Kommentar
15:28 Uhr, 01.10.2003

Threadneedle - Umfassender Marktrückblick

USA: Besorgnisse über einen möglichen Protektionismus gegenüber China belasteten den US-Markt in dieser Woche. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index beendeten die Börsenwoche in USD mit einem Minus von 1,6 bzw. 2,7 Prozent.

Obwohl der lange Wahlkampf für die Präsidentschaftskandidatur im nächsten Jahr nun begonnen hat, ist die Beliebtheit von Präsident Bush momentan so niedrig wie nie zuvor. Außerdem hat auch die Unterstützung für den Krieg im Irak nachgelassen.

Gleichzeitig wird das Verhalten der G7-Staaten von einigen als politisches Gerede gedeutet. Die unerfreulichen Wirkungen des Protektionismus werden in den USA sehr wohl verstanden, und wir glauben nicht, dass hohe Zölle eingeführt werden.

Innerhalb unserer Portfolios hat Morgan Stanley zwar hervorragende Zahlen bekannt gegeben, aber wir haben unsere Position nach einem sehr guten Aufwärtstrend reduziert. Wir glauben, dass es angesichts des für den Anleihenhandel anstehenden Umfelds schwierig wird, diese Zahlen zu wiederholen.

Europa: Aufgrund von Gewinnmitnahmen gab der FTSE World Europe ex. UK-Index in dieser Woche in EUR 2,8 Prozent nach.

Defensive Marktsegmente wie die Wasserwirtschaft, Lebensmittel und Getränke zählten zu den besten Branchen, während ausgeprägt zyklische Bereiche wie die Automobil-, Industrie- und IT-Branche dem Markt hinterherhinkten.

Deutschland tendierte schwach. Zwar kletterte der IFO-Geschäftsklima-Index auf ein 2½-Jahreshoch, aber der Anstieg fiel nicht so deutlich aus wie erwartet.

Gleichzeitig hat sich auch in Frankreich das Vertrauen der Geschäftswelt verbessert. Diese Zahlen zum Vertrauen müssen sich nun aber noch in steigenden Aufträgen widerspiegeln.

Innerhalb unserer Portfolios haben wir unsere zuvor zyklische Ausrichtung abgeschwächt und die Branchen IT, allgemeine Industrietitel und Grundstoffe reduziert.

Japan: Der Yen stieg nach dem G7-Treffen in der letzten Woche gegenüber dem US-Dollar an und notierte Ende der Woche bei 110,8. Marktbreite Titel aus den Branchen Automobil und IT litten unter den Währungsauswirkungen und ließen den auf den breiten Markt ausgerichteten TOPIX in JPY um 3,1 Prozent nachgeben. Technologietitel kleinerer Unternehmen entwickelten sich aber erfreulicher, und der JASDAQ legte in JPY 3,2 Prozent zu.

Weitere gute Ergebnisse steuerte die Einzelhandelsbranche bei. Dort hat die zuletzt schwache Wertentwicklung dafür gesorgt, dass das Bewertungsniveau einen attraktiven Eindruck macht. Auch die Baubranche entwickelte sich in Erwartung weiterer staatlicher Aufträge erfreulich.

In der kommenden Woche wird die aktuelle Tankan-Studie zum Vertrauen der Geschäftswelt veröffentlicht. Wir gehen davon aus, dass sie das beste Ergebnis seit 2000 aufweisen wird. Andere Wirtschaftsdaten fallen aber weiter uneinheitlich aus. So enttäuschten in dieser Woche sowohl die Zahlen zur Industrieproduktion als auch zu den Neubauten.

Großbritannien: Die Schwäche des US-Dollars nach dem G7-Treffen in der letzten Woche und ein höherer Ölpreis hatten am britischen Markt in dieser Woche Gewinnmitnahmen zur Folge. Der FTSE All Share-Index gab in GBP gerechnet 2,1 Prozent nach.

Unter der Trendwende dieser Woche hatten zyklische Titel, die die jüngste Rallye angeführt hatten, besonders zu leiden. Die IT-Software-Branche zählte zu den unerfreulichsten Segmenten. Defensive Bereiche wie Tabak tendierten am stärksten.

Die wichtigste Meldung in dieser Woche war die Absichtserklärung von William Morrison, das Unternehmen Safeway zu erwerben. Wir haben darauf reagiert, indem wir Morrison aufgestockt haben. Dieser Titel würde im Falle einer erfolgreichen Transaktion einen günstig bewerteten Eindruck machen. Wir haben auch Tesco zugekauft, denn dessen marktführende Position kristallisiert sich durch diese Transaktion weiter heraus.

Ferner haben wir unsere zyklischen Positionen konsolidiert, den Grad unserer Überzeugung und das Bewertungsniveau erneut einer Kontrolle unterzogen sowie selektiv Gewinne mitgenommen.

Asien & Emerging Markets: Asiens Märkte haben sich trotz der zahlreichen Diskussionen über US-Zölle gegen China gut gehalten. Der FTSE World Pacific Basin ex. Japan-Index gab im Wochenverlauf in USD nur 0,5 Prozent ab.

Da die Zölle ausländische (einschließlich US-amerikanische) Unternehmen, die in China tätig sind, belasten werden und diese Firmen in der ersten Hälfte des Jahres 65 Prozent des chinesischen Exportwachstums erwirtschaftet haben, glauben wir nicht, dass es zu einer sehr protektionistischen Politik kommen wird.

Außerdem werden wir durch Verbesserungen am Immobilienmarkt Hongkongs sowie der allgemeinen Wirtschaftlage Hongkongs ermutigt. Wir sind in Hongkong übergewichtet und konzentrieren uns insbesondere auf den Binnenmarkt. Ferner bleiben wir in Exportunternehmen aus der übrigen Region übergewichtet.

Ein jüngster Besuch in Lateinamerika hat unsere positive Einstellung zu Brasilien bestätigt. Dort konzentrieren sich die Unternehmen weiter auf ihre Profitabilität und eine Verringerung der Schulden.

Anleihen: Nachdem Staatsanleihen in den letzten Wochen aufgrund der besseren Wachstumserwartungen verkauft worden waren, haben sie sich in dieser Woche besser entwickelt, da Anleger die Wirtschaftsaussichten zurückhaltender beurteilen. Auch Umschichtungen von Aktien in Anleihen zum Quartalsende haben sich günstig ausgewirkt.

Der US-Protektionismus gegenüber China ist zwar nicht unsere grundlegende Zukunftseinschätzung, aber man sollte über die möglichen Konsequenzen nachdenken. Diese wären ein geringeres Wirtschaftswachstum und eine höhere Inflation, was zur Folge hat, dass die Zinskurven steil bleiben oder sogar noch steiler werden.

In der kommenden Woche steht eine Vielzahl wichtiger Wirtschaftsdaten an. Zu den entscheidendsten zählen die Kennzahlen zum Verbrauchervertrauen, zum Arbeitsmarkt und die ISM-Studie für die USA sowie die Tankan-Umfrage in Japan.Während der Markt die Auswirkungen des G7-Treffens verarbeitet, könnten diese Veröffentlichungen angesichts der unsicheren Stimmung den Markt auf Tagesbasis bestimmen.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und hat in Deutschland derzeit 26 Fonds im Angebot. Das verwaltete Anlagevolumen beträgt rund 70 Mrd. Euro. Die Gesellschaft verdient sich regelmäßig Höchstnoten von verschiedenen Rating-Agenturen.

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