"Trumpflation"
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Schon wurden neue Begriffe kreiert wie die „Trumpflation“ oder die „Trumponomics“. Doch denken wir einmal darüber nach mit welchen Versprechungen neue Regierungen bzw. Präsidenten stets antreten und wieviel davon tatsächlich am Ende der Legislaturperiode umgesetzt worden sind.
Präsident Obama hatte acht Jahre Zeit und glaubt man den Analysen, so konnte er gerade einmal 10 % seiner Wahlversprechungen umsetzen. Wenn nun die Anleger aufgrund diverser Versprechen ihre Meinung um 180° gedreht haben, so kann dies nur auf ihre eigene vorangegangene Fehleinschätzung zurückzuführen sein und da sie Angst haben etwas zu verpassen, schwimmen sie nun wie die Lemminge in die Gegenrichtung und blenden sämtliche Risiken aus. Trump sprach von Amerika „First“, also wurden zunächst einmal amerikanische Aktien gekauft, er versprach ein gigantisches Konjunkturprogramm, alleine Infrastrukturkosten von über 500 Milliarden USD will die Regierung übernehmen.
Die Finanzierung ist noch völlig unklar und doch war man sich plötzlich einig, dass dieser Mann die Inflation deutlich beschleunigen wird. An den Anleihemärkten kam es zu einem Kursrutsch und zweistelligen Kursverlusten. Trump zeigte sich freundlich gegenüber Russland, die russischen Aktien stiegen, er fletschte die Zähne gegenüber China, chinesische Aktien verloren.
Dabei ist der derzeit beginnende Aufschwung primär den Chinesen zu verdanken, ihr Konjunkturprogramm hat die Rohstoffmärkte belebt und damit auch allen anderen Ländern Mut gemacht zu investieren. Die zuletzt gesehenen besseren Konjunkturdaten sind noch auf Erhebungen zurückzuführen vor der US Wahl. Nun aber warnt China die USA vor einem Handelskrieg. Die Anleger ignorieren es. Doch damit nicht genug ignoriert man auch die möglichen Auswirkungen der steigenden Zinsen, immerhin lag der Zinsdienst auf dem tiefsten Stand aller Zeiten obwohl die Schulden unverändert hoch sind. Man ignoriert auch den deutlichen Anstieg des US Dollars, welcher inzwischen ein Vierzehnjahreshoch gegenüber dem Währungskorb erreichte. Über geopolitische Risiken wird nicht einmal mehr nachgedacht!
Inzwischen sind sowohl die Aktienmärkte als auch viele Rohstoffbereiche stark überkauft, dies gilt insbesondere auch für den Dollar. Der Extremoptimismus spricht für eine längst überfällige Konsolidierung bzw. Korrektur. Überverkauft hingegen sind die Anleihemärkte sowie der Edelmetallsektor. Entsprechend ist hier auch ein extremer Pessimismus erkennbar was wiederum auf eine baldige Erholung dieser Sektoren hoffen lässt.
Ein Blick auf Europa und die dort herrschenden Risiken werden plakativ von Thorsten Krämer in seinem Interview im Smart Investor dargestellt. Zum Beispiel für den Fall, dass das Euro Projekt vorzeitig beendet wird: „In diesem Fall würden die Finanzsysteme implodieren und es käme unter chaotischen Verhältnissen an den Finanzmärkten zu Kapitalverkehrsbeschränkungen und zur Devisenbewirtschaftung. … als Anleger könnte man aber kaum davon profitieren, weil die Disposition über Vermögenswerte eingeschränkt werde, hohe Ausfallquoten drohen würden und zur Deckung von Überschuldungssituationen in den Kreditgeberländern wie Deutschland und Österreich konfikatorische Maßnahmen des Staates nahezu unausweichlich wären.
Diejenigen die mit kreditfinanzierten Immobilien in Deutschland oder Österreich von der Eurokrise zu profitieren glaubten, hätten eine gute Chance sich dann mit Arbeitslosen und zahlungsunfähigen Mietern, prolongationsunwilligen Hypothekenbanken, depressionsbedingt implodierenden Immobilienpreisen und einer womöglich erstrangigen Lastenausgleichshypothek des Finanzamtes über 25-50 % des früheren Verkehrswertes des Immobilie konfrontiert zu sehen.“
Die Konsequenz hieraus wären Preiseinbrüche am Immobilienmarkt von bis zu 90 % sowie eine explodierende Zahl von Konkursfällen. Ob diese Sichtweise realitätsnah ist, darüber werden wir detailliert in unserem Jahresausblick Ende Januar Stellung nehmen. In Europa dürften die Regierungen vor erst alles dem Ziel unterordnen die Eurozone zu erhalten.
Dies bedeutet Kompromisse zur italienischen Bankenrettung werden nötig sein, es bedeutet die konjunkturelle Entwicklung so positiv wie möglich zu präsentieren und Ängste zu schüren vor linken und rechten Abweichlern. Ein glücklicher Umstand scheint darin zu bestehen, dass die Wahlen in Holland und Frankreich voraussichtlich vor der nächsten Flüchtlingswelle liegen und dass in Italien die Neuwahlen so angesetzt werden können, dass die Bankenkrise zu mindestens zuvor einmal abgehakt werden kann.
In diesen Dingen hat man schon einiges an Übung, ob es sich um Regelbrüche handelt, Gesetze zu dehnen, zu interpretieren oder gar zu brechen, insbesondere die EZB unter ihrem italienischen Goldman Sachs Chef Draghi kennt das Wort Skrupel in keiner Sprache.
Zunächst lautet unser Fazit dennoch: kurzfristig gewinnt der Wirtschaftsaufschwung an Dynamik, mittelfristig besteht Anlass zur Hoffnung, Euphorie hingegen scheint uns fehl am Platz, gibt es doch viel zu viele Unsicherheiten ob geopolitischer Art oder letztendlich in der Person des neuen US Präsident liegend.
Was fuer ein Aufschwung. Wie irre steigende Pixelmaerkte haben mit Hoffnung zu tun , nicht mit Aufschwung. Das im Nov. und Dez. mehr gekauft wird ist doch normal.