Kommentar
15:13 Uhr, 28.08.2009

UK: Aufwärtsrevision des BIP auf -0,7 % qoq - Dienstleistungssektor auf dem Vormarsch

1. Die einen Monat alte, erste entstehungsseitige Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vom zweiten Quartal (Q2) wurde heute revidiert. Statt um 0,8 % qoq ging das BIP nur um 0,7 % qoq zurück. Verglichen mit dem Vorjahresquartal sank das BIP um 5,5 % yoy. Zu der Aufwärtsrevision trug bei, dass die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe ohne Bau statt um 0,7 % qoq nur um 0,6 % qoq gefallen war. Überdies fiel im Dienstleistungsgewerbe das Ergebnis im Großhandel und bei den mit dem Kraftfahrzeuggewerbe verbundenen Dienstleistungen besser aus, als zuerst geschätzt. Die Ziffer für den Dienstleistungssektor insgesamt blieb aber bei -0,6 % qoq. Miserabel lief es im Bereich Transport, Lager und Kommunikation mit -1,6 % qoq. Die Ausbringung der unternehmensnahen Serviceanbieter und Finanzdienstleistungen ging um 0,8 % qoq zurück. Handel, Hotels und Gaststätten schafften im Berichtsquartal eine Stagnation. Am Bau bestätigte sich die Schrumpfung um 2,2 % qoq.

2. Zur Quartalsmitte wird mit der zweiten Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt erstmals die Verwendungsseite aufgeschlüsselt. Die privaten Haushalte senkten ihre Konsumausgaben in Q2 nur noch um 0,7 % qoq und damit deutlich weniger kräftig als im ersten Quartal mit -1,3 % qoq. Die im Mai eingeführte Abwrackprämie förderte den Pkw-Absatz. Weiterhin rar machten sich die Touristen. Der Staat stemmte sich gegen die Auswirkungen der Krise und dehnte seine Konsumausgaben um 0,8 % qoq (Q1: +0,2 % qoq) aus. Die Anlageinvestitionen wurden mit -4,5 % qoq nicht mehr so stark wie im ersten Quartal (-7,5 % qoq) zurückgefahren. Zwar fehlt zu diesem Zeitpunkt noch die Untergliederung der Anlageinvestitionen, die stets erst mit den finalen Daten zum Quartalsende gegeben wird. Verraten wurde aber, dass die Ausrüstungsinvestitionen kräftig sanken. Und gestern wurde bekannt gegeben, dass die Investitionen der gewerblichen Wirtschaft um 10,4 % qoq eingebrochen waren, was alle Sparten betraf. Die außenwirtschaftliche Verflechtung lockerte sich auch im zweiten Quartal, aber nicht mehr so kräftig wie in den beiden Vorquartalen. Die Exporte fielen um 2,0 % qoq und die Importe um 3,7 % qoq. Die Lager wurden um 4,6 Mrd £ reduziert, vorzugsweise bei Automobilen und im Baugewerbe.

3. Die Bank of England und der britische Staat haben sich vehement gegen die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise gewehrt. Die Mehrwertsteuersenkung (ab Dezember 2008 um 2,5 Prozentpunkte) und die Abwrackprämie (ab Mai 2009) haben ihre Wirkung entfaltet und den Konsum gestützt. Dem Budgetreport der Regierung zufolge waren alle Maßnahmen unter Einschluss der automatischen Stabilisatoren 4 % des Bruttoinlandsprodukts schwer. Mit beherzten Leitzinssenkungen und der quantitativen Lockerung, die im August noch einmal um 50 Mrd £ auf 175 Mrd £ aufgestockt wurde, hat auch die Notenbank starke Expansionszeichen gesetzt.

4. Einige Stimmungsindikatoren drangen bereits im Mai in den Expansionsbereich vor. Denn damals erreichte der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe erstmals einen Wert oberhalb von 50 Punkten und stieg bis Juli auf zuletzt 53,2 Punkte an. Auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe schaffte im Juli den Sprung auf 50,8 Punkte. Während die Einzelhandelsumsätze weiter zunahmen und die Industrieproduktion zum Ende des zweiten Quartals Boden sah, machte uns der Index of Services lange Zeit Sorgen. Denn dieses Gegenstück zur Industrieproduktion im Dienstleistungsgewerbe steht für rund drei Viertel des BIP und war in den ersten fünf Monaten permanent gefallen. Der hässliche Veröffentlichungslag dieses Indikators bringt es mit sich, dass heute erst der Juniwert bekannt gegeben worden ist. Die gute Nachricht: Auch im Dienstleistungssektor liegt nun ein „harter“ Konjunkturindikator vor, der steigt. Zum ersten Male seit sieben Monaten kam es im Juni zu einem Anstieg um 0,2 % mom.

5. Für das Jahr 2009 liegt unsere BIP-Prognose seit einigen Monaten unverändert bei -4,3 %. Dennoch ist Einiges passiert. Es gab negative Überraschungen bei der Erstveröffentlichung der BIP-Daten vom zweiten Quartal vor vier Wochen und Revisionen in der Historie, die für sich genommen eine Abwärtsrevision notwendig gemacht hätten. Zugleich hat sich aber unser Ausblick für die zweite Jahreshälfte aufgehellt und wir rechnen mit stärkeren Zuwächsen in Q3 und Q4 als vor wenigen Monaten. Unter dem Strich hoben sich diese Effekte auf. Der höhere statistische Überhang aus dem Jahr 2009 für 2010 bringt es aber mit sich, dass wir für 2010 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 % erwarten.

Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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