Traders Interview - Duevel
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Carl Wilhelm Duevel - Grundtugend: Geistige Unabhängigkeit
Carl Wilhelm Duevel ist Baujahr 1966, verheiratet und lebt in Norddeutschland unweit der Nordsee. Im Rahmen seiner mehrjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr in München hat er Betriebswirtschaft studiert und schrieb seine Diplomarbeit über ein mathematisches Optimierungsmodell – die Dynamische Programmierung. Eine der praktischen Problemstellungen, auf die das damals modellhaft übertragen wurde, war die Optimierung der staatlichen Geldpolitik. Ohne es damals zu ahnen, war dies sein erster Kontakt mit dem Forex-Markt.
TRADERS’: Wie kamen Sie zum Trading? Wann begannen Sie damit?
Carl Wilhelm Duevel: Ich wollte nie Trader werden, aber es gab Rahmenbedingungen, die etwas anderes nicht zuließen. Als mein Vater Ende der 90er Jahre verstarb, verfügte er die Errichtung einer Stiftung, deren ehrenamtliche Führung ich gern übernahm. Allerdings konnte ich vor allem in der Aufbauphase keinem „normalen“ Hauptberuf nachgehen. Aus diesem Grund musste ich aus dem mir zur Verfügung stehenden Kapital meinen Lebensunterhalt bestreiten. Es war zunächst eine Bank, die mein Aktiendepot verwaltete. Als Ende 1999 die Spekulationsblase platzte und die Bank nicht in der Lage war, die erwirtschafteten Gewinne zu sichern, übernahm ich 2000 selbst die Verwaltung. Ich tat dies nicht, weil ich glaubte, es besser zu können. Ich rechnete eher damit, auch Kapital zu vernichten. Aber so konnte ich mir die Bankgebühren für die „Vermögensverwaltung“ sparen. Nach anfänglichem Test verschiedener Tradingmärkte entschied ich mich 2003 aus mehreren Gründen für den Forex-Markt.
TRADERS’: Welche Gründe waren das?
Carl Wilhelm Duevel: Von Beginn an habe ich meine Trades unter dem Schutz eines vernünftigen Risiko- und Geldmanagements gemacht. Ich bin mir sicher, dass ich deshalb auch die „Versuch und Irrtum – Phase“ auf meinem Weg in den Forex-Markt finanziell überleben konnte. Insbesondere beim Aktienmarkt hatte ich oft das subjektive Gefühl, dass größere Marktteilnehmer Vorteile mir gegenüber hatten. Aufgrund meines kleinen Tradingkontos musste ich meine Stopps eng setzen. Oft sah ich dann aber, wie der Kurs meine Stopps auslöste und dann in die von mir favorisierte Richtung drehte. Ich hatte das Gefühl, dass es mit großen Positionen möglich war, solche Bewegungen bewusst auszulösen. Im Forex-Markt werden handelstäglich fast zwei Billionen US-Dollar getauscht. Keinem Marktteilnehmer ist es dort möglich, mit Kapital den Kurs zu beeinflussen.
TRADERS’: Wie würden Sie Ihr Handelskonzept zusammenfassen?
Carl Wilhelm Duevel: Es ist der Ausdruck eines bewusst einfach gehaltenen Marktverständnisses. Es beinhaltet technische und fundamentale Elemente, wobei mir stets wichtig ist, dass sie die Bewegungen ausdrücken, die ich mir vernünftig und realistisch erklären kann. Übertreibungen in den einzelnen Analysetechniken sind keinesfalls zielführend, sie vernebeln auch schnell den Sinn für reales Marktgeschehen.
TRADERS’: Könnten Sie das etwas genauer erklären? Was genau
meinen Sie mit Übertreibungen in den einzelnen Analysetechniken?
Carl Wilhelm Duevel: Die einfachen Systeme haben die längste Lebensdauer. Das ist unumstritten. Wer Systeme optimiert, verkompliziert fast immer die Vergangenheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich genau der idealtypische Kursverlauf in Zukunft wiederholt, sinkt mit dem Grad der Komplexität. Ich habe aus Interesse die Übertreibungen, die ich ansprach, mit einigen Analyseverfahren getestet. Ich habe beispielsweise das Dreier- Wellenmuster, das ich anwende und in meinem Trainingsprogramm lehre, gegen eine sehr tief in Wellen gegliederte Elliott-Wellen-Analyse mit mehreren Unterwellenniveaus im praktischen Handel getestet. Besser war ich deshalb aber nicht. In der Candlestick-Analyse brachte die Verwendung von schwarzen Anzügen, schwarzen Schuhen und kurzen Nacken auch keine Verbesserung. Es war stets die Verkomplizierung von Einfachem und Erprobtem ohne Ergebnisverbesserung.
TRADERS´: Mit welchen Techniken arbeiten Sie bevorzugt?
Carl Wilhelm Duevel: Aus dem großen Angebot an technischen Analyseverfahren nutze ich ein einfaches Dreier-Wellenmuster, um innere, äußere und übergeordnete Trendlinien festzustellen. Zur Kursprognose hat sich der Einsatz von Fibonacci-Zahlen als außerordentlich zuverlässig erwiesen – sowohl die Fibonacci-Retracements als auch die Fibonacci-Projections. Wenn sich der Kurs bei einem Kursrücksetzer einem Level nähert, bei dem ich eine hohe Wahrscheinlichkeit der Umkehr in die ursprüngliche Trendrichtung vermute, warte ich auf einfache Candlestick-Muster wie Engulfing Candles, Morning bzw. Evening Stars sowie Tweezer Tops und Bottoms.
Die Verwendung dieser Elemente der Technischen Analyse ist die konsequente Umsetzung meiner Grundeinstellung als Händler – ich glaube, dass die einfachen Methoden eine längere Lebensdauer haben als die im Moment hochoptimierten Handelssysteme.
TRADERS´: Sind Sie ein systematischer Händler?
Carl Wilhelm Duevel: Ich bin weder ein reiner Systemhändler noch ein rein diskretionärer Händler. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Solange letztendlich Menschen den Markt gestalten, wird der rein systematische Ansatz nie die emotionalen Bewegungen des Marktes treffen können – das ist meine Überzeugung zumindest für den Forex-Markt. Auf der anderen Seite ist der reine „Diskretionär“ schnell Opfer der Emotionen, die er an sich handeln möchte.
TRADERS’: Welche Elemente Ihres Tradings sind systematischer Art?
Carl Wilhelm Duevel: Die technischen Setups sind systematisch. Bevor ich nach Einstiegsmöglichkeiten suche, müssen vordefinierte Voraussetzungen erfüllt sein. Sind sie es nicht, gehe ich auch keine Trades ein – auch wenn ich mir diskretionär sicher bin. Zu diesen Setups gehört das Vorliegen eines Trends, den ich mit der Anwendung des Dreier- Wellenmusters feststelle. Weiterhin sind es drei einfache Trendumkehrformationen in der Nähe von Fibonacci-Levels, die einen Einstieg erst ermöglichen.
TRADERS’: Wo liegen die Vorteile systematischer Ansätze?
Carl Wilhelm Duevel: Ein Vorteil ist, dass sie den Menschen als Störfaktor ausblenden. Sie stellen eben nicht in Frage, ob das Handelssystem noch gut ist oder nicht bzw. ob ein Trade wirklich ausgeführt werden soll oder lieber nicht. Systematische Ansätze sind für vollautomatische Orderausführungen geeignet. Sie haben dann den großen Vorteil, dass sie ständig am Markt dran sind.
TRADERS´: Wo liegen Ihrer Meinung nach die Grenzen systematischer Ansätze?
Carl Wilhelm Duevel: Systematische Ansätze können keine realen Marktstimmungen berücksichtigen. Gerade im Forexmarkt sind sie es oft, die ganze Richtungswechsel verursachen. Eine einzige Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten, die den Markt negativ überrascht, kann in Sekundenschnelle ein stabiles Bias umkehren.
TRADERS´: An welcher Stelle kommt bei Ihnen die Subjektivität ins Spiel?
Carl Wilhelm Duevel: Besonders bei der Einschätzung von Wirtschaftsdaten, die zur Veröffentlichung anstehen, kommt Subjektivität ins Spiel. Dabei ist es weniger die makroökonomische Beurteilung als mehr das Abschätzen der Wirkung verschiedener Szenarien auf die Reaktion der Marktteilnehmer. Allerdings habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass man – wenn man die Marktstimmung richtig einfängt – mit einem hervorragenden Chance-Risiko-Profil gute Trades machen kann.
TRADERS´: Was macht ein gutes Handelssystem aus?
Carl Wilhelm Duevel: In der Wahl der Zeithorizonte und der produzierten Volatilität entspricht es der Mentalität des Nutzers. Nicht jeder ist für jedes Handelssystem geeignet.
Es überwacht im Schwerpunkt den Positionsausstieg. Die Einstiegsstrategie ist einfach gehalten – einfach währt am längsten.
Ein gutes Handelssystem muss so einfach sein, dass man es einem Laien in fünf Minuten verständlich erklärt hat. Vielfach wird versucht, Handelssysteme besonders kompliziert zu machen. Man muss keinen Erlkönig programmieren aus Furcht vor Ideenklau. Wenn es ein bestes System der Welt gäbe, könnte man es veröffentlichen. Es würde längst nicht jeder damit Erfolg haben.
TRADERS´: Dann erachten Sie den Ausstieg also als wichtiger als den Einstieg. Können Sie uns vielleicht einige der Kriterien nennen, auf die man bei der Wahl des richtigen Ausstiegs achten sollte?
Carl Wilhelm Duevel: Über allem steht die unabdingbare Notwendigkeit, sich abzusichern. Deshalb wird mit jedem Markteintritt der Maximalverlust auf ein Prozent des Tradingkapitals mit einem Initial Stopp-Loss abgesichert. In einem weiteren Schritt ist es wichtig, sich Gedanken über das Kurspotenzial zu machen. Das war für mich in der Anfangsphase der schwierigste Teil der Planung. Denn es wäre für einen ernsthaften Trader unsinnig, bei einem Trade mehr zu riskieren als gewinnen zu können. Das drückt sich im Chance-Risiko-Profil aus. Das Risiko ist für viele Trader noch einfach zu bestimmen. Ich glaube aber, dass sich zu schnell hinter der Devise „Gewinne laufen lassen“ versteckt wird, weil die Trader gar keine Idee haben, ein Kurspotenzial zu beziffern.
TRADERS´: Wonach suchen Sie denn Ihre Ausstiege? Eher als Funktion des Risikos? Oder an Chartmarken? Oder haben Sie mögliche Stoppparten systematisch getestet?
Carl Wilhelm Duevel: Grundsätzlich legt der akzeptierte Verlust als prozentualer Teil meines Tradingkontos den Stopp fest. Dieser wird allerdings nicht in den freien Raum gelegt. Ein Stoppniveau orientiert sich stets an charttechnischen Marken. Das bewahrt mich vor schlechten Trades, denn wenn die in Frage kommende Chartmarke zuviel Risiko bedeuten würde, ist das, was ich auf dem Chart sehe, nicht mein Trade.
TRADERS´: Suchen Sie immer noch nach neuen Setups?
Carl Wilhelm Duevel: Auf jeden Fall suche ich stets nach neuen Setups. Märkte ändern sich und die jetzt verwendeten Setups können ihre Eignung in Zukunft verlieren. Darauf sollte sich jeder Trader rechtzeitig durch Marktbeobachtung vorbereiten. Je optimierter die Setups sind, desto kürzer ist die Halbwertzeit.
TRADERS´: Wann und woran stellen Sie fest, dass Ihre aktuellen Setups nicht mehr funktionieren? Einfach deshalb, weil Ihre Ergebnisse sich verschlechtern? Bezieht sich das einfach nur auf gewisse Elemente der Setups oder gibt es Teile, die Sie unverändert weiter behalten?
Carl Wilhelm Duevel: Bei allem, was Einfluss auf meine Handelsentscheidung nimmt, achte ich darauf, dass es mit dem realen Geschehen am Markt begründbar ist. Zum Bespiel entsteht eine enge Range vor der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten, weil sich das Gros der Händler auf dieses Ereignis konzentriert. Das ist begründbar. Deshalb gelingt das Ausbruchtrading sehr gut. Die langfristige Kursstimmung in einem bestimmten Währungspaar hängt von der Leitzinsdifferenz ab, weil sie bestimmte Kapitalströme verursacht. Ändert sich diese Differenz wegen bestimmter konjunktureller Entwicklungen, ändert sich der Wechselkurs. Auch das ist begründbar. Deshalb ist Traden von Wirtschafsnachrichten im Forex-Markt erfolgreich. Da ich von dieser Einstellung noch nie abgewichen bin, kamen für mich manche Märkte auch nicht in Frage. Bevor meine Setups nicht mehr funktionieren, müsste sich schon etwas global in der volkswirtschaftlichen Struktur ändern. Von daher ist meine Vorwarnzeit sehr lang.
TRADERS´: Optimieren Sie Ihre Systeme?
Carl Wilhelm Duevel: Ich versuche, mit bewusst einfach gehaltenen Systemen Geld zu verdienen. Es ließen sich sicher hier und da ein paar Prozent durch Optimierung herausholen. Mit jeder Optimierung aber baue ich einerseits mit dem Markt zwangsläufig eine tiefere Beziehung auf, andererseits erhöhe ich die Erwartungshaltung an mein Trading. Beides lädt die Psyche geradezu für Störfeuer ein.
TRADERS´: Welche Märkte handeln Sie und warum?
Carl Wilhelm Duevel: Ich handele ausschließlich den Forex-Markt mit seinen Hauptwährungspaaren. Am Anfang meines Tradings versuchte ich mich zunächst im Aktien- und dann im Futuresmarkt. In beiden hatte ich stets das Gefühl, als kleiner Marktteilnehmer nicht die gleichen Chancen zu besitzen wie die Großen. Wenn ich im Sinne eines angepassten Risiko-Managements wegen meines kleinen Kontos die Stopps sehr eng setzen musste und ausgestoppt wurde, bevor der Kurs dann in die erwartete Richtung lief, kam so ein Gefühl auf.
Der Forex-Markt gibt wegen seines riesigen täglichen Handelsvolumens keinem Marktteilnehmer die Chance, Kurse zu schieben. Auch die den Markt treibenden Wirtschaftsdaten werden für alle zur gleichen Sekunde veröffentlicht.
TRADERS´: Aus welchen Gründen handeln Sie nicht auch die Nebenwährungen? Hier gibt es doch oft sehr schöne und andauernde Trends.
Carl Wilhelm Duevel: Zunächst einmal ist in den Majors genügend Volatilität, um gute Trades machen zu können. Dazu kommt, dass sie zu jeder Zeit ausreichendes Volumen zum Eingehen und Glattstellen von Positionen haben. Bei Nebenwährungen ist das in volatilen Phasen zeitweise ein Problem. Dann ist die Kursgestellung mangelhaft, was allerdings nicht an der Qualität des Brokers liegt. Ein zweites Argument für die Majors ist, dass sich der Einfluss anstehender Wirtschaftsdaten wegen geringerer Informationsversorgung für die Nebenwährungen nicht immer einfach abschätzen lässt. Langfristig investiere ich gern in Nebenwährungen, da ich dann ausreichend Zeit finde, mich mit den Gepflogenheiten der jeweiligen Notenbank zu befassen. Fürs Traden bleibe ich aber lieber bei den Majors.
TRADERS´: Was ist mit dem berühmten Carrytrade? Handeln Sie diesen auch und wie funktioniert er im Prinzip?
Carl Wilhelm Duevel: Den Carrytrade an sich handelt kein Trader, er handelt nur die Auswirkung von Carrytrades. Die von mir stets favorisierte Leitzinsdifferenz ist der Auslöser für diese Investmentart: Verwalter großer Vermögen suchen sich zwei Währungsräume, deren Leitzinsdifferenz maximal groß ist. Paradebeispiel ist der Unterschied zwischen Japan und den USA oder 0,5 Prozent zu 4,75 Prozent. Es werden Kredite in diesem Beispiel in Japan zu niedrigem Zins aufgenommen und in den USA investiert – wenig Schuldzins gegenüber hohen Zinsrenditen bringt ein attraktives Ergebnis. Der Trader kann die Auswirkungen handeln, wenn nämlich dadurch Währungen aufgewertet werden, weil sie wegen der Carrytrades verstärkt nachgefragt werden.
TRADERS´: Welche Instrumente benutzen Sie und warum?
Carl Wilhelm Duevel: Ich handele die Währungen ausschließlich im Spotmarkt. Die Währungen lassen sich genauso als Futures handeln. Allerdings gibt es bei Preisbildung und Reaktionen der Händler auf Marktereignisse Unterschiede zum Spotmarkt. Den Einfluss, den die Wirtschaftsdaten auf die Wechselkurse ausüben, kenne ich nur für den Spotmarkt.
TRADERS´: Wie würden Sie die Unterschiede zwischen Spot- und Futuresmarkt beschreiben?
Carl Wilhelm Duevel: Die Kursbildung verläuft in beiden Märkten unterschiedlich. Im Futuresmarkt als dem originären Markt für Hedginggeschäfte stehen die Zukunftsbewertungen im Vordergrund. Ich habe mich diesem Markt nie nähern können, weil ich in letzter Konsequenz nicht verstanden habe, was auf die Kursbildung genau einwirkt. Der Spotmarkt – zumindest im Forex- bildet kurzfristig die Bewertung von fundamentalen Entwicklungen durch die Marktteilnehmer ab. Langfristig bringt die Kursentwicklung zum Ausdruck, wie Marktteilnehmer die wirtschaftliche und konjunkturelle Verfassung von Währungsräumen beurteilen.
TRADERS´: Wie wichtig ist Money Management?
Carl Wilhelm Duevel: Wenn ich mich in der Tradingszene umschaue, dann passt zum Stellenwert des Money Managements der lapidare Hinweis bei Arzneimitteln „Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie …“. Obwohl das Nichtbeachten eines angemessenen Kapitaleinsatzes extreme Nebenwirkungen hat, führt das Money Management ein Schattendasein. Wenn Sie zwei Türen öffnen würden, wobei über der einen „Seminar Kursvorhersage“ und über der anderen „Seminar Money Management“ stehen würde, hätten Sie an der ersten Tür ein Riesengedränge. Dabei geht es an der zweiten Tür um die Lebensversicherung für den Trader.
TRADERS´: Wie sieht Ihr eigenes Money Management im Grundsatz aus? Worauf sollten Trader Ihrer Meinung am meisten Gewicht legen?
Carl Wilhelm Duevel: Money Management ist die Antwort auf die Frage: „Welchen Teil meines Vermögens kann ich einsetzen, um einerseits das Risiko zu minimieren und andererseits das Maximale aus meiner Tätigkeit herauszuholen?“ Mein Ziel ist es, Setups zu finden, die mir enge Stopps ermöglichen. Den entstehenden Freiraum nutze ich für mehr Kontrakte.
TRADERS´: Wie lange halten sie Ihre Positionen im Schnitt?
Carl Wilhelm Duevel: Einerseits entscheidet das der Markt bzw. meine Risikosteuerung. Andererseits ist die Haltedauer von der Handelsstrategie abhängig. So beläuft sich die Positionsdauer bei der trendfolgenden Strategie „Daily Trend“ schon mal auf mehrere Monate. Das Traden der Ausbruchspaniken nach der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten – meine Lieblingsstrategie – lässt eine Positionsdauer oft nur von 15 Minuten zu.
TRADERS´: Kann es auch sein, dass sich ein Intraday-Trade zum Positionstrade wandelt? Was sind hierfür die Voraussetzungen?
Carl Wilhelm Duevel: Einen Intraday-Trade in einen Positionstrade zu wandeln ist einerseits schwer begründbar und birgt andererseits auch eine große Gefahr. Schwer begründbar deshalb, weil die Parameter für beide Trades von ihrer Natur aus schon vollkommen unterschiedlich sind. Sicherlich wird es Situationen geben, in denen die Voraussetzung für beide Trade-Arten vorliegt, frei wechselbar aber sind sie nicht. Es besteht hingegen die Gefahr, dass ein verlustbringender Intraday-Trade ausgesessen wird, indem man ihn „umdefiniert“ oder das vergessene Glattstellen einer Position zum Abend mit der vermeintlichen Eignung zum Positionstrade geheilt wird.
TRADERS´: Wie viel Prozent Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Carl Wilhelm Duevel: Ich riskiere je nach Strategie 1,5 bis zwei Prozent. Die zwei Prozent kann ich nur beim Ausbruchstrading nach Wirtschaftsdaten einsetzen, weil ich da mit einen extrem guten Risk-Reward-Ratio arbeite. Wer ernsthaft das Traden als Möglichkeit des (Zu-)Verdienstes sieht, sollte nicht über zwei Prozent riskieren.
TRADERS´: Können Sie vielleicht kurz erklären warum und wie dieses extrem gute Chance/Risiko-Verhältnis bei dieser Art von Trade zustande kommt?
Carl Wilhelm Duevel: Im Grunde genommen handele ich enttäuschte Erwartungen. Da niemand weiß, wie die Wirtschaftsdaten bei der Veröffentlichung ausfallen, wirken sie im Zeitpunkt der Bekanntgabe auch massiv auf alle Marktteilnehmer. Ich habe beobachtet, dass sich im Vorgriff auf Veröffentlichungen auf bestimmte Werte eingeschossen wird, ohne dass es dafür irgendeine logische Begründung gibt. Enttäuschen dann die Daten die Erwartungen des Marktes, sehen wir regelmäßig erratische Kursbewegungen. Ein wenig Panik gibt es nicht, und genau da liegt das Zustandekommen des günstigen Chance-Risiko-Profils. Ich kann den Stopp sehr eng setzen, weil meine Stopp-Entry-Order, wie geschildert, nur dann ausgeführt wird, wenn es panikartige Bewegungen am Markt gibt. Das Kurspotenzial beträgt dann ein Fünf- und Mehrfaches des Risikos. Diese Art zu traden hat nur den großen Nachteil, dass man in vielen Fällen gar nicht in den Markt gezogen wird, weil die Daten erwartungsgemäß ausfallen.
TRADERS´: In welchem Verhältnis stehen Gewinn- und Verlust-Trades?
Carl Wilhelm Duevel: Das hängt stark von der Handelsstrategie ab. Bei meiner trendfolgenden Daily Trend-Strategie, die charttechnisch den Trend nutzt, liegen die Gewinntrades bei 40 Prozent. Beim Ausbruchstrading nach der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten liegen sie bei 70 Prozent. Diese Zahl darf aber nicht täuschen. Der Anteil der Gewinntrades liegt deshalb so hoch, weil man in den meisten Fällen gar nicht in den Markt kommt – eben weil es keine Panikreaktionen am Markt gibt. Aber wenn, ist die Trefferquote außerordentlich hoch.
TRADERS´: Würde es Sinn machen, bei einer derart hohen Trefferquote das Risiko zu erhöhen?
Carl Wilhelm Duevel: Ich riskiere stets maximal 1,5 Prozent meines Tradingkapitals. Mit einer Erhöhung des Risikos würde ich mir den mit einer solchen Strategie erarbeiteten statistischen Vorteil wieder nehmen. Dieser spontane, aber oberflächliche Gedanke reizt viele Trader, die an sich einem guten Handelssystem vertraut haben.
TRADERS´: Arbeiten Sie mit Trailing-Stopps und Kurszielen?
Carl Wilhelm Duevel: Zunächst zu den Trailing-Stopps: Ich nutze sie im Forex-Markt nicht, weil sie zu sehr von einem Idealverlauf einer Kursbewegung ausgehen. Es ist zweckmäßiger, eine verfeinerte Exitstrategie einzubauen. Zu den Kurszielen: Die Ermittlung von Kurszielen gehört zu den schwierigsten Aufgaben eines Traders und wird deshalb gerade von Einsteigern gern vernachlässigt. Wie will man aber die so wichtige Beurteilung des Chance-Risiko-Profils durchführen, wenn man sich keine Gedanken zum Kurspotenzial macht?
TRADERS´: Danke für die Theorie. Aber wie sieht eine solche verfeinerte Exitstrategie aus?
Carl Wilhelm Duevel: Bei der Ausbruchsstrategie nach der Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten sieht der Exit folgendermaßen aus: Nach Ausführen der Stopp-Entry-Order, deren Festlegung auf 60-Minuten-Basis erfolgt, wird auf einen 15-Minutenchart gewechselt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Ausbruchsschwung mindestens 15 Minuten andauert und der Wechselkurs dann konsolidiert. In manchen Fällen kommt es dann zu einer Kurskorrektur zurück, in anderen wird nach einer Seitwärtsrange die Ausbruchsbewegung fortgesetzt. Daher wird bei der ersten Konsolidierung der Stopp kurz unter bzw. über die Range gesetzt, um den Gewinn im Falle einer Korrektur zu sichern.
Bei allen anderen Handelsstrategeien wird bei Exitstrategie der Stopp im Rahmen des 3er Wellenmusters jeweils an die Wendepunkte von Kursretracements nachgezogen. Die Gewinne werden damit gesichert, solange der eingeschlagene Trend nicht in Frage gestellt wird.
TRADERS´: Wie wichtig sind Foren bzw. der Austausch mit anderen Tradern für Sie?
Carl Wilhelm Duevel: Foren haben mehr Risiken als Chancen, wenn sie nicht von einer Fachperson betreut werden. Wenn es bei einem klassischen Erfahrungsaustausch bleiben würde, wäre es eine gute Plattform, um Kontakt mit Gleichgesinnten zu pflegen. Vielfach wird aber versucht, mit dem Besuch eines Forums die Verantwortung für das eigene Handeln abzuwälzen, indem dort konkrete Handelsanweisungen gesucht werden. Deshalb ist der Besuch eines nichtbetreuten Forums für mich kein Thema.
TRADERS´: Was sind Vorteile, was Nachteile bei dieser Kommunikation?
Carl Wilhelm Duevel: Die Vorteile liegen im Erfahrungsaustausch, wenn denn für das Trading relevante Erfahrungen ausgetauscht werden. Solange eine Fachperson ein Forum betreut, lässt sich gewissermaßen im Gruppengespräch das eine oder andere Thema vertiefen. Auch die Unklarheiten, auf die gerade der Einsteiger stößt, wenn er allein vor dem Rechner sitzt, lassen sich zeitnah klären. Ein Forum schießt dann an seiner eigenen Zielsetzung vorbei, wenn es fachlich nicht betreut wird. Dann besteht die große Gefahr, dass dort über Themen des Tradings diskutiert wird, die fachlich falsch sind. Deshalb sollte man sich auf die Richtigkeit des dort Gesagten nicht verlassen.
TRADERS´: Welchen Einfluss hatte die Marktentwicklung der letzten drei Jahre auf Ihr Konzept?
Carl Wilhelm Duevel: Im Währungshandel gab es keine außerordentlichen Entwicklungen, die Einfluss auf mein Konzept genommen haben. Mein Verständnis des Marktes, aus dem ich Handelskonzepte ableite, ist einfach gehalten. Es ist deshalb nicht anfällig für Veränderungen im Markt, sofern sie nicht elementar sind.
TRADERS´: An welcher Stelle kommen Emotionen ins Spiel? Wie gehen Sie mit Ihnen um?
Carl Wilhelm Duevel: Emotionen kommen dann ins Spiel, wenn man vom eingelaufenen Weg abweicht. Solange man vor dem Trade alles Wichtige beachtet, insbesondere Regelungen zur Risikoabsicherung, kann man die Emotionen übergehen. Die tauchen ja immer dann auf, wenn eine Position gegen einen läuft.Gerade die Risikoabsicherung, die man vor dem Trade regelt, gibt ein gutes Gefühl der Sicherheit. Nimmt man sich diese Sicherheit dadurch, dass man aus dem Moment heraus handelt und sich vom Marktgeschehen vereinnahmen lässt, vernebeln Verlustangst oder das Eifern um den noch höheren Gewinn den Bezug zur Realität.
Um mich dem gar nicht erst auszusetzen, definiere ich mir Einstieg, Verlustabsicherung und Ausstieg, bevor ich in den Markt gehe. Was dann passiert, überlasse ich dem Markt.
TRADERS´: Was unterscheidet Sie von so vielen weniger erfolgreichen Händlern?
Carl Wilhelm Duevel: Die Frage kann ich so nicht beantworten. Abgesehen davon, wo die Grenze erfolgreich – weniger erfolgreich liegt, müsste man sich in dieser Hinsicht mit anderen Tradern offen austauschen.
TRADERS´: Welche Ratschläge würden Sie Anfängern geben?
Carl Wilhelm Duevel: Zunächst sollte man sich eine solide fachliche Grundlage schaffen. Das kann über Literaturstudium, Seminare, Messen oder Ähnliches geschehen. Angesichts der Fülle an Seminaren und Aus- und Weiterbildungsangeboten, die zurzeit den Markt überschwemmen, ist allein die Auswahl schwer. Dazu kommt noch, dass die Qualität dieser Angebote von sehr gut bis dilettantisch reicht. Es gibt Bestrebungen, die Bildungsbranche für Trader transparent zu machen, was ich voll unterstütze.
Wer sich ein solides Grundwissen angeeignet hat, sollte zügig in den praktischen Handel einsteigen, am besten mit einem guten Mentor. Das ist zwar am Anfang teuer, zahlt sich am Ende aber schneller aus – das sind nicht nur meine Erfahrungen aus der Anfangszeit. Und wer denn endlich im praktischen Handel angekommen ist, dem kann ich als Grundtugend nur dringend raten, geistig unabhängig zu bleiben. Das bewahrt vor vielen Irrwegen.
TRADERS´: Wie planen Sie die weitere Zukunft?
Carl Wilhelm Duevel: Das Kernstück meines beruflichen Lebens, der Eigenhandel im Währungsmarkt, bleibt bestehen. Allerdings möchte ich meine Erfahrungen an andere Trader weitergeben, ohne dass das zulasten meiner Tradingtätigkeit geht. Ich habe mittlerweile eine Fernkurslösung geschaffen, mit der ich Einsteiger an den Forexhandel heranführen kann, ohne meinen Arbeitsplatz verlassen zu müssen.
B1) Trendumkehrformation
Trendumkehrformation an einem der Fibonacci-Level – Morning Star, Dragonfly-Doji, Bullish Engulfing Candle als Longsignal; Stopp-Loss zehn Pips unter dem Low.
B2) Zinsentscheid, Beurteilung und Anweisung
Zinsentscheid der Fed mit – 25 Basispunkten erwartet:
• enge Range von maximal 30 Pips wenige Stunden vor der
Veröffentlichung; (technisches Setup)
Beurteilung der Marktstimmung:
• bei enttäuschender Zinsentscheidung Einbruch beim USD;
Handelsanweisung:
• Stop-Buy sieben Pips über der Range 5 Minuten vor der Veröffentlichung
• Initial Stop Loss zehn Pips unter Entry-Kurs
• Limit-Sell 50 Pips über Entry-Kurs
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