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18:30 Uhr, 16.08.2007

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Nur Desaster würde Zinssenkung rechtfertigen

Der Präsident der Federal Reserve Bank, William Poole, sieht in den Verwerfungen im Markt für zweitklassige Hypotheken keine Bedrohung für die US-Wirtschaft. Lediglich Anzeichen einer Katastrophe würden eine Rechtfertigung für eine Senkung des Leitzinssatzes geben. Für die Verantwortlichen der Fed bestehe nun die Pflicht, die Konjunkturzahlen richtig zu bewerten und im Rahmen des nächsten Treffens des Offenmarktausschusses am 18. September insbesonders den anstehenden Arbeitsmarktbericht für August unter die Lupe zu nehmen.

Es sei verfrüht zu sagen, dass die aktuellen Unruhen in den Märkten mit einer Wende in der Konjunktur und den fundamentalen Gegebenheiten einhergehen. Falls die Notenbank im aktuellen Zeitpunkt, der Hypothekenkrise mit einer Zinssenkung begegnen will und sich danach herausstellt, dass durch die Hypothekenkrise kein Einfluss auf die Gesamtwirtschaft gegeben ist würde der Markt die Ansicht treffen, dass die Fed nicht die Fähigkeit besitzt eine den Bedingungen angemessene Strategie zu treffen.

Poole räumte weiters ein, dass sich die Kreditkrise wegen der Bereinigungen am Hausmarkt voraussichtlich in die Länge zieht. Er könne jedoch nicht sagen, wie lange der Abwärtstrend bestehen bleibt. Der Fed-Präsident bestätigte zudem Spekulationen, dass der größte US-Hypothekenfinanzierer Contrywide Financial wegen der Hypothekenkrise in Insolvenz schlittern könnte. Dies zeige, dass die Hypothekenkrise tiefer verwurzelt ist als vorher von allgemeiner Seite angenommen worden ist. Es gehe nun um die Frage, ob durch die Verwerfungen auch die Unternehmensinvestitionen und Konsumausgaben betroffen sind.

„Ich sehe keine Anhaltspunkte, dass dies gegeben sei. Ich sehe noch keine negativen Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und die Inflation. Ein Übergreifen könne jedoch stattfinden, aber für eine derartige Annahme bedürfe es realer Anzeichen“. Er bedauert nicht, dass die Fed im Rahmen des Offenmarktausschusstreffens am 7. August ihre Ausrichtung zur Inflationsbekämpfung beibehalten hat. Solange der Konsumpreisauftrieb von Fortsetzung getragen ist, habe die Fed ihren Job noch nicht erledigt, führte Poole in einem Interview weiter aus.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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