Traute Einigkeit bei den Prognosen
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Sieht man sich die Voraussagen der großen Finanzhäuser für die Börsenentwicklung in diesem Jahr an, so fällt eine große Übereinstimmung auf. Grund genug zur Skepsis.
Ob Banken, Versicherungen oder Broker, ob Amerikaner oder Europäer: die Chefvolkswirte gehen in ihrer großen Mehrheit von moderaten bis kräftigen Kursanstiegen im ersten Halbjahr aus, und sie prognostizieren auch fast unisono eine Konsolidierung in der zweiten Jahreshälfte. Noch einmütiger sind die Strategen bei der Währungsvoraussage: allerorten geht man von einer Fortsetzung des graduellen Abwärtstrends des US-Dollars aus.
Es gibt mehrere Gründe, diesem Einheitsbraten nicht zu trauen: Erstens ist die Trefferquote der Strategiegurus Jahr für Jahr gering, selbst die Wetterfrösche liegen öfter richtig. Zweitens wird von ihnen erwartet, optimistisch zu sein, sie sollen schließlich nicht die Kunden ihrer Arbeitgeber verschrecken. Drittens muss man sich fragen, woher denn die Nachfrageimpulse am Aktienmarkt kommen sollen, wenn alle augenscheinlich schon für den Aufschwung positioniert sind.
Zudem sollte man kritisch hinterfragen, warum denn die Volkswirte schlauer sein sollen als die Firmenchefs, die ihre eigenen Aktien in rekordverdächtigem Ausmaß abstoßen (die Insiderverkaufsquote bewegt sich in den USA nahe historischen Höchstständen). Und warum der Goldpreis angesichts dieser rosigen Aussichten unverdrossen weiter steigt?
Wer sagt eigentlich, dass sich China und Japan bis zum St. Nimmerleinstag weiter mit Dollars eindecken werden, um das ausufernde Bilanzdefizit der Amerikaner zu finanzieren? Wenn Tokio und Peking hier die Reißleine ziehen sollten, wäre es mit dem geordneten, von allen Beteiligten erwünschten Rückzug des Dollars vorbei. Ein Crash wäre unvermeidlich, mit allen dazu gehörigen Folgen.
Die Fondsgesellschaften jedoch holen wieder die Aktienfonds-Werbebroschüren aus den verstaubten Regalen, und die gerade erst begonnene Debatte über eine angemessene Vermögensaufteilung rückt wieder in den Hintergrund. Marge im Vertrieb ist angesagt.
Dem Fondsanleger kann man nur raten, seine Portfoliostruktur wie immer gründlich zu überprüfen. Sollte der Aktienanteil durch die kräftigen Gewinne im vergangenen Jahr die Zielbandbreite überschritten haben, sind Anpassungen gewiss eine gute Idee. Selbst wenn man dadurch ein Stückchen Rallye verpassen sollte.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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