Kommentar
15:26 Uhr, 15.05.2009

Übertriebener Optimismus treibt die Kurse

Zwar haben die Märkte Anfang der Woche unter Gewinnmitnahmen gelitten, doch ist der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten noch immer intakt. Wir halten den Optimismus, der die Rallye treibt, aber für übertrieben und glauben, dass die Zukunft des Finanzsektors alles andere als klar ist. Hinzu kommen ein möglicher Konkurs von General Motors und die Folgewirkungen für die Automobilindustrie. Unsere taktischen Indikatoren signalisieren, dass der Markt bald seine Richtung wechseln kann. Wir sind deshalb nach wie vor in Aktien unter- und in Renten übergewichtet. Unsere Asset Allocation ist unverändert.

Letzte Woche standen die Zentralbanken im Mittelpunkt des Interesses. Die Federal Reserve gab bekannt, dass zehn Banken insgesamt 75 Mrd. US-Dollar zusätzliches Kapital benötigen. Die Testkriterien wurden allgemein als nicht streng genug kritisiert, und das Wall Street Journal berichtete, dass das „zusätzlich benötigte Kapital“ einiger Banken mit den Behörden ausgehandelt worden war. Die EZB senkte ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1% und überraschte mit der Ankündigung, jetzt auch Quantitative Easing betreiben und für 60 Mrd. Euro Pfandbriefe kaufen zu wollen.

In den USA fiel die Beschäftigung im April um 539.000 Stellen, so dass die Arbeitslosigkeit von 8,5% im März auf 8,9% im April stieg. Der Stundenlohnanstieg hat sich ebenso verringert wie die durchschnittlichen Wochenarbeitsstunden. Neu gegründete Unternehmen sollen 226.000 neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Angesichts der zurzeit herrschenden Rezession halten wir diese Zahl aber für zu hoch. Der Beschäftigungsrückgang und der schwächere Lohnanstieg belasten die Haushaltseinkommen, so dass die Konsumenten ihre Schulden im März um 11 Mrd. US-Dollar verringert haben. Das ist Rekord. Das Außenhandelsdefizit, das in den letzten acht Monaten zurückgegangen war, ist im März wieder gestiegen. Gegenüber seinem Höchststand im Juli 2008 ist es bis jetzt um 56% zurückgegangen.

Die europäischen Einzelhandelsumsätze enttäuschten im März. Das Verbrauchervertrauen, das eine Weile so schwach gewesen war wie nie zuvor, erholte sich zwar etwas, doch die Arbeitslosigkeit nahm weiter zu.

Im März und April sind zwei japanische Frühindikatoren gestiegen. Der Frühindikatorenindex, der zuletzt so schwach war wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr, erholte sich etwas, und die Economy Watchers Survey ergab, dass die Aufträge in Maschinenbau nicht mehr so stark fallen. Es scheint, als würde die japanische Konjunktur, die unter einer ausgeprägten Deflation leidet, ihren Tiefpunkt erreicht haben.

In China sind die Investitionen im April infolge staatlicher Konjunkturprogramme gestiegen. Die Kreditvergabe der Banken, die auf Veranlassung der Regierung stark zugenommen hatte, ist zwar wieder zurückgegangen, bleibt aber hoch. Ein leichter Rückgang ist durchaus wünschenswert, um zu verhindern, dass Kredite notleidend werden. Die Einzelhandelsumsätze steigen zwar nicht mehr so stark wie im Sommer 2008, als sie extreme Höchststände erreichten, doch ist ein Plus von 15% (im Vorjahresvergleich) noch immer beeindruckend. Die Industrieproduktion ist im April weiter zurückgegangen – ein Zeichen dafür, dass die Konjunkturerholung selbst in China nicht reibungslos vonstatten geht.

Quelle: Fortis Investments
Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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