Trump setzt weltweite Zölle durch – Halbleiter mit Sonderregeln
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Besonders hart trifft es Exporteure aus Brasilien (50 %), der Schweiz (39 %), Kanada (35 %) und Indien (25 %). Ziel der Maßnahme ist es, das US-Handelsdefizit zu reduzieren, die Industrieproduktion zurückzuholen – und gleichzeitig Milliarden in die Staatskasse zu spülen.
Die Zölle gelten für alle Importe, die ab 12:01 Uhr EDT am Donnerstag in die Vereinigten Staaten eingeführt werden. Güter, die sich vor dem Stichtag bereits auf dem Transportweg befinden, dürfen noch bis zum 5. Oktober zu den bisherigen Tarifsätzen eingeführt werden. Laut US-Zollbehörde beginnt damit nun die konkrete Umsetzung von Trumps lang angekündigter "Reziprozitätsstrategie“. Wer nicht zu entsprechenden Zugeständnissen bereit ist, zahlt deutlich mehr.
Indien unter Beobachtung - Chips trifft es mit bis zu 100 %
Indien steht zudem wegen seiner fortgesetzten Ölkäufe aus Russland unter besonderer Beobachtung: Eine zusätzliche Zollstufe von 25 % soll dort in 21 Tagen greifen. China wiederum droht ab dem 12. August eine weitere Eskalation, falls keine Verlängerung des zuletzt vereinbarten Zollstillstands erfolgt.
Acht große Handelspartner – darunter die EU, Japan und Südkorea – konnten sich hingegen mit Washington auf reduzierte Sätze von 15 % einigen. Für Großbritannien gilt ein Basissatz von 10 %, während Länder wie Vietnam, Indonesien, Pakistan und die Philippinen mit Sätzen um 19 % bis 20 % davonkommen. Ein Schlupfloch für „Umladung“ über Drittstaaten will Trump mit einem zusätzlichen Strafzoll von 40 % schließen – Details zur Durchsetzung bleiben allerdings unklar.
Parallel zu den allgemeinen Importabgaben greifen sektorspezifische Sonderzölle, darunter auf Halbleiter, Pharmazeutika, Fahrzeuge, Aluminium, Kupfer und Baustoffe. Die Abgaben auf Mikrochips könnten laut Trump auf bis zu 100 % steigen – mit Ausnahmen für Konzerne, die in den USA fertigen oder investieren. Apple etwa hatte bereits ein US-Investitionsprogramm über 100 Mrd. USD verkündet, was vor Chipzöllen schützt. Auch TSMC, Samsung, SK Hynix und Nvidia sollen Sonderregeln bekommen.
US-Finanzminister Scott Bessent rechnet damit, dass die Einnahmen aus Importabgaben im Jahr 2025 auf über 300 Mrd. USD steigen könnten – im Juni lag das Aufkommen bereits bei einem Rekordwert von 27 Mrd. USD. Gleichzeitig treiben die Zölle die US-Verbraucherpreise spürbar nach oben: Das Handelsministerium meldete zuletzt Preissteigerungen für langlebige Konsumgüter, Fahrzeuge und Haushaltsausstattung.
Ökonomen sehen die Maßnahmen mit Skepsis. William Reinsch vom Center for Strategic and International Studies erwartet kurzfristige Umstellungen in den Lieferketten und eine schrittweise Preissteigerung: "Es wird ein neues Gleichgewicht geben – aber die Auswirkungen auf die Preise werden erst verzögert sichtbar.“ Länder mit besonders hohen Zollsätzen würden unterdessen weiter versuchen, neue Kompromisse mit den USA auszuhandeln.
Fazit: Donald Trump macht ernst, doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Zwar sind die neuen Zölle formal in Kraft, doch zahlreiche Ausnahmegenehmigungen und laufende Hintergrundverhandlungen lassen offen, wie viel tatsächlich an Abgaben fließen wird. Klar ist indes: Die Belastungen für Unternehmen steigen, und damit auch der Druck auf die Verbraucherpreise. Die Inflation dürfte sich infolgedessen als Thema hartnäckig halten, sehr zum Missfallen von Trump.
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