Kommentar
10:15 Uhr, 30.07.2014

Technologieaktien: Intelligenz oder einfach nur Bullenmarkt?

Tech Werte stehen nach wie vor hoch im Kurs. Aus fundamentaler Sicht wird es einem bei einigen Bewertungen allerdings schon schwindelig.

Erwähnte Instrumente

Ich komme dabei nicht umhin, mir die Frage zu stellen, ob es sich hier um Aktien handelt, die wirklich so ein großes Potential haben oder einfach nur um einen Bullenmarkt bzw. Hype, der irgendwann jäh endet.

Einige Unternehmen werden mit dem fünfzigfachen ihres Umsatzes bewertet. Bluebird ist so ein Unternehmen. Das Unternehmen muss man nicht kennen. Es ist ein Biotech Unternehmen der jüngsten Generation. Inzwischen gibt es so viele davon, dass man sich schwer tut den Überblick zu behalten. Das Unternehmen hat einen minimalen Umsatz von 20 Mio., schreibt Verluste von 25 Mio. und hat eine Marktkapitalisierung von 1 Mrd. USD. Das sind Bewertungen wie wir sie zuletzt zur Jahrtausendwende gesehen haben. In einigen Fällen sind die Bewertungen sogar noch absurder wie 1999 bis 2001.

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Inzwischen werden auch die IPOs immer größer. Milliarden IPOs werden immer häufiger. Allein im zweiten Quartal 2014 gab es 3 Milliarden IPOs von Internet und Elektronikunternehmen in den USA, die von Venture Capital Fonds an den Markt gebracht wurden. Venture Capital Fonds haben vor allem rasant wachsende Unternehmen im Portfolio, die sich noch in der Anfangsphase befinden, keinen Gewinn schreiben und auch keinen Gewinn in naher Zukunft erwarten lassen. GrubHub ist da eine Ausnahme. Das Unternehmen schreibt minimale Gewinne im Bereich von 5 bis 10 Mio. USD pro Jahr. Der Umsatz liegt bei ca. 150 Mio. und die Marktkapitalisierung bei 2,8 Mrd. Auf Basis des Gewinns von 2013 beträgt das KGV 400. Würde der Gewinn jetzt stagnieren, dann muss man einen langen Atem haben...

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Immerhin, das Unternehmen schreibt Gewinne. Von vielen anderen kann man das nicht behaupten. GrubHub betreibt allerdings lediglich eine Website, auf der man online Essen bestellen kann. GubHub nimmt eine Provision (ca. 10 % des Bestellwertes) ein. Das Geschäftsmodell ist nicht wirklich komplex. Es kann problemlos nachgeahmt werden - und es wird nachgeahmt. Allein in Deutschland gibt es inzwischen zahllose Seiten, auf denen man Lieferservices finden und auf der Website bestellen kann.

Die Idee ist gut. Ob sie wirklich 2,8 Mrd. wert ist sei dahingestellt, zumal es einen wahren Run aufs Parkett gibt. Vor einem Jahr kamen solche Unternehmen im Quartal auf einen gesamt-IPO Wert von ca. 10 Mrd. Einschließlich Q2 2014 lag der Wert in den letzten drei Quartalen bei 40 bis 55 Mrd. Unternehmen, die kein einzigartiges Geschäftsmodell haben, wenn überhaupt nur minimale Gewinne schreiben und durch Konkurrenz auch schnell verdrängt werden könne, sammeln pro Quartal 50 Mrd. ein - nur in den USA. In weniger als 5 Jahren sind das bei dem Tempo eine Billion Dollar. Das sind über 6 % des BIPs der USA. Dafür, dass dahinter wenig Wert steckt ist das ganz schön viel.

Im Prinzip beantwortet sich damit die Frage, ob es sich hier um eine intelligente Anlage oder einfach nur einen Bullenmarkt handelt. Es ist keine große Intelligenz dahinter. Es ist ein Bullenmarkt, der so langsam außer Rand und Band zu geraten scheint.

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1 Kommentar

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  • swiss_lion
    swiss_lion

    Spannender Artikel, haben Sie eine gescheite Möglichkeit für Short?! :) Zwingt sich ja auf ein Basket fast auf...

    12:32 Uhr, 30.07.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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