Templeton: EU-Kernländer und Peripherie-Länder driften auseinander
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München (BoerseGo.de) - In ihrer jüngsten Studie analysieren die Experten von Franklin Templeton Investments die wirtschaftliche Situation in der Eurozone. Die sogenannten „Kernländer“ der Eurozone – Deutschland, Frankreich und Benelux – und die „peripheren“ Länder – Spanien, Portugal, Irland und Griechenland – entwickeln sich weiterhin auseinander, so die Experten. Im Jahresvergleich sei das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 2. Quartal 2010 wesentlich schneller gewachsen als das US-amerikanische (mit 3,7% gegenüber 1,6%). Kleinere Länder mit stärkeren Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland (wie Österreich und die Niederlande) verzeichneten ebenfalls starkes Wachstum. Weniger rosig ist das Bild in Ländern wie Spanien, Irland und Griechenland, in denen das Wachstum im 2. Quartal negativ war, erklären die Templeton-Experten die Situation.
Neuere Zahlen würden diese Trends bestätigen. In Deutschland zogen die Industrieaufträge im August im Monatsvergleich um robuste 3,4% an und die Arbeitslosenquote ging im September im 15. Monat in Folge zurück. Dagegen habe sich die Arbeitslosigkeit in Spanien im September auf 20% der Erwerbsbevölkerung erhöht und das Wachstum im Produktionssektor wurde in der gesamten Eurozone im September schwächer. Der Einkaufsmanagerindex von Markit Economics weise für Spanien, Irland und Griechenland sogar einen Rückgang aus. Die jüngsten Zahlen zum Geschäfts- und Konsumklima offenbarten ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und anderen nördlichen Mitgliedern der Eurozone und den abgeschlagenen Volkswirtschaften Südeuropas. Dennoch glauben viele Analysten, dass Irland und die südeuropäischen Länder zu klein sind, um die europäische Wirtschaft wieder in die Rezession zu drücken, fügen die Experten von Templeton hinzu.
Die hartnäckigen Probleme in Südeuropa und Irland zeigen aber, wie schwierig es sei einen für die 16 so unterschiedlichen Volkswirtschaften der Eurozone angemessenen einheitlichen Zinssatz festzulegen. Dessen ungeachtet gehen die Templeton-Analysten davon aus, dass die Politik nach wie vor fest entschlossen ist, die Eurozone zusammenzuhalten. Vielleicht am deutlichsten manifestiere sich diese Stimmung in der Einrichtung des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds (EFSF) als Notfallmechanismus für Länder, denen der Ausschluss vom Rentenmarkt drohe. Der EFSF erhielt von den beiden bedeutendsten Ratingagenturen Ende September Bestnoten.
Angesichts der steigenden finanziellen Belastungen rechnen manche Beobachter damit, dass die Iren die nächsten sein könnten. Die Belastungen dadurch, dass sich Irland gegenüber den Inhabern von Anleihen lokaler Banken, allen voran der Anglo-Irish Bank, in der Pflicht sieht, dürfte das Haushaltsdefizit Irlands nach Angaben des irischen Finanzministeriums in diesem Jahr auf schwindelerregende 32% des BIP in die Höhe treiben. Anfang Oktober führte die tatsächliche bzw. angedrohte Herabstufung der irischen Länderbonität zur neuerlichen Ausweitung der Spreads irischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen. Noch besorgniserregender sei aber, dass Irlands Pläne zur Rückführung des Haushaltsdefizits nach Ansicht der Experten von sehr optimistischen Wachstumszahlen ausgehen. Ihrer Ansicht nach steige zudem die Wahrscheinlichkeit, dass die derzeitige marktfreundliche Mitte-Rechts-Regierung in den kommenden Monaten stürzen könnte.
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