Kommentar
18:30 Uhr, 11.07.2022

DAX kann die 13.000er Marke nicht halten - Uniper sacken auf Rekordtief ab - Überraschend starke Zahlen von BASF

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  • EU will zweiten Corona-Booster
  • Lage um Kaliningrad spitzt sich weiter zu
  • Reserve-Kohlemeiler sollen in Kürze ans Netz
  • Ökonomen befürchten mittelfristig tiefe Rezession bei russischem Gasausfall
  • Gasfluss durch Nord Stream 1 auf Null gefallen
  • Nordex will weiteres frisches Geld
  • Twitter droht Musk nach Kaufrücktritt mit Klage
  • Mercedes-Absatz bricht erneut ein
  • Ringen um Uniper-Rettung
  • Twitter steuert auf Monate der Ungewissheit zu

Markt

  • Nach der jüngsten Erholung hat der deutsche Aktienmarkt einen schwachen Wochenauftakt erwischt. Die Ungewissheit über die künftigen Gaslieferungen aus Russland zehrt an den Nerven der Anleger. Wie geplant begann heute die jährliche Wartung der Pipeline durch die Ostsee, bei der der Gasfluss üblicherweise für zehn Tage unterbrochen wird. Ob Russland die Abschaltung aus politischen Motiven nach dem Ende der Wartungsarbeiten am 21. Juli verlängern wird, ist keineswegs klar. „Wir wissen es einfach nicht", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Montag. „Alles ist möglich.“ Außerdem hat sich in China Corona wieder zurückgemeldet, was die Angst vor Lockdowns und einer Beeinträchtigung der Wirtschaft auch weltweit schürt. Die chinesischen Behörden haben über mehrere Städte neue Beschränkungen verhängt. Der DAX schloss am Montag mit einem Minus von 1,40 Prozent bei 12.832 Punkten, nachdem er in der Vorwoche noch um rund anderthalb Prozent gestiegen war.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen & Branchen

  • Der Chemiekonzern BASF hat das zweite Quartal unerwartet stark abgeschlossen. Vorläufigen Zahlen zufolge habe das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen mit 2,34 Mrd. Euro nahezu das Niveau des Vorjahresquartals (von 2,36 Mrd. Euro erreicht und die Markterwartungen damit geschlagen, teilte BASF nach Börsenschluss in einer Adhoc-Meldung mit. Der Umsatz stieg um überraschend starke 16 Prozent auf 22,97 Mrd. Euro. Gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie konnten weitgehend an die Kunden weitergereicht werden, wie es hieß.
  • Sorgen über die weiteren Gaslieferungen aus Russland haben der Aktie von Uniper an diesem Montag ein weiteres Mal schwer zugesetzt. Am Nachmittag brachen die Papiere des Emergieversorgers um weitere 20 Prozent bis auf ein Rekordtief bei 8,78 Euro ab. Zum Handelsschule büßten die Titel 14,4 Prozent an Wert ein und gingen mit 9,345 Euro aus dem Handel. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar haben die Uniper-Titel mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren. Nach dem Antrag des Unternehmens auf staatliche Unterstützung ist weiter unklar, wie diese genau aussehen wird.
  • Interne Unterlagen des Fahrdienst-Vermittlers Uber aus den Jahren 2013 bis 2017 geben tiefe Einblicke in das damals aggressive Geschäftsgebaren des Unternehmens, wie jetzt in einem Bericht des International Consortium of Investigative Journalists bekannt wurde. So soll Uber umfangreiche Lobbyarbeit geleistet haben, um Arbeits- und Steuergesetze zu lockern, und sog. "Stealth-Technologien" eingesetzt haben, um staatliche Untersuchungen zu verhindern und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.
  • Der US-Halbleiterhersteller Global Foundries und ST Microelectronics, ein französisch-italienischer Konzern, haben den Bau einer Chipfabrik in Grenoble im Südosten Frankreichs angekündigt. Die Investition belaufe sich auf rund 5,7 Mrd. Euro, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Rund 1000 neue Arbeitsplätze würden entstehen.
  • Der Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe sieht kaum Möglichkeiten, bei der Produktion Gas einzusparen. Auch eine Umstellung von Erdgas auf Erdöl oder Kohle sei nicht oder nur in vernachlässigbarem Umfang möglich. „Einschränkungen in der Versorgung sind zugleich mit Einschränkungen in der Produktion verbunden, können von uns aber bis zu einer bestimmten Schwelle umgesetzt werden“, so ein Sprecher. Ein Mindestbezug sei zur Aufrechterhaltung der Produktion aber unverzichtbar. Sonst seien Stilllegungen und technische Schäden nicht auszuschließen.
  • Die Corona-bedingte Schließung der Kasinos in der chinesischen Glücksspiel-Metropole Macau setzt den Aktien der Kasino-Betreiber Las Vegas Sands und Wynn zu. Die Glücksspiel-Enklave Macau hat als Maßnahme gegen die Virusausbreitung eine einwöchige Schließung angeordnet.
  • Die chinesische Regierung hat gegen Alibaba, Tencent und andere chinesische Tech-Unternehmen Geldstrafen verhängt, weil diese die Anti-Monopol-Bestimmungen nicht eingehalten und Transaktionen nicht offengelegt haben sollen. Einem Medienbericht zufolge sind zudem die Verhandlungen zwischen den USA und China über die Einsicht von US-Behörden in chinesische Rechnungsprüfungsberichte ins Stocken geraten.
  • Der in China ansässige Hersteller von Elektroautos, Nio, teilte mit, dass sein Vorstand einen unabhängigen Ausschuss gebildet hat, um die von der Leerverkaufsfirma Grizzly Research erhobenen Vorwürfe zu untersuchen. Grizzly hatte Nio beschuldigt, mit seinen Umsätzen und Gewinnmargen zu übertreiben, Anschuldigungen, die laut Nio unbegründet sind.
  • Die Bundesregierung bemüht sich um eine Lösung für eine Stabilisierung des angeschlagenen Energieversorgers Uniper. Die Gespräche seien nicht leicht, was allen Beteiligten auch klar sei, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag. Eine Regierungssprecherin ergänzte, Bundeskanzler Olaf Scholz habe klar gemacht, dass Uniper geholfen werde und sich die Belegschaft sowie Kunden darauf verlassen könnten. „Wir sind dabei, den konkreten Weg mit dem Unternehmen zu besprechen." Zu Details wollte sie sich nicht äußern. Die finnische Regierung macht derweil keine Hoffnung darauf, dass sich Unipers Mehrheitsaktionär Fortum an den Rettungsmaßnahmen beteiligen wird. Als Fortums Mehrheitseigner sehe die finnische Regierung es für den Konzern nicht als möglich an, mehr in Uniper zu investieren, sagte Europaministerin Tytti Tuppurainen der finnischen Nachrichtenagentur STT. Fortum habe sein Engagement bereits gezeigt. Der finnische Staat hält gut 50 Prozent der Fortum-Aktien.
  • Der Flugzeughersteller Airbus steigerte im Juni seine Auslieferungen gegenüber dem Vormonat deutlich. Das Jahresziel von rund 720 auszuliefernden Flugzeugen steht aber in der Schwebe: Nach den ersten sechs Monaten sind davon erst 297 geschafft. Allerdings ziehen die Auslieferungszahlen bei dem Hersteller üblicherweise gegen Jahresende an.
  • Mit der Lieferung der in Kanada gewarteten Siemens-Turbine für die Nord Stream 1-Pipeline sieht Berlin keinen Grund mehr für eine Gas-Lieferkürzung durch Russland. „Damit fällt der Grund weg, warum nicht wieder mehr Gas fließen kann", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Montag. Kanada hatte am Wochenende erklärt, man werde eine Ausnahme von den Russland-Sanktionen machen und die gewartete Turbine nach Deutschland zurückschicken. Siemens Energy kündigte an, die Turbine schnellstmöglich an seinen Einsatzort bringen zu wollen. „Die politische Entscheidung der kanadischen Regierung ist für die Ausfuhrgenehmigung ein notwendiger und wichtiger erster Schritt. Aktuell arbeiten unsere Experten mit Hochdruck an allen weiteren formalen Genehmigungen und der Logistik; dabei handelt es sich unter anderem um Vorgänge, die der Export- und Importkontrolle unterliegen", so ein Sprecher des Unternehmens.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich mit Vorstandschefs deutscher Unternehmen zu den erwarteten Probleme bei der künftigen Energieversorgung und Einschränkungen in den Lieferketten unterhalten. An dem Gespräch am Montag im Kanzleramt habe auch Wirtschaftsminister Robert Habeck teilgenommen, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Auch der russische Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie seien Thema gewesen. Scholz und Habeck hätten sich entschlossen gezeigt, den Kurs einer beschleunigten Energiewende „entschieden fortzusetzen" und dafür zu sorgen, dass Deutschland weniger von einzelnen Energielieferanten abhängig ist. Die Unternehmen hätten unter anderem über Probleme der hohen Energiepreisen berichtet.
  • Mercedes-Benz hat wegen des Mangels an Computerchips und dem zeitweiligen Corona-Lockdown lediglich 490.000 Pkw und damit 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum ausgeliefert, wie der Konzern am Montag mitteilte. Fehlende Teile und Transportprobleme im Zusammenhang mit dem Lockdown in China bremsten Produktion und Auslieferung, wie es hieß. Am wichtigste Einzelmarkt China brachen die Verkäufe um 25 Prozent auf 163.700 Einheiten ein. In Europa ging der Absatz um zehn Prozent auf 154.300 Fahrzeuge zurück.
  • Elon Musk hat am Freitag verkündet, er halte nicht mehr an seiner Kaufabsicht des Kurznachrichtendienstes Twitter fest. Zur Begründung hieß es, Twitter habe gegen eine Vereinbarung verstoßen. Das Unternehmen habe nicht genügend Informationen zur Verfügung stellt, um prüfen zu können, dass nur weniger als fünf Prozent der aktiven Twitter-Nutzer Spam oder Fake Accounts seien. Twitter hatte an dieser Schätzung festgehalten, hält es aber auch für möglich, dass die Zahl höher ist. Musk zufolge weisen falsche Twitter-Angaben über die Anzahl der Spam-Konten eine „wesentliche nachteilige Auswirkung" auf. Laut den Vertragsbedingungen könne er deshalb von dem Geschäft Abstand nehmen. Twitter antwortete mit einer juristischen Volte und kündigte an, vor Gericht gehen zu wollen. Twitters Verwaltungsratschef Bret Taylor zeigte sich davon überzeugt, dass man sich in einem Rechtsstreit durchsetzen würde. Der Streit käme vor den Delaware Chancery Court. Das Gericht könnte den Vollzug einer Übernahme anordnen. Experten sehen die Firma auch in einer besseren Position. Musk müsste für einen Erfolg nachweisen, dass Twitter so gravierende Informationen unterschlagen habe, dass der Deal zu den vereinbarten Konditionen nicht mehr tragbar sei. Unklar bleibt aber, ob man Musk zu einer Übernahme zwingen möchte, die er nicht will. In jedem Fall bedeutet das Tauziehen um den Deal schwierige Monate für Twitter.
  • Der Windkraftanlagenbauer Nordex hat noch mehr Finanzbedarf. Dieses Mal sollen durch eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten brutto 212 Mio. Euro eingenommen werden, wie das Unternehmen am Sonntagabend mitteilte. Erst vor zwei Wochen hatte Nordex eine Privatplatzierung bei seinem spanischen Großaktionär Acciona angekündigt, die brutto gut 139 Mio. Euro einbringen sollte. Im Detail hat der Windkraftanlagenbauer die Ausgabe von knapp 36 Mio. neuen Aktien beschlossen. Der Bezugspreis beträgt 5,90 Euro je Aktie.
  • Der Schweizer Reisebedarfshändler Dufry und der italienische Autobahn-Raststättenbetreiber Autogrill wollen fusionieren. Bei dem Deal will der Autogrill-Mehrheitsaktionär Edizione seinen Anteil in Höhe von 50,3 Prozent an Dufry verkaufen, wie beide Unternehmen mitteilten. Dafür soll Edizione eine 20- bis 25-prozentige Beteiligung an Dufry erhalten und damit größter Aktionär des Unternehmens. Die tatsächliche Verteilung hänge davon ab, wie viele Autogrill-Anteilseigner sich für den Erwerb von Dufry-Aktien entscheiden, hieß es weiter. Denn die Schweizer wollen auch die restlichen Anteile und je Autogrill-Papier 0,158 Dufry-Anteilsscheine bieten. Alternativ sollen die Autogrill-Aktionäre eine Barzahlung von 6,33 Euro je Papier wählen können.
  • Amazon-Beschäftigte an mehreren Standorten in Deutschland haben am Montag nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi die Arbeit niedergelegt. Der Ausstand begann nach Angaben von Verdi mit Beginn der Nachtschicht, er soll bis Mittwoch dauern. Die Gewerkschaft fordert von Amazon die Anerkennung des Flächentarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel sowie den Abschluss eines Tarifvertrags. Amazon erwartet durch die Arbeitsniederlegungen keine Auswirkungen auf die Kunden, wie das Unternehmen mitteilte.
  • Der chinesische Herstellerverband China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) erwartet für dieses Jahr einen Anstieg beim Absatz von Fahrzeugen an die Händler um 3 Prozent auf 27 Mio. Einheiten.

Konjunktur & Politik

  • Die EU-Behörden für Gesundheit (ECDC) und Arzneimittel (EMA) empfehlen, dass Personen über 60 Jahre sowie andere medizinisch besonders gefährdete Gruppen bald eine neue Booster-Impfung gegen das Coronavirus erhalten. In einer am Montag veröffentlichten aktualisierten Impfempfehlung heißt es, angesichts der aktuell steigenden Infektions- und Hospitalisierungsraten in einigen Mitgliedstaaten sei dies schon jetzt geboten. Sinnvoll sei eine Booster-Impfung, sobald die letzte Impfung der Betroffenen mindestens sechs Monate zurückliege.
  • Der Ersatz von Gas-Kraftwerken durch Steinkohlemeiler rückt näher. Nachdem zuletzt ein entsprechendes Gesetz durch das Parlament gebracht worden war, haben sich die Ministerien am Montag nach Reuters-Informationen auf die noch nötige Verordnung verständigt. Am Mittwoch solle diese im Kabinett beschlossen werden. Damit kann die sogenannte Netzreserve abgerufen werden. Das betrifft zunächst Anlagen, die eigentlich in diesem und nächstem Jahr abgeschaltet werden sollen.
  • Die Lage um die russische Exklave Kaliningrad droht zu eskalieren. Das EU-Land Litauen hat am Montag die sanktionsbedingten Beschränkungen für den Handel mit der russischen Ostsee-Exklave ausgeweitet. Zu den zusätzlichen Waren, die seit heute im Transit zwischen Russland und Kaliningrad verboten sind, gehören Beton, Holz, Alkohol und Industriechemikalien auf Alkoholbasis, zitierte Reuters einen Sprecher des litauischen Zolls. Russland hatte die EU vor dem Wochenende gewarnt, dass es „harte Maßnahmen" ergreifen könnte, wenn der Transit zwischen Russland und Kaliningrad nicht „in den nächsten Tagen" wieder aufgenommen würde.
  • US-Präsident Joe Biden bereitet sich nach Angaben seiner Vizepräsidentin Kamala Harris auf eine zweite Kandidatur für eine zweite Amtszeit bei der Wahl 2024 vor. „Er hat die Absicht zu kandidieren, und wenn er das tut, beabsichtige ich, mit ihm zu kandidieren", sagte Harris am Sonntag im US-Sender CBS. Bei der Wahl im November 2024 wäre Biden 81 Jahre alt. In Washington gab es Spekulationen, ob er tatsächlich noch einmal antreten würde.
  • Der britische Premierminister Boris Johnson wird vor seinem Rückzug vom Amt die so genannte Übergewinn-Steuer nicht auf Stromerzeuger ausweiten. „Wir haben nicht vor, irgendeine neue Politik einzuführen oder größere Fiskal-Entscheidungen zu treffen,“ sagte ein Sprecher laut Reuters vor Journalisten. Es gebe also keine Pläne, die Steuer auf die Versorger auszuweiten. Johnson hatte am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt.
  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will bei der Gasversorgung mit Tschechien und Österreich zusammenarbeiten. „Natürlich wachsen unsere Sorgen darüber, dass Russland Gaslieferungen ganz offensichtlich als politische Waffe einsetzt, um die Preise in die Höhe zu treiben, Märkte zu verunsichern und Chaos zu verbreiten", sagt Habeck. „Daher müssen wir bei einer weiteren Zuspitzung der Lage solidarisch agieren und uns eng abstimmen." Für Gespräche mit den dortigen Regierungen reist Habeck deshalb am Montag nach Prag und am Dienstag nach Wien. Es müsse eine stärkere europäische Zusammenarbeit bei der Sicherung der Gasversorgung geben.
  • Russlands Machthaber Wladimir Putin erleichtert Ukrainern den Weg zur russischen Staatsbürgerschaft. Er unterzeichnete ein Dekret, welches das Verfahren zur Erlangung der russischen Staatsbürgerschaft für Personen vereinfacht, die ihren ständigen Wohnsitz in der Ukraine oder auf dem Territorium der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk haben. Das Dokument wurde auf dem Portal der Rechtsinformationen veröffentlicht, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA.
  • Im schlimmsten Fall, wenn Russland seine Gas-Lieferungen durch Nord Stream 1 auch nach der Wartung ab dem 21. Juli nicht weiter ausführt, könnte Deutschland in eine Gas-Notlage rutschen. Ökonomen erwarten für dieses Szenario mittelfristig einen Konjunktureinbruch. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank sagte laut Reuters: „Die Augen der Welt werden am 21. Juli auf den Pipeline-Knotenpunkt in Lubmin gerichtet sein." Bliebe das Gas aus, würde zwar nicht sofort der Gas-Notstand herrschen, doch eine weitere Befüllung der Gasspeicher für den Winter wäre schwierig und spätestens 2023 müsste das Gas dann rationiert werden. „Es käme damit erneut zu Lockdowns der Wirtschaft", so Gitzel. „Die deutsche und die europäische Wirtschaft würden in eine tiefe Rezession abrutschen."
  • Der Durchfluss durch die Gaspipeline Nord Stream 1 ist am Montagfrüh auf Null gefallen. Das teilte die Nord Stream AG auf ihrer Website mit. Grund sind laut dem Betreiber jährlich stattfindende Wartungsarbeiten an der Pipeline. Die Rede ist von Überprüfung und gegebenenfalls Instandsetzung oder Kalibrierung etwa der Stromversorgung, des Brand- und Gasschutzes sowie bestimmter Ventile. Auch Software-Updates würden vorgenommen. Die Arbeiten finden laut Bundesnetzagentur nicht an der eigentlichen Leitung sondern an den Verdichterstationen statt, etwa in Lubmin in Vorpommern. Mit Sorge wird die Frage gestellt, ob der russische Energiekonzern Gazprom nach dem Ende der Wartung wieder in vollem Umfang Gas nach Westen liefern wird. Unterdessen geht der Disput um eine in Kanada feststeckende Turbine für die Gas-Pipeline Nord Stream 1 weiter. Russland hatte zuletzt die deutlich reduzierten Gaslieferungen nach Deutschland mit der fehlenden Turbine begründet. Die Ukraine zeigte sich „zutiefst enttäuscht“ über die Entscheidung der kanadischen Regierung, die Turbine nach dem Abschluss von Wartungsarbeiten nun doch ausliefern zu wollen – und damit eine Ausnahme bei den Sanktionen gegen Russland zu machen, wie es in einer Erklärung von Außen- und Energieministerium in Kiew hieß. „Wir fordern die kanadische Regierung auf, diese Entscheidung zu überdenken und die Integrität des Sanktionssystems sicherzustellen.“ Gazprom hatte im Juni seine Gaslieferungen nach Deutschland durch Nord Stream 1 reduziert. Begründet wurde das in Moskau mit der fehlenden Turbine, die nach Wartungsarbeiten sanktionsbedingt nicht aus Kanada zurückgeliefert werden kann. Kanada schickt die Turbine nun erst nach Deutschland, statt direkt nach Russland.
  • Im Vergleich zum Februar haben die freien Tankstellen in Deutschland im Mai kalender- und saisonbereinigt real 11,7 Prozent und nominal (nicht preisbereinigt) 0,5 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet. Dies geht aus vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes hervor. Somit haben die freien Tankstellen in diesem Zeitraum 11,7 Prozent weniger Kraftstoff verkauft.
  • Wie aus neuen Daten der Bundesbank hervorgeht, erhöhten sich die Inflationserwartungen privater Haushalte in Deutschland für die nächsten zwölf Monate von 7,0 Prozent im Mai auf 7,5 Prozent im Juni. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2019. Vor einem Jahr lag der entsprechende Wert nur bei etwas mehr als drei Prozent. Die im Durchschnitt der nächsten fünf Jahre erwartete Inflation stieg im Juni von 5,3 auf 5,4 Prozent.
  • Laut dem Präsidenten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, ist die Lage auf den Intensivstationen in deutschen Kliniken für einen Sommer zwar nicht dramatisch, aber ungewöhnlich angespannt. „Wir müssen schon wieder schauen, dass wir unsere Reihen geschlossen halten, das heißt, wir müssen Personal verschieben, wir müssen Personal aus dem Frei holen, also nach zwei Wochenenden auch das dritte Wochenende arbeiten", sagte Marx im ZDF-"Morgenmagazin". „Wir müssen auch schon wieder leider einige Operationen, die nicht unbedingt notwendig sind, verschieben, damit wir eben entsprechend alle unsere Notfälle gut und sicher versorgen können.“ Verschiedene Faktoren kommen gerade zusammen, wie er deutlich machte. Derzeit würden nicht nur etwa doppelt so viele Covid-Patienten wie zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr intensivmedizinisch behandelt, es stünden auch fast 2.000 Intensivbetten weniger zur Verfügung, und viele Mitarbeiter in den Kliniken seien krank.
  • Kiew plant eine groß angelegte Offensive zur Befreiung der besetzten Gebiete im Süden des Landes und forderte die Menschen dort auf, sich in Sicherheit zu bringen. Präsident Wolodymyr Selenskyj befahl seiner Armee, die besetzten Gebiete im Süden zurückzuerobern. Zivilisten im besetzten Süden wurden wegen der geplanten Armee-Offensiven zur Flucht aufgerufen. Einwohner der Gebiete Cherson und Saporischschja sollten dringend ihre Häuser verlassen – notfalls auch in Richtung der bereits seit 2014 von Russland annektieren Schwarzmeer-Halbinsel Krim, sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk am Sonntagabend. Das sei notwendig, damit die Menschen im Zuge bevorstehender Rückeroberungsversuche nicht gefährdet würden.
  • Der Streik der Öl- und Gasarbeiter im Kampf für höhere Löhne in Norwegen ist beendet. Die Regierung habe eingegriffen, sagt der Gewerkschaftsführer Audun Ingvartsen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Die Mitarbeiter würden so schnell wie möglich ihre Arbeit wieder aufnehmen.
  • Die chinesischen Verbraucherpreise sind im Juni deutlicher gestiegen als erwartet worden war. Sie legten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent zu, wie das Statistikamt am Wochenende bekanntgab. Der Anstieg im Juni war der stärkste seit zwei Jahren. Im Mai waren die Preise noch um 2,1 Prozent angezogen.

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