Kommentar
23:58 Uhr, 03.05.2013

Tradingstrategie: Kombinationstrades

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

in meinem letzten Wochenendkommentar (hier klicken) hatte ich bezüglich der Auswahl interessanter, mittelfristiger Tradingkandidaten von Diversifizierung und konträrer Positionierung gesprochen. Diese Thema möchte ich heute nochmals aufgreifen und vertiefen, es ist essentieller Bestandteil eines intuitiven Tradingstils. Ein Gespür für die Trendstärke und die Anfälligkeit für eine Trendbewegung zu entwickeln ist eine wichtige Komponente für kontinuierlichen Tradingerfolg. In diesem Sinne sind auch gegensätzliche Positionierungen, also Long und Short gleichzeitig innerhalb derselben Assetklasse, ein wichtiger Bestandteil des Tradingkonzepts.

Ich hatte folgendes Beispiel genannt: "Beispielsweise wäre die Kombination aus einem Apple Put und einem Johnson & Johnson Call seit November eine wahre Goldgrube gewesen, während mit dem DAX kein Blumentopf zu gewinne war." Um dieses Beispiel nochmals zu verdeutlichen hier der Vergleichschart (Linienchart seit 27.11.2012):


Der Vergleich hat sich etwas relativiert seit vergangener Woche, da standen alle drei Basiswerte noch "günstiger" für diesen Rechnung. Dennoch kann sich das Ergebnis sehen lassen: Während der DAX seit dem 27.11.2013 lediglich knapp 9 % zulegen konnte, wäre die Performance einer ungehebelten Johnson & Johnson Longposition kombiniert mit einer ungehebelten Apple Shortposition zu einem (vor Devisenkursschwankungen abgesicherten) Gesamtergebnis von fast 47 % gekommen. Vergangenen Freitag wäre die Performance noch bei ca. 7% im DAX und 52 % im Kombinationstrade gewesen.

Warum Long und Short gleichzeitig??

Die Vorteile einer solchen Diversifizierung im Depot ist zum einen die Risikostreuung, man investiert in mehrere Kombinationstrades und setzt damit auf mehrere Pferde. Diese Vorgehensweise ist bei größeren Depots absolut notwendig, lediglich bei sehr kleinen Depots muss auf Grund zu hoher Transaktionskosten die Aufnahme zu vieler Positionen überdacht werden. Den wesentlicheren Vorteil erhält man aber durch einen Nebeneffekt der Diversifikation mit Kombinationstrades: Man legt sich nicht auf eine Meinung zur Marktrichtung fest. Oftmals beherrscht Unsicherheit das Bild, klare Richtungen sind dann nicht immer zu erkennen.

Mit einer Diversifikation in Long- und Shorttrades innerhalb derselben Assetklasse stellt man sich dann am Ende an die Seitenlinie und ist für beide Marschrichtungen gerüstet. Und hier kommt der Grundgedanke der Trendstärke mit ins Spiel: Es geht nämlich nicht darum "blind" oder im antizyklischen Stil in Long- und Shortpositionen zu springen, sondern möglichst günstige Einstiege bei Basiswerten innerhalb ihres übergeordneten Trends zu suchen.

Die Starken shorten, die Schwachen kaufen?

Ein aktuelles Beispiel: Ein antizyklischer Pair Trade wäre z.B. eine Longposition auf die überaus schwache Commerzbank Aktie, die momentan optisch sehr günstig scheint, gepaart mit einem Shorttrade auf die Bayer Aktie, die knapp unterhalb ihres Allzeithochs notiert. Damit erscheint sie unbedarften Anlegern als zu teuer. Bei beiden Basiswerten würde man also gegen deren übergeordnete Trendrichtung spekulieren. Zwar kann auch eine solche Kombination gut gehen, wahrscheinlicher ist jedoch das Gegenteil: Sollte der DAX weiter nach oben hin durchstarten, würde die Bayer Aktie als Outperformer überproportinal stark steigen, die Commerzbank innerhalb ihres Bärenmarktes hätte es da schwerer auf dem Weg nach oben. Anders herum genauso: Sollte der DAX abstürzen, wäre die Commerzbank Aktie viel anfälliger für einen größeren Rutsch, als die starke Bayer Aktie.

Ich würde also mit einer solchen Positionierung nicht ganz so gut schlafen, hätte ein eher mulmiges Gefühl. Und das "Gefühl", dass ich bei meiner Depotbestückung habe, muss stimmen. Ansonsten neigt man als Trader zu unvernünftigen Entscheidungen. Es ist die eigene Erfahrung und das jahrelange studieren tausender Chartverläufe, was mich zu der Erkenntnis gebracht hat: Die Marktteilnehmer neigen eher dazu, temporäre Verhaltensmuster beizubehalten und nachzuahmen, als sein Verhalten zu ändern. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass es sich dabei um einen Charakterzug des Menschen handelt, sich aus Unsicherheit oder Angst lieber an Altbewährtes zu klammern, anstatt neue Wege zu gehen und Veränderung zu forcieren. Aber hier driften wir in die psychologische und philosophische Richtung ab, das soll nicht Thema dieses Beitrags sein.

Zurück zum Beispiel mit den DAX Aktien: Ich würde mich also viel wohler fühlen, wenn ich in naher Zukunft bei Erholungen günstig in einen Shorttrade auf die Commerzbank Aktie (oder einen anderen Underperformer) komme und ebenso bei Korrekturen des Marktes günstige Longeinstiege bei der Bayer oder anderen sehr starken Aktie finde, um einen mittelfristigen Kombinationstrade anzusetzen. Dann wüsste ich, ich handle mit den übergeordneten Trends beider Basiswerte. Egal wie sich der DAX dann verhält, stehen die Chancen gut, überproportional zu profitieren, selbst wenn einer der beiden Trades letztlich im Minus geschlossen wird. Der andere Trade sollte dann mit Richtung des DAX-Schwungs deutlicher zulegen können als der andere verliert. Natürlich kann auch dieser Ansatz schiefgehen, wie alles an der Börse. Es ist nur ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten, aber ein guter Weg, die Wahrscheinlichkeitsverteilung etwas mehr in seine Richtung zu zerren.

Fazit: Kombinatiostrades gegensätzlicher Positionierungen innerhalb einer Assetklasse erhöhen die Chancen auf eine positive Performance, wenn man ein paar Grundregeln beherzigt: Prozyklisch investieren, trendstarke Werte und Branchen suchen und das Risiko wenn möglich auf mehrere Basiswerte streuen. In diesem Sinne werde ich in den kommenden Wochen und meinem künftigen Tradingservice Trades erläutern und eingehen.


Ein schönes Wochenende und viel Erfolg,
André Rain - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

GodmodeTrader ist ein Service der BörseGo AG : http://www.boerse-go.ag


"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert."

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Über den Experten

André Rain
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Technischer Analyst und Trader
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André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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