Kommentar
08:57 Uhr, 10.12.2018

Um deutsche Aktien einen Bogen machen?

Deutsche Unternehmen sind Exportweltmeister. Sie verdienen überall in der Welt. Das Problem dabei: sie machen damit kaum Gewinn.

Seit fast 20 Jahren hat sich der DAX de facto nicht vom Fleck bewegt. Er steckt noch immer in einer langfristigen Konsolidierung. Das mag dem einen oder anderen nun komisch vorkommen, denn der DAX scheiterte im Jahr 2000 und 2008 an der Marke von 8.000 Punkten. Heute steht der Index bei gut 11.000 Punkten. Zu verdanken haben wir das allerdings den Dividenden, die im Performanceindex reinvestiert werden. Betrachtet man nur die Kurse über den DAX-Kursindex, steht der Index heute nicht höher als im Jahr 2000 und 2008. Wenn man von deutschen Aktien profitieren will, dann sicherlich am besten über den Performanceindex. Durch die Dividenden steigt dieser langfristig mit hoher Zuverlässigkeit. Mit der Wette auf Kurssteigerungen gewinnt man hingegen nichts.

Das hat auch einen Grund. Die Gewinne deutscher Unternehmen entwickeln sich bescheiden. Grafik 1 zeigt den Dax und die Entwicklung der Gewinne aller deutschen Unternehmen und der börsennotierten Unternehmen. Der Trend zeigt nach wie vor nach oben. Das ist erfreulich. Der Trend ist aber stark abflachend. Die Gewinne der Unternehmen sind heute kaum höher als 2008.

Wenn die Gewinne nicht steigen, sind Kurssteigerungen unwahrscheinlich. Trotz eines ziemlich langen Aufschwungs kommt der Gewinn kaum vom Fleck. Ein Grund dafür ist das immer flacher werdende Umsatzwachstum (Grafik 2). Seit Ende der 90er Jahre flacht die Kurve immer weiter ab. Dass da keine Luftsprünge entstehen, ist klar.

Besonders offensichtlich wird das Problem, wenn man die Entwicklung der Unternehmensgewinne in Deutschland und in den USA miteinander vergleicht (Grafik 3). Die Gewinne wurden auf das Anfangsjahr 1971 auf 100 normiert. Dadurch ist die Entwicklung gut vergleichbar.


In fast 50 Jahren haben sich die Gewinne deutscher Unternehmen verachtfacht. In den USA sind sie um den Faktor 28 gestiegen. Das sind Welten. US-Unternehmen gelingt es, den Gewinn immer wieder zu steigern. In vielen anderen Ländern der Welt ist das schon lange nicht mehr der Fall.

Es ist daher auch kein Wunder, dass die Kursindizes in den meisten Ländern immer noch nicht die Hochs aus dem Jahr 2008 wieder erreicht haben, in den USA hingegen schon. Es gibt auch keine Anzeichen, dass sich das demnächst ändern wird. Die US-Wirtschaft wächst seit Jahrzehnten schneller als viele andere Volkswirtschaften. Zusätzlich sind US-Unternehmen global sehr erfolgreich.

Dass Deutschland Exportweltmeister ist, bringt da im Vergleich wenig. US-Unternehmen wachsen im Ausland schneller als deutsche Unternehmen und können sich zusätzlich an einem schnell wachsenden und sehr großen Binnenmarkt bedienen. Schnell wird sich das nicht ändern. Entsprechend sollte man auf der Pirsch nach Kursgewinnen auch zukünftig in den USA auf die Suche gehen.

Langfristig sind höhere Kursgewinne in den USA zu erwarten. Das Zauberwort heißt hier langfristig. Kurzfristig können auch einmal deutsche Aktien outperformen. Das war z.B. gegen Wochenschluss so. Der Dax stieg, der Dow Jones fiel. Eine solche Outperformance über Tage oder auch einmal ein paar Monate ändern an der Langfristperspektive aber gar nichts.

Autor: Clemens Schmale

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