Kommentar
20:09 Uhr, 02.04.2004

Überraschung bei den US-Arbeitsmarktdaten

1. Die Erwartungen bezüglicher der Beschäftigungsentwicklung in den USA sind durch die vergangenen vier Arbeitsmarktberichte zum Teil sehr deutlich enttäuscht worden. Sowohl wir als auch andere Bankvolkswirte mussten den prognostizierten Beschäftigungszyklus für das Jahr 2004 nach unten anpassen. Der Arbeitsmarktbericht für März ist in diesem Zusammenhang, nicht nur gemessen an den verringerten Erwartungen, eine faustdicke Überraschung. Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics stieg die Anzahl der Beschäftigten um 308.000 Personen (Bloomberg-Umfrage: 120.000 Personen; DekaBank: 80.000 Personen). Zudem wurden die Vormonate insgesamt um 87.000 Personen nach oben revidiert. Die 10-jährigen USStaatsanleihen reagierten mit einem Renditeanstieg um ca. 20 Basispunkte entsprechend heftig auf diese positive Marktüberraschung. Erstmals seit Sommer 2000 sank die Anzahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe nicht gegenüber dem Vormonat, sondern blieb konstant. Die Arbeitslosenquote, die auf Grundlage der Haushaltsbefragung ermittelt wird, stieg auf 5,7 % (Bloomberg-Umfrage: 5,6 %; DekaBank: 5,5 %) und die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich um 0,1 % gegenüber dem Vormonat.

2. Der überraschend starke Beschäftigungsaufbau lässt sich nicht auf einen Sondereffekt zurückführen. Zwar hat beispielsweise die Beendigung des Streiks in Kalifornien zu einem zusätzlichen Beschäftigungsimpuls von 13.000 Personen geführt. Aber auch ohne diesen wäre der Beschäftigungsaufbau jenseits aller Erwartungen gewesen. Der Beschäftigungsaufbau basiert auf einer breiten Basis. Am stärksten wurde im Bereich Handel und Transport Beschäftigung aufgebaut, dicht gefolgt vom Baugewerbe. Daneben konnten Bereiche wie Gesundheitswesen, Unternehmensberatung und die Staatsunternehmen erstmals wieder kräftigere Beschäftigungszuwächse realisieren.

3. Konstante monatliche Beschäftigungszuwächse von etwa 300.000 Personen sind von einer Größenordnung, die sie sich auch in der konjunkturellen Entwicklung niederschlägt, nämlich aufgrund einer höheren gesamtwirtschaftlichen Einkommensentwicklung und damit höheren Konsumtätigkeit. Der USArbeitsmarkt befindet sich unserer Ansicht nach nicht in einer so stark expansiven Entwicklung, dass in den kommenden Monaten mit ähnlichen Beschäftigungszuwächsen gerechnet werden kann. Während der Februarzuwachs in der Nachbetrachtung und gemessen am zu unterstellenden Verlauf des Beschäftigungszyklus zu gering gewesen ist, wird der Beschäftigungszuwachs im März voraussichtlich zu hoch ausgefallen sein. Somit ist zwar der Ausblick sowohl für die Beschäftigungsentwicklung als auch für weitere konjunkturelle Entwicklung optimistischer als nach den zuletzt enttäuschenden Arbeitsmarktberichten. Einen direkten Revisionsbedarf für unsere Konjunktureinschätzung ergibt sich aus den heutigen Daten jedoch nicht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

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