Kommentar
08:25 Uhr, 16.03.2004

Terroranschläge führen zu deutlichen Einbußen

Die Terroranschläge in Madrid führten weltweit an den Aktienmärkten zu deutlichen Einbußen. Insbesondere in Deutschland reagierten die Börsen kräftig, während in Japan nur vergleichsweise moderate Ausschläge zu beobachten waren.

Fast genau ein Jahr, nachdem die internationalen Börsen ihre dreijährige Baisse beendet hatten und zu einer beeindruckenden Erholungsbewegung ansetzten, mussten Aktienwerte einen spürbaren Dämpfer verkraften.

An den US-Aktienmärkten hielten sich die Anleger bereits zu Wochenbeginn mit Engagements zurück und dokumentierten damit ihre wieder gestiegene Skepsis gegenüber der Nachhaltigkeit des Wirtschaftsaufschwungs, nachdem in der Vorwoche die Zahlen vom Arbeitsmarkt sehr enttäuschend ausgefallen waren. Als am Donnerstag dann die erschreckenden Bilder aus Madrid zu sehen waren und Spekulationen über das Terrornetzwerk Al Qaida aufkamen, zogen sich die Investoren weiter aus Dividendenpapieren zurück. Von Seiten der Konjunktur kamen uneinheitliche Zahlen. Im Januar ist das Handelsbilanzdefizit wegen eines starken Rückgangs bei den Exporten überraschend auf einen neuen Rekordstand geklettert. Es wuchs von revidierten 42,7 (Erstschätzung: 42,5) Milliarden Dollar im Dezember auf 43,1 Milliarden Dollar im Januar. Unterstützung bot dagegen die Vorlage des Leistungsbilanzdefizits, das im vierten Quartal unerwartet gesunken ist. Gegen den insgesamt schwachen Markt konnten sich die Papiere des Konsumgüterherstellers Procter & Gamble behaupten. Der Konzern hatte zuvor die Gewinnschätzung sowohl für das laufende Quartal wie auch das Gesamtjahr erhöht und kündigte zudem eine Anhebung der Dividende an. Schwach präsentierten sich vergangene Woche hingegen Technologieaktien. Besonders belastend wirkten hier aufkeimende Befürchtungen, dass das bisher prognostizierte Gewinnwachstum zahlreicher Unternehmen angesichts der momentanen Arbeitsmarktlage zu optimistisch sein könnte. Unter anderem musste die stark an der NASDAQ gewichtete Aktie des Chipherstellers Intel weitere Einbußen verkraften, womit sie seit Erreichen ihres Zwei-Jahres-Hochs im Januar rund 20 Prozent verloren hat. Händler nannten die Sorge über die bereits zu stark gestiegenen Kurse von Technologiewerten als Hauptgrund für die Verluste. Ein deutliches Minus wies auch die Aktie von Nortel auf. Auslöser war, dass der kanadische Telekomausrüster die Veröffentlichung der endgültigen Zahlen für 2003 verschoben hat.

An der Tokioter Börse gaben die Aktienkurse zwar ebenfalls nach, doch fielen die Verluste im Vergleich zu anderen Anlageregionen etwas geringer aus. Zu Gewinnmitnahmen kam es schon vor den Ereignissen vom Donnerstag im Technologiesektor, während Einzelhandelsaktien und Bankwerte insgesamt von der erwarteten Erholung der Binnennachfrage profitierten.

Europas Börsen hatten in der Vorwoche mit den relativ kräftigsten Einbußen zu kämpfen. Die Attentate von Madrid und einhergehende Spekulationen um die Hintergründe ließen die Aktienkurse auf breiter Front nachgeben, wobei Touristikunternehmen wie TUI besonders stark betroffen waren. Viele Anleger schauten zudem mit Sorge auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und schichteten verstärkt in Rentenpapiere um, die als sicherer Anlagehafen gelten. Kursgewinne gab es immerhin bei den Pharmakonzernen Sanofi-Synthelabo und Aventis. Die EU-Kommission hatte hier die Überprüfung des feindlichen Übernahmeangebots von Sanofi-Synthelabo für den Konkurrenten Aventis bis zum 15. April angekündigt. Dieses war am vergangenen Dienstag von Sanofi bei den Brüsseler Behörden eingereicht worden. Allerdings erwägt auch die Schweizer Gesellschaft Novartis, eine Offerte für Aventis vorzulegen. Tief im Minus zeigte sich insbesondere der deutsche Aktienmarkt. Der DAX rutschte zeitweise unter 3.900 Punkte, konnte zum Wochenschluss die Verluste jedoch etwas begrenzen. Durchwachsenen Unternehmenszahlen kamen unter anderem von adidas-Salomon, Deutsche Telekom, Deutsche Post und E.ON. Die Papiere von Bayer tendierten nach der angekündigten Dividendenkürzung besonders schwach. Drastisch waren auch die Kursrückgänge im TecDAX. Hier stand T-Online mit einem Minus von 12 Prozent an der Spitze der Verliererliste. Der Internetanbieter präsentierte zwar eine positive Jahresbilanz, doch konnten die Erwartungen in Bezug auf die Wachstumsdynamik nicht erfüllt werden.

Nach der heftigen Korrektur der vergangenen Tage bleibt abzuwarten, ob sich die Börsen in dieser Woche wieder etwas erholen können. Einige Impulse könnten von Seiten der Konjunktur kommen. So sind aus den USA Kennzahlen zur Kapazitätsauslastung, der Industrieproduktion und den Baubeginnen zu erwarten. Ferner stehen der New Yorker Empire State Index, der Philly-Fed-Index und die Frühindikatoren auf dem Programm. Auch die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe dürften im Hinblick auf den Konjunkturaufschwung und die Thematisierung des Arbeitsmarktes im anstehenden Präsidentschaftswahlkampf mit Argusaugen verfolgt werden. In Deutschland schauen die Anleger zudem auf die ZEW-Konjunkturerwartungen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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