Kommentar
13:12 Uhr, 11.08.2000

TRIA SOFTWARE

Factsheet:
Erstnotiz: 10. Mai 1999
Streubesitz: 21,8 %
Umsatz: 2000: 17,4 Mio. Euro 2001: 27,3 Mio. Euro
Gewinn/Aktie: 2000: 0,34 Euro 2001: 0,67 Euro
KGV(Kurs bei 35): 2000: 86,67 2001: 44,67

Die Tria Software AG ist eine von den sogenannten "Fallen Angels" am Neuen Markt. Nach Höchstkursen um 83 Euro Anfang des Jahres, dümpelt der Wert zur Zeit zwischen 30 und 40 Euro hin und her. Dabei handelt es sich bei dem Unternehmen aus München um eine innovative, zukunftsorientierte und in den Branchenkreisen sehr bekannte Aktiengesellschaft.
Die traditionellen Standbeine sind die beiden Segmente IT-Consulting und IT-Training.

Der erste Bereich beinhaltet zwei Aufgabengebiete:

Einmal unterstützt Tria Unternehmen, die ihre Organisations- und Datenverarbeitungstrukturen optimieren wollen durch Systemanalyse, Softwareentwicklung und Projektmanagement. Zum anderen beschäftigt sich Tria mit der Planung, Konzeption, Realisierung von Netzwerken bei Großfirmen aus den Bereich Banken, Versicherungen und Telekommunikation, inklusive Internet, Intranet und Extranet. Der Umsatz stieg hier um 21 Prozent von 6,5 Mio. DM im ersten Quartal 1999 auf 7,9 Mio. DM im ersten Quartal 2000.

Der zweite Bereich IT-Training beinhaltet umfassende Technologietrainings für Administratoren, System-techniker, Softwareentwickler und Anwender. Projekte bzw. Schulungen im Bereich betrieblicher Standardsoftware wie SAP R/3, Peoplesoft und Oracle bilden einen weiteren Schwerpunkt. In diesem Bereich hat sich Tria als Nischenanbieter etablieren können, denn diese Schulungstätigkeit wird von den meisten anderen Konkurrenten eher stiefmütterlich behandelt.

Bei allen oben genannten großen Softwareanbietern hat Tria eine "Zertifizierung" erlangt. Dies ist einmalig in Deutschland. Von Microsoft und Oracle bekam das Münchner Unternehmen die höchste Autorisierung (zum Vertrieb und zur Implementierung der Software) zum Solution Provider Partner. Für Peoplesoft ist die AG der einzige Trainingsprovider in Deutschland. Dies spricht dafür, daß die Softwarekonzerne großes Vertrauen in die Trainings- und Entwicklungsfähigkeiten der Tria Software AG haben. Der Umsatz im Trainingsbereich erhöhte sich im ersten Quartal 2000 um 161 % gegenüber dem Vorjahr von 1,0 Mio. DM auf 2,7 Mio. DM.
Außerdem schaffte es die Tria Gruppe bis zum 1. Juli 2000 eine flächendeckende Präsenz von 12 Consulting- und Trainingsstandorten in den Ballungszentren Deutschlands aufzubauen. Hierdurch kann Tria über das Trainingsangebot den Kontakt zu den bestehenden Kunden direkt vor Ort pflegen und weitere neue Kontakte aufbauen. Damit kann die Kundenbasis für die hochprofitablen Consultingdienstleistungen erweitert werden.

Zur Zeit richtet sich die Tria Software AG jedoch strategisch neu aus. Die Gesellschaft möchte zum einen das traditionelle Consultinggeschäft stärken und führte dazu auch schon diverse Kooperationen und Akquisitionen durch.
Mit der amerikanischen Precise wurde z.B. ein Exklusivvertrag über den Vertrieb von Consulting-Dienstleistungen für Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz abgeschlossen. Precise gehört zu den weltweit führenden Anbietern von Optimierungssoftware für ERP- und E-Business Applikationen. Die angebotenen Lösungen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Performance-steigerungen von Oracle-basierten Datenbankumgebungen. Beeindruckend ist das Wachstum von Precise: Ausgehend von USD 2,7 Mio im Jahr 1997 konnten bis 1999 die Umsätze auf USD 12,0 Mio. USD gesteigert werden. Die weltweite Kundenbasis wuchs im gleichen Zeitraum von 70 auf 500 Kunden.

Im Juli 1999 wurde die Hunkler Business Solution zu 100 Prozent übernommen. Mit der Software von Hunkler konnte die Leistungsfähigkeit einer SAP-Datenbank bei dem Pharmakonzern Aventis in der Spitze um 500 Prozent gesteigert werden. Diese Beteiligung soll im Unternehmen verbleiben und nicht abgestoßen werden.
Zusätzlich stärkt noch die Zusammenarbeit mit den ebenfalls am Neuen Markt notierten Firmen Easy Software und Fabasoft die Aktivitäten rund um das Geschäftsfeld Dokumentenmanagement.

Weiterer wichtiger Punkt der Neuausrichtungsmaßnahmen ist die Gründung der Tria-I-Products AG Anfang diesen Jahres als drittes Geschäftsfeld. Unter dem Dach dieses Segments werden Beteiligungen an jungen Unternehmen der Zukunfsbranchen E-Commerce, M-Commerce und Internetsicherheit eingegangen, verwaltet und für Börsengänge vorbereitet. Die Tria-I-Products fungiert für die Gesellschaften, an denen Tria Software beteiligt ist oder sich beteiligen wird, als Türöffner. Durch die bereits breite Kundenbasis im traditionellen Geschäft können die Münchner die Produkte und Dienstleistungen der neuen Beteiligungen zusätzlich anbieten. Somit können die oftmals für neue Unternehmen nur schwer zu überwindenden Eintrittsbarrieren recht einfach überwunden werden. Dadurch eröffnen sich für Tria natürlich auch neue Umsatzpotentiale durch Gewinnung von weiteren Großkunden.

Im Bereich E-Commerce hält Tria 30 Prozent an Interway. Interway ist ein Application Service Provider für digitale Marktplätze. Die Münchner bieten mit dieser Beteiligung künftig ihren Großkunden eine technologieführende E-Commerce Plattform an. Der Umsatz der Interway soll von 5 Millionen DM in diesem Jahr auf über 100 Millionen DM im Jahr 2004 steigen.
Die zweite Beteiligung im Bereich E-Commerce wurde am 4. Mai 2000 an der Virtual Laser Systems (VLG) mit 25,1 Prozent eingegangen:
Das Unternehmen hat insgesamt 26 weltweite Patente für einen Laserstrahl angemeldet, der unschädlich für das menschliche Auge eine persönliche ID des Benutzers übertragen kann, wodurch eine vollkommen neue Art des Einkaufens ermöglicht würde: Mit einem solchen Laser-Pointer, der dank seiner geringen Größe auch in Schlüsselanhänger, Uhren oder auch Handies integriert werden kann, könnte man auf Produkte in Schaufenstern, auf Plakaten, im eigenen Haushalt oder gar im Fernsehen zeigen und diese direkt kaufen oder sich Infomaterial zusenden lassen, ohne in den Laden gehen zu müssen. Kunden dieser mehrfach ausgezeichneten Technologie sind u.a. E-Plus, o-tel-o, Ford, Samsung, RTL2 und Siemens.

Im Bereich M-Commerce hält Tria 30 Prozent an Intelligram. Durch ihre Software sind unter anderem Internet-Auktionen und Aktienhandel per SMS-Meldungen (bald auch per WAP) möglich. Technologisch hebt sich Intelligram von den anderen Anbietern dadurch ab, daß mit dieser SMS-Technologie alle deutschen Mobilfunkprovider mit großer Bandbreite und in Echtzeit adressiert werden können.
Der Umsatz soll von 3 Mio. DM im Jahre 2000 auf 70 Mio. DM im Jahre 2004 steigen.

Im Sicherheitsbereich besitzt Tria, neben der Dresdner Bank, eine kleinere Beteiligung von 4,95 Prozent an X-Cellent Technologies. Der Geschäftsführer von X-Cellent war federführend beim Aufbau der Internet-Plattform, der entsprechenden Transaktionssystem und Sicherheitssysteme der Advance Bank.

Weitere Beteiligungen, wie 74,8 Prozent an 12Phone (M-Commerce) und 100 Prozent an eDoc (Wissensmanagment) befinden sich zusätzlich im Portfolio.

Am 21. Juli hat Tria erstmals direkt von einem renommierten Großunternehmen-BMW- einen Auftrag erhalten. BMW wird zukünftig in seinen Testcentern die Software von Partner Precise einsetzen, welche die Reaktionsgeschwindigkeit von Datenbanken erheblich erhöht. Dies ist strategisch außerordentlich wichtig, denn nach erfolgreicher Testphase werden weitere Einsatzmöglichkeiten geprüft.

Fazit:

Tria unterscheidet sich von klassischen Internet-Start Ups dadurch, daß die Unternehmensgruppe mit ihren beiden klassischen Geschäftsfeldern schon lange über wachstums- und ertragsstarke Einheiten verfügt. Allein im ersten Quartal 2000 erzielte" Tria Classic" einen Umsatz von 10,8 Mio. DM - das sind 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist Tria nicht auf das Versilbern von Beteiligungen angewiesen, um Geld für Wachstum und neue Akquisitionen aufzubringen.

Außerdem kann man den neuen Töchtern mit Vertriebsstärke, fachlichem Know-how und der guten Kundenbasis zu einem schnellen Wachstum verhelfen, was sich letztlich natürlich wieder in einem höheren Wert der Beteiligungen widerspiegelt und so auch den Unternehmenswert von Tria steigert. Zusätzlich zählt Tria mit einer Umsatzrendite von 12 Prozent zu den profitabelsten IT-Werten am Neuen Markt.

Die größte Ertragsphantasie ergibt sich jedoch durch die geplanten Börsengänge der Beteiligungen.

Zwischen Ende 2000 und 2002 will Tria bis zu drei Unternehmen an die Börse bringen (Intelligram, Interway und VLG).

Tria steht jedoch noch am Anfang seines Beteiligungsgeschäftes - es muss daher erst noch beweisen, daß die oben geschilderte Strategie auch aufgeht. Zudem ist Tria schon relativ hoch bewertet, was jedoch vor allem daran liegt, daß bis jetzt nur der Tria Classic Bereich zum Umsatz und Gewinn beiträgt. Erst ab dem kommenden Jahr werden Umsätze aus dem Beteiligungsgeschäft generiert werden. Des weiteren hat Tria am dritten August ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt, welches die Kursentwicklung positiv beeinflussen sollte und den Glauben des Unternehmens an seine eigene Qualität verdeutlicht.

Im laufenden Geschäftsjahr könnten zudem die Erträge noch zurückgehen, da durch die Kooperationen und den Anteilserwerb hohe Kosten auflaufen. Tria-Software sehen wir daher bei dem jetzigen Kurs-Niveau nicht als Kauf - günstigere Einstiegskurse sollten abgewartet werden.

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