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19:16 Uhr, 16.05.2024

UN hebt Prognosen für Wirtschaftswachstum an

Von Paul Hannon

WASHINGTON (Dow Jones) - Die Weltwirtschaft wird nach einer Prognose der Vereinten Nationen in diesem Jahr stärker wachsen als bisher angenommen, wobei sich die USA, Indien und Brasilien jeweils als widerstandsfähiger erweisen dürften als erwartet. Höhere Zinssätze werden jedoch weiterhin zu einem schwächeren Wachstum als in den Jahren vor der Covid-19-Pandemie beitragen, und auch die sich ändernden Wetterbedingungen erweisen sich als Hindernis, wie aus dem UN-Bericht hervorgeht.

"Die sich verschärfenden Klimaschocks stellen weiterhin eine zusätzliche Herausforderung für die globalen Wirtschaftsaussichten dar", so der Bericht. Die extremen Regenfälle, die den vergangenen Wochen rund um den Globus niedergegangen sind, und die tödlichen Überschwemmungen seien unerwartet gekommen, sowohl was den Ort als auch was das Ausmaß betrifft. In Verbindung mit einer Infrastruktur, die auf solche Überschwemmungen nicht vorbereitet ist, haben die heftigen Regenfälle auf mehreren Kontinenten zu Todesfällen, Zerstörungen und Massenevakuierungen geführt.

Bei ihrer vergangenen Prognose im Januar gingen die Vereinten Nationen davon aus, dass sich das Weltwirtschaftswachtum in diesem Jahr auf 2,4 Prozent abschwächen werde. Nun erwarten sie, dass das Wachstum bei 2,7 Prozent stagniert und bis 2025 auf 2,8 Prozent ansteigt. Das Wachstum wird damit aber unter dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 von 3,2 Prozent liegen. Hauptverantwortlich für diese Anhebung sind die USA, deren Wirtschaft nun um 2,3 Prozent wachsen soll, nachdem zuvor ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet worden war.

"Die Aussichten für die USA verbessern sich weiter", so die UN. "Ein starker Arbeitsmarkt hat weiterhin für Beschäftigung und reales Einkommenswachstum gesorgt". Auch für Indien, Brasilien und Großbritannien hob die UN ihre Wachstumsprognosen an. Die Prognosen für die Eurozone wurden jedoch gesenkt, da die Aussichten für die Industrieproduktion in Ländern wie Deutschland, Österreich und Finnland, die stark vom verarbeitenden Gewerbe abhängig sind, schwach sind.

"Im Gegensatz dazu bleiben die wirtschaftlichen Aussichten für viele südeuropäische Länder, die weiterhin von einer starken Erholung des Tourismus profitieren, weitgehend günstig", so der Bericht. Für die Eurozone wird in diesem Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent prognostiziert, nach zuvor 1,1 Prozent.

Afrika ist ein weiterer Teil der Weltwirtschaft, dessen Aussichten sich verschlechtert haben. Die UNO senkte ihre Wachstumsprognose für den Kontinent von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent und verwies auf höhere Zinsen in Nigeria und Ägypten sowie Stromengpässe in Südafrika.

Die Vereinten Nationen haben ihre Prognose für den Welthandel von 2,4 Prozent auf 3,2 Prozent angehoben, da die Exporte Chinas in den ersten Monaten des Jahres stärker als erwartet ausgefallen sind. "Ein deutlicherer Aufschwung des Welthandels ist in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 wahrscheinlich, insbesondere wenn die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank beginnen, die Leitzinsen zu senken", hieß es weiter.

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