Threadneedle senkt die Wachstumsprognose
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Das weltweite Wirtschaftswachstum schwächt sich nach wie vor ab, aber diese Entwicklung verläuft recht moderat und stimmt größtenteils mit unseren Erwartungen überein. Wir haben unsere Prognosen für das Wachstum und die Leitzinsen in Europa jedoch zurückgenommen. Dort ist der wichtigste Faktor die Stärke des EUR, der die Lage der europäischen Exportunternehmen beeinträchtigen wird. Gleichzeitig ist die Binnennachfrage, insbesondere in Deutschland, nach wie vor niedrig. Wir haben unsere Wachstumsprognose im Euroraum für 2005 von 2,0 auf 1,75 Prozent gesenkt. Außerdem gehen wir nun zum Ende des nächsten Jahres von Leitzinsen in Höhe von 2,0 bis 2,25 Prozent und von einer 10-jährigen Anleiherendite von 4,0 Prozent aus.
In unserem Meeting zur globalen Branchenstrategie haben wir unsere Präferenz für sehr gute Unternehmen, die trotz des schwierigen Umfelds mit einem niedrigeren Wirtschaftswachstum und höheren Leitzinsen ein vernünftiges Wachstum vorlegen können, beibehalten. In diesem Zusammenhang sind zwei Faktoren entscheidend. Erstens ist es - anders als noch in den 90er Jahren - schwierig Branchen herauszufiltern, die insgesamt ein Wachstum bieten. Derzeit geht es eher darum, die richtigen Unternehmen aus den jeweiligen Sektoren zu identifizieren, d.h. jene Firmen, die in einer attraktiven Nische operieren oder Marktanteile hinzugewinnen. Zweitens können Anlagechancen im Hinblick auf das Gewinnwachstum im Gegensatz zur Vergangenheit aus sehr verschiedenen Bereichen stammen. So herrscht in vielen Marktsegmenten beispielsweise ein extremer Mangel an Kapital. Deshalb gibt es trotz eines nur begrenzten Anstiegs der Nachfrage nur geringe neue Kapazitäten, die aufgrund höherer Preise zu einem guten Gewinnwachstum führen könnten. US-Eisenbahngesellschaften sind ein Beispiel für eine solche Entwicklung, von der wir zuletzt profitiert haben. Ein Segment, das sich eines hohen Umsatzwachstums erfreut, ist die Branche Gesundheitswesen (exkl. Pharma). Das Bewertungsniveau berücksichtigt jedoch bereits ein rasantes Wachstum, und in vielen Fällen macht es einen ausgereizten Eindruck. Wir gehen momentan selektiver vor und haben die Gewichtung dieser Branche im Rahmen unseres globalen Modells von übergewichtet auf neutral verringert. Gleichzeitig sind Pharmatitel von einem neutralen auf ein untergewichtetes Maß zurückgestuft worden, nachdem sie einige schlechte Ergebnisse vorgelegt haben und man befürchtet, dass die Lagerbestände im Vergleich zum Vertrieb zu hoch sind. Diese Lagerbestände werden wahrscheinlich abverkauft und damit die Nachfrage zwischenzeitlich beeinträchtigen.
Bei der Asset Allocation bevorzugen wir weiterhin Aktien im Vergleich zu Anleihen. Darüber hinaus gefallen uns die Schwellenländermärkte nach wie vor, wir haben jedoch in Lateinamerika nach einer sehr guten Wertentwicklung einige Gewinne mitgenommen. Ermutigt werden wir außerdem durch den Anstieg der Leitzinsen in China. Wir halten dies eher für einen Hinweis auf einen größeren Spielraum seitens der Behörden sowie für einen Schritt, der die Position der Banken stärken soll, als nur für eine deutliche Zinsanhebung. Wir haben außerdem unsere US-Aktiengewichtung reduziert, da das Bewertungsniveau ein Aufgeld zur Folge hat und sich der Aufwärtstrend beim Gewinnwachstum abschwächt. Andererseits haben wir unsere Positionen in Japan erhöht. Dort ist der Anstieg der Unternehmensgewinne sehr stark, und die Ergebnisse liegen über den Erwartungen. Dies führt dazu, dass die Analysten ihre Prognosen anheben. Wir glauben, dass es für die Unternehmensleitungen beträchtlichen Spielraum gibt, die Unternehmensgewinne zu steigern. Nach der zuletzt schwachen Wertentwicklung eröffnet sich für uns eine günstige Gelegenheit, unsere Positionen auszubauen.
USA
Rückschlagrisiko für BIP-Wachstum
Die US-Wirtschaft wird im Jahr 2005 mit beträchtlichen Belastungen zu kämpfen haben. Obwohl der Konsum durch die sinkende Arbeitslosigkeit und ein Privatvermögen der Bürger auf Rekordniveau gestützt wird, wird der in den letzten Monaten anhaltend steigende Ölpreis Folgewirkungen haben, da er sich in den kommenden Quartalen auf die Konjunktur auswirken wird. Darüber hinaus werden die höheren Leitzinsen und der Rückgang der fiskalischen Ankurbelungsmaßnahmen aus dem Jahr 2004 das Wirtschaftswachstum abschwächen. Unsere Prognose für das BIP-Wachstum in 2005 liegt unter den allgemeinen Marktschätzungen, und wir sehen ein Rückschlagrisiko.
Risiko einer steigenden Inflation
Das Ausmaß, in dem sich der Anstieg des Ölpreises auf die Kerninflation auswirken wird, hängt von dem Spielraum der Unternehmen ab, ihre steigenden Energiekosten an die Verbraucher weiterzugeben. Dieser Spielraum wiederum wird dadurch bestimmt, wie die Verbraucher selbst auf die höheren Energiepreise, die sie direkt betreffen, reagieren. Angesichts der Abschwächung beim Konsum, die wir prognostizieren, werden die Folgewirkungen höherer Energiepreise auf die Kerninflation wahrscheinlich nur begrenzt ausfallen. Deshalb behalten wir unsere Vorhersage für die Kerninflation von derzeit 2,25 Prozent bei, werden die Inflationserwartungen und die Lohnvereinbarungen im Hinblick auf Anzeichen für einen zukünftigen Aufwärtsdruck auf die Kerninflation jedoch genau im Auge behalten.
US-Notenbank wird monetäre Ankurbelungsmaßnahmen einschränken
Abgesehen von der zusätzlichen Komplikation durch steigende Ölpreise gehen wir nach wie vor davon aus, dass die US-Notenbank ihre Strategie, die Leitzinsen allmählich wieder auf ein neutraleres Niveau anzuheben, beibehalten wird.
Anleiherenditen werden moderat ansteigen
Aufgrund unserer Prognose eines niedrigeren nominalen Wachstums in 2005 sagen wir voraus, dass die Anleiherenditen sowohl absolut als auch real (inflationsbereinigt) betrachtet niedrig bleiben werden. Die Gefahren eines schwächeren Wachstums auf der einen Seite und einer höheren Inflation andererseits spiegelt unsere gut ausgewogene Prognose für Ende 2005 in Höhe von 4,5 Prozent wider.
Euroraum
Wachstumsausblick trübt sich ein
Die Aussichten für die beiden Faktoren, die den Aufwärtstrend des europäischen Wirtschaftswachstums bestimmen, haben sich verschlechtert. Die Chancen für die durch den Export bestimmte Konjunktur haben sich aufgrund des anhaltend hohen Ölpreises (einer Bremse für die globale Nachfrage) eingetrübt. Dazu beigetragen hat auch der Anstieg des EUR, da er die Wettbewerbssituation europäischer Exporteure weiter geschwächt hat. Die Aussichten für die Binnennachfrage haben sich ebenfalls verschlechtert: Die Nachfrage in Deutschland ist nach wie vor sehr gering, während der Anstieg der Konjunktur in Frankreich über den Sommer an Fahrt verloren hat. Wir gehen nun davon aus, dass das BIP im Euroraum in 2005 ein Wachstum von unter 2 Prozent aufweisen wird.
"Hartnäckige" Inflation
Die Unnachgiebigkeit der inflationären Entwicklung im Euroraum, die durch den Anstieg des Ölpreises noch verstärkt wird, hat zur Folge, dass die inflationäre Entwicklung in etwa auf der Höhe der EZB-Zielvorgabe von "knapp unter 2 Prozent" liegen wird.
Kein Bedarf für eine Leitzinserhöhung
Angesichts des Umfelds eines festeren EUR, sich eintrübender Wirtschaftsaussichten und einer inflationären Entwicklung nahe der Zielvorgabe muss die EZB ihre Geldmarktpolitik nicht verschärfen. Nichtsdestotrotz ist eine 0,25-prozentige Anhebung der Zinsen im Verlauf des Jahres 2005 wahrscheinlich. Die Ursache dafür sind die von der EZB in ihren monatlichen Berichten zum Ausdruck gebrachten Besorgnisse im Hinblick auf eine "überschüssige" Liquidität.
Anleiherenditen werden niedrig bleiben
Aufgrund unserer Erwartungen eines niedrigeren Wachstums in 2005 haben wir unsere Prognose für die Anleiherenditen für Ende 2005 nach unten korrigiert. Damit liegen die erwarteten Anleiherenditen im Euroraum nun deutlich unter den erwarteten US-Anleiherenditen. Dies spiegelt ein niedrigeres nominales Wachstum im Euroraum gegenüber den USA sowie die Notwendigkeit einer Finanzierung des steigenden US-Leistungsbilanzdefizits wider.
Japan:
Wachstumsaussichten recht günstig
Der Ausblick für das Wirtschaftswachstum in Japan ist nach wie vor recht positiv, aber es gibt auch Rückschlagrisiken. Erstens belasten der höhere Ölpreis und der schwächere USD die Aussichten für die globale Konjunktur und gefährden damit den Exportbereich, auf dem die Konjunkturerholung in Japan bis jetzt basiert hat. Zweitens steigt das Konsumwachstum nicht in dem Maß an, wie man eigentlich gehofft hatte, obwohl sich die Arbeitslosenzahlen stabilisiert haben.
Preisentwicklung wird sich vermutlich stabilisieren
Die Abweichungen zwischen der durch den Verbraucherpreis-Index und den BIP-Deflator gemessenen Inflationsentwicklung sind verblüffend und erschweren eine angemessene Ermittlung des Preisdrucks innerhalb der Wirtschaft selbst. Beide Kennzahlen haben ihre Eigenheiten. Letztlich halten wir die Stabilisierung der Preise, die der Verbraucherpreis- Index belegt, für ein ermutigendes Anzeichen einer Verbraucherpreisstabilisierung. Nichtsdestotrotz hat das enttäuschende Konsumwachstum zur Folge, dass die Inflation im Verlauf des Jahres 2005 wahrscheinlich nicht deutlich in positives Terrain ansteigen wird.
Nullzinspolitik wird beibehalten
Die Bank of Japan hat immer eindeutiger darauf hingewiesen, dass sie ihre Nullzinspolitik nicht beenden wird bis der Verbraucherpreis-Index in positivem Terrain liegt und erst einmal positiv bleiben wird. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Leitzins bis Ende 2005 und darüber hinaus weiter bei 0 Prozent liegen wird.
Anleiherenditen werden langsam ansteigen
Die zunehmenden Rückschlagrisiken für das Weltwirtschaftswachstum - und damit für die japanischen Exporte - sprechen in Verbindung mit einer länger anhaltenden Phase bis zu einem Inflationsanstieg (und damit einer noch länger anhaltenden Phase bis zur Beendigung der Nullzinspolitik) dafür, dass die Anleiherenditen länger niedriger bleiben werden als man zunächst erwartet hatte.
Großbritannien
Stabiles Wirtschaftswachstum bei gleichzeitigem Rückschlagrisiko
Trotz der offensichtlichen Abkühlung der inflationären Entwicklung der Immobilienpreise ist das Konsumwachstum in Großbritannien nach wie vor hoch. Wir gehen davon aus, dass das BIP in 2005 um 2,75 Prozent ansteigen wird. Nichtsdestotrotz besteht für unsere Prognose ein etwas erhöhtes Rückschlagrisiko, da es erste Anzeichen dafür gibt, dass sich der Konsum möglicherweise abschwächt und die Weltwirtschaft durch den höheren Ölpreis und den schwächeren USD negativ beeinflusst wird.
Inflation wird ansteigen, aber unter Zielvorgabe bleiben
Wir gehen davon aus, dass sich die inflationäre Tendenz des Verbraucherpreis-Index in den kommenden Monaten verstärken wird. Nichtsdestotrotz werden die bereits erfolgten und noch erwarteten Verschärfungen der Geldmarktpolitik dem derzeitigen Inflationsdruck innerhalb der Wirtschaft entgegenwirken. Wir gehen davon aus, dass der Verbraucherpreis- Index Ende 2004 bei 1,75 Prozent liegen und im Verlauf des Jahres 2005 langsam auf das Zielniveau von 2,0 Prozent ansteigen wird.
Bank of England: Zinsanhebungen könnten hinter uns liegen
Die Bank of England steht kurz vor dem Ende ihrer derzeitigen Zinsanhebungsphase. So könnten die Leitzinsen schon ihren Höhepunkt erreicht haben. Der Geldmarktpolitische Ausschuss der Bank of England hat seine "Überraschung" darüber geäußert, dass die angespannte Lage am Arbeitsmarkt den Lohndruck nicht verstärkt hat und das hohe Kreditund nominale BIP-Wachstum die Inflation nicht nach oben getrieben haben. Gleichzeitig haben der höhere Ölpreis und der schwächere USD die Gefahren für die Konjunktur erhöht. Solange die Lohnverhandlungen im Frühjahr keine Gefahr darstellen, muss die Bank of England die Leitzinsen nicht noch einmal anheben.
Zusammenfassung
Anleihen
- In Europa fiel ein Großteil der jüngsten Wirtschaftsdaten enttäuschend aus. Dies hat die Aussichten auf eine baldige Zinserhöhung verringert. Der Ausblick für britische Staatsanleihen ist günstiger geworden, denn die Leitzinsen in Großbritannien haben im Rahmen dieses Zinszyklus ihren Höhepunkt möglicherweise bereits erreicht. Japanische Anleihen benötigen bessere fundamentale Nachrichten, um aus ihrem derzeitigen Handelskorridor auszubrechen. Gleichzeitig könnten US-Anleihen im Hinblick auf positive Wirtschaftsüberraschungen nach der Präsidentschaftswahl gefährdeter sein.
- Wir sind für Unternehmensanleihen mit Investmentstatus weiter zurückhaltend gestimmt. Die Zinsdifferenzen sind nach wie vor unattraktiv und die Zusatzrendite ist im historischen Vergleich gegenüber Staatsanleihen sehr gering.
- Wir favorisieren nach wie vor Hochzinsanleihen, da das technische und fundamentale Umfeld weiter sehr stabil ist. Die Zinsdifferenzen sind jedoch im historischen Vergleich eng.
- Die Renditen von Schwellenländeranleihen liegen auch eher am unteren Ende ihres historischen Spektrums. Wir werden Schwellenländeranleihen jedoch nicht untergewichten, insbesondere wegen der mittelfristig guten Fundamentaldaten und aufgrund der anhaltenden, strategisch bedingten Mittelzuflüsse.
Aktien
- Wir favorisieren die Schwellenländermärkte nach wie vor. Die asiatischen Märkte sollten sich im nächsten Jahr überdurchschnittlich entwickeln. Die Gründe dafür sind ihr attraktives Bewertungsniveau und ihr überdurchschnittliches Gewinnwachstum.
- Darüber hinaus gewichten wir Europa und Japan nach wie vor über. Die europäischen Märkte erfreuen sich aufgrund von Aktienrückkäufen eines besseren Dividendenwachstums und einer technischen Unterstützung. Gleichzeitig sollten die Aussichten auf eine "weiche Landung" der chinesischen Wirtschaft für Japan vorteilhaft sein.
- Wir behalten unsere neutrale Positionierung in Großbritannien bei. Man geht davon aus, dass die Leitzinsen im weiteren Verlauf des Jahres 2004 bei 4,75 Prozent bleiben werden, aber der hohe Ölpreis und der schwächere USD haben die Risiken für die Wirtschaft erhöht. Aufgrund von Bewertungsgesichtspunkten bleiben wir in den USA untergewichtet.
Quelle: Threadneedle
Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.
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