Kommentar
10:25 Uhr, 07.03.2013

Überreizte Trends

Wer meine Beiträge hier in der Vergangenheit gelesen hat, der konnte stets den Optimismus spüren, mit dem ich geschrieben habe. Letztes Jahr im Juli oder August, als die Situation in Europa drohte außer Kontrolle zu geraten, war ich im Grunde megabullisch für den Aktienmarkt gestimmt. Warum? Weil es immer so ist! Eine Krisenverschärfung ist fast immer eine Chance am Aktienmarkt. Nun werde ich gerade, zumindest auf kurzfristiger Basis, etwas vorsichtiger.

Seit einigen Wochen spüre ich am deutschen Aktienmarkt zunehmende Zurückhaltung im breiten Markt. Die Indizes werden hauptsächlich durch wenige Titel nach oben getragen und diese neigen nun dazu, zum Teil Fahnenstangen-ähnliche Charts auszubilden. Eine Hausse, die von immer weniger Titeln getragen wird, ist erfahrungsgemäß zunehmend instabil.

Die Frage ist nun, ist dies nur ein kurzfristiges Phänomen oder wird dies dazu führen das der Trend irgendwann kippen muss? Der MDAX ist für mich hier der wesentlich aussagekräftigere Index als der DAX, da hier realwirtschaftlich gesehen mehr konjunktursensitive Titel enthalten sind. Auf die sich wirtschaftlich verbessernden Faktoren habe ich in den vergangenen Monaten in meinem Tradingdienst stets hingewiesen. Auch das neue Allzeithoch im MDAX, als es über die Marke von 11.000 Punkten ging, war für mich ein nachvollziehbar starkes Kaufsignal. Praktisch ein bestätigendes Preissignal, welches die konjunkturelle Erholung fest untermauert hat.

Nun scheint mir aber eine Situation einzutreten die man einfach als Übertreibungsphase umschreiben könnte. Ausgelöst wird diese durch die konjunkturelle Erholung, verstärkt wird sie durch die expansive Geldpolitk und den allseits bekannten Anlagenotstand. Übertreibungsphasen sind allerdings insofern tückisch, als das sich kaum vorhersagen lässt, wie lange sie noch andauern. Wer allerdings mittelfristiger orientiert ist, dem kann ich aus meiner Erfahrung her nur anraten auch mal ein paar Gewinne mitzunehmen.

Ein Beispiel im MDAX ist für mich die Aktie von Dürr. Bei Dürr handelt es sich um einen megazyklischen Maschinenbauer und Projektierer von Lackieranlagen für die Automobilindustrie. In den vergangenen Monaten scheinen viele Anleger nun die Annahme zu treffen, dass der klassische Zyklus außer Kraft gesetzt wurde und das Wachstum sich immer weiter in die Zukunft fortschreiben lässt. Bislang ist die Trendstärke absolut umwerfend. Das kann sich bei der geringsten Enttäuschung umkehren. Dürr profitiert vom Wachstum in Asien und kann als Marktführer hier viele Aufträge gewinnen. Ähnliches gilt im übrigen auch für Kuka. Beides sind tragende Säulen die den MDAX immer weiter nach oben katapultieren. Wie lange diese Trendüberreizung noch anhält lässt sich nur schwer prognostizieren. Doch diese Fahnenstangen halte ich für ein Warnsignal, das man nicht ignorieren sollte. Aus Intermarketsicht warnen zudem die schwachen chinesischen Börsen seit einiger Zeit vor überzogenen Wachstumserwartungen aus der Region.

Meines Erachtens nach werden hier momentan Wachstumsperspektiven in den Kursen verarbeitet, die über kurz oder lang nur enttäuscht werden können. Ich für meinen Teil werde und habe die Party bereits teilweise verlassen und gönne jedem die noch folgenden Kursgewinne. Doch sie sind nun auch mit sehr hohem Risiko erkauft! Das sollten sie im Hinterkopf behalten.

Ihr
Sascha Gebhard
Deutscher Aktien Trader

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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