer nur auf Risikominimierung ausgerichteten Strategie gegenüber der Sharp-Ratio-Maximierung, die ansonsten alles andere als schlecht arbeitet und zumindest in zwischenzeitlichen Hausse-Phasen den Defensivkünstler auch zum Teil um eine Nasenlänge voraus ist. Die beiden Zertifikate beziehen ebenso die Dividenden in den Indexwert mit ein, wie entsprechende weitere Minimum-Varianz- und Maximum-Sharp-Ratio-Produkte der RBS auf den Schweizer (AA0KF3 und AA0KF4) und den US-Markt (AA0KF1 und AA0KF2).

Der BörseGo Tipp:

Die beiden Optimierungsansätze der Deutschen Börse zeigen insbesondere längerfristig eine imposante Outperformance, wobei das DAXplus Sharp-Ratio-Papier in den vergangenen fünf Jahren trotz seiner etwas offensiveren Herangehensweise nur partiell eine bessere Performance erzielen konnte. Im Langfristvergleich liegt der Minimum-Varianz-Ansatz, der nur auf defensivere Werte setzt, dagegen deutlich vorne. Der DAX als Benchmark kann in kaum einer Phase mit den beiden Zertifikaten mithalten.

WKN

Emittent

Basiswert

Fälligkeit

YTD

1 Jahr

3 Jahre

5 Jahre

Index-Gebühr

AA0KFZ

RBS

DAXplus Minimum Variance Germany Perf. Index

Endlos

+23,48%

+29,52%

+55,52%

+31,59%

1,00% p.a.

AA0KF0

RBS

DAXplus Maximum Sharpe Ratio Germany Perf. Index

Endlos

+21,16%

+21,31%

+53,30%

+14,61%

1,00% p.a.

DAX-Index

+19,37%

+18,36%

+35,36%

-5,97%

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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