Trügerischer Glanz
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Fondsgesellschaften schmücken sich gerne mit Auszeichnungen, unser Rating ist davon nicht ausgenommen. Bei einigen Beurteilungen ist jedoch eine gesunde Portion Skepsis angebracht.
Zu anderen Ratinganbietern äußern wir uns bei Morningstar generell ungern, nicht zuletzt weil wir uns selbst nicht in erster Linie als Ratingagentur sehen. Doch in den vergangenen Monaten sind mir zwei konkrete Fälle derart unangenehm aufgestoßen, dass ich mich eines Kommentars nicht enthalten kann und will.
Da erhielt die Deka als Fondgesellschaft im Oktober die Note sehr gut von RCP Partners in Wiesbaden. Ich war sicherlich nicht der Einzige, der sich ob dieses wohlwollenden Urteils verwundert die Augen rieb. Laut Deka-Pressemeldung würdigte RCP insbesondere den "modernen, teamorientierten und arbeitsteiligen Investmentprozess" der Sparkassen-Fondstochter. Das ist dann doch erstaunlich, schließlich ist laut Meinung zahlreicher Branchenbeobachter eben gerade die Umstellung des Anlageprozesses vor etwa zwei Jahren auf eine Art demokratischen Zentralismus (den ostdeutschen Mitbürgern wird dieser Begriff noch schmerzvoll präsent sein) verantwortlich für die insgesamt eher unterdurchschnittlichen Resultate der Deka-Fonds (durchschnittliches Morningstar-Rating aller Deka-Fonds: 2,77).
Ein Anlageausschuss legt die im Konsens ermittelte Marschroute vor, die Fondsmanager wurden - überspitzt gesagt - zu Ticketschreibern, also rein ausführenden Organen degradiert. Dass viele Köche aber auch in der Vermögensverwaltung den Brei verderben, dazu gibt es mittlerweile auch aufschlussreiche Untersuchungsergebnisse aus der Verhaltenspsychologie (sehr interessant: www.investorsinsight.com/article.asp?id=jmotb101104, ein Artikel von James Montier, Dresdner Kleinwort Wasserstein in englischer Sprache). Wie dem auch sei, welchen Wert hat ein angeblich stimmiger Prozess, wenn die Ergebnisse unbefriedigend sind?
Anfang September bereits gab es einen ähnlich merkwürdigen Fall. Der Commerzbank wurde vom TÜV ein objektiver Fondsauswahlprozess bescheinigt. Entscheidend dafür wahr anscheinend die Tatsache, dass auch hausfremde Fonds angeboten wurden. Weiter hinten im Text erfährt man dann aber, dass trotz allem 80% der Fondsempfehlungen auf ein Cominvest-Produkt (einst Adig) hinauslaufen. Wie bitteschön kann eine angeblich unabhängige Evaluierung der Kundenbedürfnisse zu einem solchen Ergebnis führen, wo doch die Adig sicher nicht zu den besseren Fondsgesellschaften gehört (durchschnittliches Morningstar-Rating: 2,71).
Um eines klar zu stellen: wir würden niemals behaupten, dass unser Rating unfehlbar ist. Es stellt weder eine Kauf- noch eine Verkaufsempfehlung dar, sondern soll lediglich eine erste Orientierung bei der Fondsauswahl bieten. Entscheidend ist, dass unser Rating an alle Fonds vergeben wird und unentgeltlich ist. Letzteres ist bei den erwähnten Fällen anders. Auch ein Hinweis.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.