Fundamentale Nachricht
11:44 Uhr, 16.05.2022

Tech-Aktien: Pandemie und Perspektiven

Bei Tech-Aktien könnten sich laut Dirk-Jan Dirksen, Senior Tech Analyst bei NN Investment Partners, jetzt, da die Bewertungsniveaus angepasst wurden und die Aufschläge des Sektors gegenüber dem Markt wieder mit seiner längerfristigen Historie übereinstimmen, für geduldige Anleger einige Chancen ergeben.

Nach fast einem Jahrzehnt jährlicher Outperformance von Technologiewerten, die durch geringes Gewinnwachstum, niedrige Zinssätze und pandemiebedingte Lockdowns beflügelt wurde, hat sich das Blatt unlängst gewendet. Steigende Zinssätze haben den Nettobarwert künftiger Cashflows verringert und eine deutliche Rotation weg von Wachstumswerten ausgelöst. Unter den Technologiewerten haben die wachstumsstärksten, teuersten und unprofitabelsten Unternehmen am stärksten verloren: Mehr als 50 Large-Cap-Unternehmen (mit einer Marktkapitalisierung von über 3 Mrd. US-Dollar) sind gegenüber ihren 52-Wochen-Höchstständen um mehr als 60 % gefallen (4. Mai 2022). Da sich bei Stress und Volatilität der Anlagehorizont verkürzt, ist der Markt gegenüber Unternehmen mit rückläufigem Umsatzwachstum oder solchen, die die Prognosen verfehlt haben, nicht nachsichtig gewesen.

Die verbraucherorientierten Technologieunternehmen haben mit den Auswirkungen der gesellschaftlichen Wiederöffnung zu kämpfen, die zu einer Verlagerung der Online-Käufe auf Reisen, Restaurants, Unterhaltung und den stationären Einzelhandel geführt hat. Tatsächlich ist der Anteil der E-Commerce-Umsätze an den gesamten Einzelhandelsumsätzen wieder auf ein Trendwachstum zurückgegangen, wobei sich die Pandemie eher als vorübergehende Erscheinung und nicht als strukturelle Beschleunigung erwiesen hat. Zusammen mit der höchsten Verbraucherpreisinflation seit einer Generation und dem Wegfall der Konjunkturmaßnahmen ist klar, dass viele Haushalte (vor allem die am unteren Ende des Einkommensspektrums) in ihren finanziellen Spielräumen stark eingeschränkt sind.

Während konsumnahe Aktien unter dem veränderten Verbraucherverhalten leiden, hält sich die Unternehmensseite gut. Die Unternehmen sind mit Lieferkettenproblemen, steigenden Inputkosten und einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert. Als Reaktion bemühen sie sich verstärkt um ihre digitale Transformation und verlagern sich in die Cloud, was ein positives Klima für Software, IT-Dienstleistungen und Cybersicherheit schafft.

Dirk-Jan Dirksen, Senior Tech Analyst bei NN Investment Partners, sagt: „Jetzt, da die Bewertungsniveaus angepasst wurden und die Aufschläge des Sektors gegenüber dem Markt wieder mit seiner längerfristigen Historie übereinstimmen, könnten sich für geduldige Anleger einige Chancen ergeben. Rentable Unternehmen mit besserer Umsatztransparenz und gesunden Bilanzen, die von langfristigen Wachstumstrends profitieren, die weniger von makroökonomischen und geopolitischen Ereignissen beeinflusst werden, werden sich mit der Stabilisierung des Marktes wahrscheinlich besser entwickeln.”

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