Top-Analysten: Von Analysten und Ökonomen II
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UBS Warburgs renommierter Analyst Edward Kerschner zeigte heute drei mögliche Szenarien auf, wie die Märkte auf die Militärschläge der USA als Antwort auf die Terrorattacken des 11.09. reagieren könnten:
Im besten Falle könnte es einen schnellen und klaren Sieg der US-Streimächte über den Terrorismus geben, so daß die Tragödien des 11.09. isoliert betrachtet werden können. Dann würde das US-BIP (GDP) im Jahr 2002 um 3 bis 4% wachsen können, die Unternehmensgewinne im S&P sogar zwischen 11% und 22% zulegen.
In einem anderen Szenario gibt es keinen klaren Sieg über den Terrorismus auf den einen Seite, andererseits schaffe man es, die terroristische Bedrohung fernzuhalten, so daß diese aus den Köpfen der Zivilbevölkerung verschwinden kann. In diesem Falle würde man eine moderate Rezession erleben, wobei der Wachstumspfad im Q2/2002 wieder beschritten werden sollte. Die Unternehmensgewinne im S&P würden um 3-10% im Jahr 2002 wachsen.
Im "worst-case-Szenario" kann der Terrorismus einen anhaltenden Zustand der Unsicherheit und Angst in den USA schaffen, die militärische Operation wäre fehlgeschlagen. Dies würde unmittelbar erhebliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne haben. Letztere würden auch im nächsten Jahr zwischen 3-10% einbrechen.
Nach der Ansicht Kerschners sei das zweite Szenario am wahrscheinlichsten. Die allgemeine politische Lage und die Gewinnsituation der Unternehmen würden sich spätestens Ende 2002/Anfang 2003 wieder normalisiert haben. Auch seien Aktien auf jetzigem Niveau außerordentlich "günstig".
Der fundamentale Marktstratege von der US Bancorp Piper Jaffray, Brian Belski, erklärt am heutigen Montag, daß die Gewinnaussichten der Unternehmen besser ausschauen als die meisten Investoren aktuell denken würden. Allerdings solle nicht vergessen werden, daß der Markt in seinem Kern sehr anfällig bleibe und auch von der Gewinnwarnungsseite noch keine Entwarnung bei einzelnen Unternehmen gegeben werden könne.
Auch nach den Senkungen der Gewinnschätzungen nach den Anschlägen vom 11.09. sehe das mittelfristige Bild positiv aus. Besonders ins Auge würden ihm aus fundamentaler Sicht derzeit Aktien aus den Bereichen Healthcare und Banken stechen.
Biotech- und Technologiefonds, die einstigen Highflyer der Märkte, konnten in der letzten Woche deutlich im Kurs zulegen- doch schon erklären Analysten, daß eine dauerhafte Erholung des stark angeschlagenen Sektors zumindest kurzfristig wenig wahrscheinlich sei.
In den vergangenen vier Wochen bis zum 4. Oktober verloren die 394 beobachteten Biotech- und Technologiefonds im Schnitt 8,48% an Wert. Damit führte man nicht nur die Verliererliste der Sektorenfonds an, auch entwickelte man sich deutlich schlechter als diversifizierte Mischfonds, die in dieser Zeit 5,1% abgeben mußten.
Im Jahresvergleich wird der Unterschied und gleichsam die Notwendigkeit einer Diversifizierung noch deutlicher: Während der gemeine Technologie- und Biotechfonds in den vergangenen 12 Monaten knapp 50% einbüßen mußte, verloren Mischfonds nur knapp 19,7%.
Wenigstens in der letzten Woche konnte man mit einem Plus von 11,3% infolge der Planzahlenbekräftigungen von Cisco und Dell (BörseGo berichtete) die Mischfonds deutlich schlagen. Doch weisen Analysten darauf hin, daß eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. "Wir glauben nicht, daß es jetzt an der Zeit sei, voll investiert zu sein", erklärte Fondsmanager Zack Shafran, der 2,4 Milliarden $ verwaltet.
Allenfalls für den spekulativen Anleger biete sich Potenzial, so die verbreitete Meinung. In ausgesuchte Aktien müsse man einsteigen. Doch welche Unternehmen das sein würden, müßte sich erst noch herausstellen. Anleger sollten weiterhin Ruhe bewahren- zwar würden die langfristigen Aussichten positiv aussehen, kurzfristig sei jedoch noch mit einigen Gewitterwolken zu rechnen. Bisher sei man mit Cash ganz gut gefahren, warum sollte sich dies jetzt ändern?
*siehe auch www.Fonds-Reporter.de*
Der technische Stratege von Hilliard Lyons, Richard Dickson, wies heute darauf hin, daß der Markt aus technischer Sicht kurzfristig überkauft und somit anfällig für einen Verkaufsdruck sei. "Die Rally in der letzten Woche hat alle unsere kurzfristigen Momentum-Indikatoren in extrem überkaufte Bereiche getragen", erklärte er. Die meisten Indikatoren hätten allerdings auch Positionen eingenommen, die in der Vergangenheit eine erste Bodenbildung signalisierten. Danach sei es aber kurzfristig noch einmal abwärts gegangen, um einen Boden endgültig auszuloten. Aus diesem Grund halte er einen "Retest" der Tiefstände für erforderlich, bevor man zu einer nachhaltigen Rally starten könne.
Als kurzfristige Kursziele nannte er für die drei großen Hauptindizes folgende Marken: 8950 beim Dow, 1060 beim S&P, 1500 beim Nasdaq. Auf diesen Niveaus solle man die Augen für Käufe offen halten, so seine Empfehlung.
Dickson wies ferner darauf hin, daß der Markt in jüngster Zeit oft schwach begonnen und stark geschlossen hatte. Dies zeige nach Ansicht des Analysten, daß Käufer den Aktien nicht hinterher rennen würden sondern diese lieber in Schwäche hinein kaufen wollten. Da man sich damit von dem Verkaufen in Stärke hinein, das in den vorhergehenden Wochen dominiert hatte, lossagen konnte, sei dies als positives Zeichen zu vernehmen.
Kenneth Rogoff, Chef-Ökonom des Internationalen Währungsfonds hat sich erneut positiv zur US-Wirtschaft geäussert. Zusätzliche Steuererleichterungen zur Ankurbelung des Konsums hätte demnach keine negativen Auswirkungen auf die langfristigen Zinssätze. Präsident Bush hatte letzte Woche angekündigt, die Steuern deutlich zu senken , um Entlastungen von rund 60 Mrd. Dollar zu bewirken.
Die derzeitige Schwäche der US- Wirtschaft sei lediglich von zeitlich begrenzter Dauer, so Rogoff. Durch die bereits frühzeitig eingeleitete Zinssenkungspolitik der US-Notenbank könne so auch eine Krise wie in Japan verhindert werden.
Lawrence Lindsey, der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, sieht im Jahr 2002 ein BIP-Wachstum von über 3%. Dies würde trotz der Anschläge auf die USA möglich sein, hieß es.
"Ich denke im nächsten Jahr werden wir zu normalem Wachstum zurückkehren, 3 Prozent oder mehr," so Lindsey in einer Ausstrahlung über Fox News Sunday.
Lindsey stritt die Möglichkeit eine langen und tiefen Rezession als Folge der Anschläge vehemend ab.
"Ich denke das steht nicht in den Karten. Die Fundamentals der Wirtschaft sind weiterhin da," so Lindsey weiter.
Darüber hinaus ist auch Lindsey ein Befürworter des Nothilfsprogrammes, dass der Wirtschaft unter die Arme greifen soll.
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