Kommentar
19:23 Uhr, 03.09.2004

Trügerisches Hoffnungssignal

Nach zwei Monaten ohne nennenswerte neue Stellen ist die Jobmaschine in den USA wieder leicht angesprungen.

Das amerikanische Arbeitsministerium schätzt, dass im August 144.000 neue Stellen geschaffen wurden. Sie haben sich nicht verlesen, es handelt sich um eine Schätzung. Denn die Zahlen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten beruhen nicht auf kompletten Erhebungen, sondern auf stichpunktartigen Umfragen. Sehr oft schon wurden sie schon im Folgemonat wieder revidiert. So wurde heute etwa die Juli-Zahl von 32.000 auf 73.000 mehr als verdoppelt.

Die Zuverlässigkeit dieser Daten ist also äußerst mangelhaft. Daher taugen sie auch kaum zur kurzfristigen Analyse, etwa hinsichtlich der Auswirkungen auf die Wirtschaft. Der langfristige Trend jedoch ist eindeutig: Trotz einer beispiellosen Schuldenpolitik der US-Regierung, begleitet von einer fahrlässig lockeren Geldpolitik der Greenspan-Fed, wird Bush junior der erste Präsident seit Herbert Hoover mit einer negativen Jobbilanz sein. Und Hoover war schließlich während der Weltwirtschaftskrise 1929 im Amt...

Weitere Steuersenkungen sind nicht in Sicht, und auch die steigenden Hypothekenzinsen verbauen den amerikanischen Verbrauchern den leichten Zugang zu noch mehr Geld, um ihren oft auf Pump finanzierten Lebensstandard zu halten. Da aber die Mehrzahl der neu entstandenen Jobs schlecht bezahlt und mit wenig Sozialleistungen versehen ist, werden die Konsumenten nicht umhin kommen, den Gürtel enger zu schnallen. Und dann wird die Konjunktur schnell einbrechen, denn der Inlandsverbrauch ist verantwortlich für 2/3 der amerikanischen Wirtschaftsleistung. Bush könnte Glück haben, dass sich diese Entwicklung noch bis nach dem Wahltermin am 2. November hinausschieben lässt. Aber sie wird kommen.

Nun könnten einige deutsche Fondsanleger sagen: Mag sein, aber ich habe keine Amerika-Fonds. Tangiert mich also nicht. Falsch. Die europäische und vor allem deutsche Wirtschaft lebt mangels robusten Inlandkonsums vom Export. Und hier sind die USA ein unverzichtbarer Absatzmarkt. Wenn es dort klemmt, wird auch hierzulande die Börse leiden.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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