Kommentar
13:12 Uhr, 22.10.2003

Technologie - Schaf im Wolfspelz?

Was unterscheidet Telekomunternehmen noch von Versorgern? In der Tat präsentieren sich die Dow Jones-Indizes für Telekom und Versorger seit Anstieg der Aktienmärkte im März dieses Jahres als "Tandem" mit einem Zuwachs von jeweils 12 Prozent. Historisch gesehen gehören Telefondienste sowie Strom, Wasser und Gas zu den klassischen Versorgern, bei denen große Investitionen über langjährige sichere Zahlungsströme zurückgezahlt werden. Viele Versorger (z.B. VIAG, RWE) boten auch Telekomdienste an. Die Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand: Alle betreiben ein "Durchleitungsgeschäft", waren Staatsunternehmen bzw. Monopole und werden von Regierungsbehörden beaufsichtigt. Nach unserer Einschätzung dürfte sich auch das Gewinnwachstum in den nächsten Jahren ähnlich entwickeln (plus 9 Prozent per annum bis 2006), und selbst die Bewertungen auf KGVs nähern sich immer mehr an (2004 für Europa: 12,5 bei "Telekoms" vs. 11 bei Versorgern).

Weitere Parallelen: Im Telekom-Festnetz sieht das Umsatzwachstum - ähnlich dem Strom - derzeit nicht rosig aus. Jeder Haushalt besitzt mittlerweile einen Telefonanschluss, die Konkurrenz hat sich trotz der schwachen Aktienjahre etabliert, und die Preise für die Kunden sind gefallen. Hingegen bietet der Mobilfunk - ähnlich dem Wasser - mit Wachstumsraten von jährlich bis zu 6 Prozent bessere Aussichten. Um ihr zum Teil recht mageres Wachstum optisch zu verbessern, haben sowohl Telekomunternehmen als auch Versorger auf geografische Expansion gesetzt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben die Transaktionen enttäuscht.

Können sich die "Telekoms" zukünftig wieder von den Versorgern absetzen? Wir meinen ja. Zumindest in Europa ist das Regulierungsumfeld für die Telekomgesellschaften positiv; viele haben inzwischen Preiserhöhungen durchgesetzt. Dagegen arbeitet die EU für die Versorger an einer verschärften Regulierung. Auseinander gehen beide Bereiche auch in Bezug auf die Investitionen: Die "Blackouts" deuten bei vielen Stromversorgern auf Unterinvestitionen hin. Bei den "Telekoms" kommen wir eher zu der Einschätzung, dass ein niedriges Niveau der Kapitalausgaben im Verhältnis zu den Umsätzen (verglichen mit den Ausgaben der vergangenen fünf Jahre) nachhaltig möglich ist. Und schließlich: Die "Telekoms" haben mehr Potenzial hinsichtlich neuer Produkte und Dienstleistungen.

Bei den Privatkunden sind das insbesondere DSL und FTTH (Fibre to the Home, Glasfaseranschluss), womit ein schnelleres Herunterladen z.B. von Videos möglich ist. In den USA konkurrieren Telekomunternehmen mit den Kabelanbietern um die Gunst der Kunden. Ein neuer Trend dort ist auch die Kombination von Festnetz und Mobilfunk. Zudem ermöglicht die WIFI-Technologie drahtlose Kommunikation mit Breitbandgeschwindigkeit. Hoffnungen kann sich auch noch UMTS machen. Wachstumspotenzial im Firmenkundengeschäft sehen wir vor allem bei der Netzwerksicherheit (Antiviren, Firewalls), datensicheren, virtuellen privaten Netzwerken, der ferngesteuerten Datensicherung und -speicherung sowie qualitativ verbesserten Videokonferenzen (z.B. für ferngesteuerte medizinische Diagnose).

Fazit: Es wächst auseinander, was (eigentlich) nicht zusammen gehört.

Quelle: DWS

Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist mit einem verwalteten Vermögen von weit mehr als 100 Mrd. Euro Marktfüherer in Deutschland. Der Marktanteil liegt in etwa bei 24,7 %. Europweit zählt die DWS 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen