Top-Artikel - Der Flow des Marktes

Stellen Sie sich vor, wie Sie einen Fluss hinabtreiben. Sie wissen jedoch nicht wo Sie sind. Sie merken lediglich, dass wenn Sie sich in die eine Richtung bewegen, nämlich in die Fließrichtung des Flusses, sie schnell vorankommen. Wenn Sie jedoch in die andere Richtung gehen, also gegen den Strom, dann kommen Sie nur sehr langsam oder gar nicht voran. Tatsächlich kommt es Ihnen sogar so vor, als ob Sie sehr viel Energie aufwenden müssten, nur um ihre Position zu halten. Ihr Leben wird zur Qual. Es hat den Anschein, als ob es Sie in eine andere Richtung leiten will. Da Sie sich schlecht fühlen, versuchen Sie dagegen anzukämpfen. Doch das hilft nicht. Es hat immer noch den Anschein, als ob Sie sich nur in eine einzige Richtung bewegen würden – mit dem Strom des Flusses.

Die meisten Menschen ziehen es vor, gegen den Strom anzukämpfen. Sie versuchen alles Mögliche, nur um gegen die Fließrichtung anzukämpfen und Flussaufwärts zu gelangen. Alle Lösungen wie diese – gegen den Strom ankämpfen – führen zu demselben Ergebnis: Frustration. Was könnten Sie tun, damit Ihr Leben einfacher abläuft, wenn Sie gerade im Fluss stehen würden? Eine Lösung könnte sein, den Fluss ganz einfach zu verlassen. Das käme jedoch dem Aufgeben gleich. Es gibt nur eine einfache Lösung – nämlich zu akzeptieren oder hinzunehmen, dass das Problem gar nichts mit dem Fluss zu tun hat. Der Fluss ist ganz einfach da. Er fließt abwärts, und es gibt nichts, was Sie dagegen tun können. Wenn Sie realisieren, dass das Problem von Ihnen selbst herrührt, dann wird die Lösung offensichtlich – beginnen Sie zu relaxen und treiben Sie mit dem Fluss.

Buy High, Sell Low?

Eines der ältesten Sprichwörter in der Marktpsychologie lautet „Habe keine Angst teuer zu kaufen und billig zu verkaufen“. Lassen Sie uns analysieren was damit gemeint ist. Wenn der Marktpreis hoch ist, dann bewegt sich der Markt nach oben. Jene die Angst haben zu kaufen, weil der Markt bereits zu hoch ist, kämpfen gegen den Strom des Flusses. Es kann durchaus sein, dass der Fluss seine Richtung ändert, Sie können jedoch nicht vorhersehen, ob dies davon abhängig ist, wie lange er davor bereits in eine Richtung geflossen ist. Es kann sein, dass er sich in dieselbe Richtung weiterbewegt, und zwar für eine nicht spezifizierte Zeitspanne. Später, wenn der Marktpreis unten ist, indiziert auch dies die Fließrichtung des Flusses. Jene die Angst haben zu verkaufen, kämpfen wieder einmal gegen den Strom.

Ob Sie jetzt mit dem Strom des Marktes gehen oder gegen ihn ankämpfen, der Markt wird seine Bewegung fortsetzen und Sie dabei auf die eine oder andere Weise mitnehmen.

Warum widerstehen Trader der Fließrichtung der Märkte? Sie tun das, weil sie psychologische Spiele mit den Märkten spielen. Das am weitesten verbreitete Spiel involviert die Unwilligkeit aufzugeben, was man selbst als Kontrolle wahrnimmt, nämlich den Willen recht zu behalten. Und das obwohl man keinen Einfluss auf die Fließrichtung der Märkte hat.

Wenn Sie gegen die Fließrichtung des Marktes kämpfen, dann wir dieser Kampf sehr an Ihnen zehren. Sie werden nicht merken, dass Sie gegen die Märkte kämpfen. Stattdessen werden Sie sich selbst dabei beobachten können, wie Sie immer wieder nach einer Lösung suchen, um den Kampf zu gewinnen. Der Kampf verbirgt die offensichtliche Lösung. Nämlich loszulassen.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass Sie eine Tendenz aufweisen, permanent ein Marktbär zu sein. Sie gehen also immer davon aus, dass der Markt nach unten geht. Für Sie ist jede kleine Abwärtsbewegung im Markt ein Beweis dafür, dass der Markt jetzt drehen wird. Daraus resultiert, dass Sie bei jeder Gelegenheit eine Short-Position eingehen und damit immer wieder falsch liegen. Sie wiederholen diesen Prozess immer und immer wieder, bis der Markt endlich nach unten dreht. Mit jeder Transaktion wird Ihr Kampf gegen die Strom der Märkte immer intensiver.

Noch schlimmer sind die Trader, die sich weigern, den unumgänglichen Verlust zu akzeptieren. Der Markt bewegt sich gegen jede einzelne Position die der Trader eingeht, er weigert sich dennoch sich mit dem Strom zu bewegen und den Verlust zu akzeptieren, egal wie klein dieser noch ist. Der Trader betrachtet das als Affront gegen sein Ego. Er wehrt sich also dagegen den Verlust zu akzeptieren und der Verlust wird immer größer. Der größere Verlust ist naturgemäß noch schwerer hinzunehmen, und auch hier weigert sich der Trader ihn zu akzeptieren. Der Kampf geht so lange weiter bis sich der Verlust auf so ein großes Volumen aufgeblasen hat, dass dem Trader nichts mehr anderes übrig bleibt als den Verlust zu akzeptieren.

Die Lösung des Problems des „Sich gegen den Strom der Märkte stellens“ liegt darin zu erkennen, dass das eigentliche Problem nichts mit den Märkten zu tun hat. Das Problem kommt von einem selbst, nämlich vom Trader. Der Markt bewegt sich nicht gegen einen persönlich. Er bewegt sich einfach. Egal ob man sich gegen den Markt stellt oder sich seiner Richtung anschließt, der Markt wird seine Bewegung fortsetzen. Und dabei wird er einen mitreißen. Der Marktfluss ist stärker als jeder individueller Trader. Die Frage liegt darin ob Sie erkennen, wie Sie Ihren persönlichen Kampf gegen den Markt kreieren. Wenn Sie sich gegen den Markt stellen, dann macht es den Anschein, als würde das auch der Markt mit Ihnen tun. Doch der Markt ist nicht das Problem.

Der Kampf des Traders gegen den Markt ist das Problem.

Autor: Van K. Tharp, Ph.D. Dieser Fachartikel wird im Tradersjournal veröffentlicht.

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