Totentanz bei Escada-Aktie
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München (BoerseGo.de) – Die Verkaufsverhandlungen um den insolventen Modekonzern Escada scheinen auf der Zielgeraden angekommen zu sein. Marktbeobachter rechnen noch in dieser Woche mit einem Abschluss der Transaktion. Diese Nachricht bewegt auch den Kurs der Aktie, die aktuell über 60 Cent notiert. Alleine an der Börse Frankfurt ist bis zum Mittag ein Umsatz von mehr als 300.000 Euro zu verzeichnen. Das ist nicht viel, möchte man meinen. Bezogen auf den tatsächlichen Wert der Aktie sind es aber eigentlich mindestens 300.000 Euro zu viel.
Denn der Wert der Aktie beträgt faktisch 0 Cent, wie es auch das Unternehmen selbst angibt: Am 28.10.2009 stellte Escada als Information für die Aktionäre klar:
„Der Insolvenzverwalter der ESCADA AG wird im Interesse der Gläubiger der Gesellschaft tätig. Seine vornehmliche Aufgabe ist es daher, die vorhandenen Gläubiger-Verbindlichkeiten bestmöglich zu befriedigen.
Die Vorgänge in diesem Zusammenhang sind für die Aktionäre unmittelbar wahrscheinlich ohne Bedeutung: Aktionäre sind Miteigentümer der Gesellschaft und somit allenfalls nachrangige Gläubiger (i.S.v. § 39 InsO). Alle Maßnahmen, die derzeit von Seiten der Insolvenzverwaltung durchgeführt werden, dienen ausschließlich dem Interesse der Gläubiger. Deshalb können den Aktionären nach derzeitigem Stand des Insolvenzverfahrens weder gegenwärtige noch zukünftig realisierte Verwertungserlöse zu Gute kommen. Diese Verwertungserlöse werden den Substanzwert der ESCADA Aktie nicht beeinflussen. Die Aktionäre nehmen nicht am Verteilungsverfahren teil.“
Was erhoffen sich die Käufer also von ihrem Engagement, ein Wunder? Selbst die vorrangig abzufindenden Anleihegläubiger werden nur einen Bruchteil ihrer Anlage erstattet bekommen. Aktuell wird die ausstehende Anleihe mit einem Nominalwert von 200 Millionen Euro bei etwas mehr als 20 Prozent gehandelt. Eine deutlich höhere Insolvenzquote wird offenbar nicht erwartet, selbst wenn ein entsprechender Risikoabschlag einkalkuliert wird. Vor diesem Hintergrund können die Aktionäre schlicht und einfach keinerlei Kompensation erwarten.
Was treibt Anleger also immer wieder dazu, Aktien insolventer Unternehmen zu kaufen? Dafür gibt es genau zwei Erklärungsansätze: Sie könnten hoffen, der leere Börsenmantel könne wegen eventuell vorhandener Verlustvorträge später attraktiv für andere Firmen werden. Ein Beispiel dafür ist WCM. Nach jahrelanger Sendepause könnte es bei diesem Wert tatsächlich so weit kommen. Entsprechende Nachrichten wurden von interessierten Kreisen in den vergangenen Wochen in die Welt gesetzt.
Viel wahrscheinlicher ist aber die Aussicht auf schnelle Gewinne: In einer Art Rattenrennen kaufen Anleger die Aktie, um sie mit einem Gewinn von wenigen Cent wieder weiter zu reichen. Dieses Spiel wird so lange gespielt werden, als genügend Teilnehmer vorhanden sind. Tatsächlich wird in den meisten Fällen also nicht auf einen eventuell vorhandenen Restwert gewettet, sondern auf die Unbedarftheit und Gier anderer Anleger. Für manchen ist das ein gutes Geschäft, die Mehrzahl wird Verluste einfahren. Dieses Phänomen lässt sich immer wieder beobachten, es ist der Antrieb hinter den eigenartigen Bewegungen vieler Zombieaktien. Dabei ist der Name der Gesellschaft gleichgültig, egal ob sie sich nun Arcandor, General Motors (Liquidationsanteile) oder Escada nennen.
Obwohl: Der Markenname Escada wird schließlich verkauft. Ob die Aktie umbenannt werden muss, erscheint bislang unklar.
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