Kommentar
17:45 Uhr, 08.07.2021

Erholung am US-Arbeitsmarkt pausiert - EZB stellt neue geldpolitische Strategie vor

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Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • Hohe Kartellstrafe für deutsche Autobauer
  • EZB will offenbar höheres Inflationsziel
  • Fed deutet früheres Tapering an
  • John Hopkins: Weltweit mehr als 4 Mio. Corona-Opfer
  • Knorr-Bremse bläst Übernahme von Hella ab
  • TeamViewer wird vorsichtiger
  • Wikifolio prüft möglichen Verkauf

Markt

  • Am deutschen Aktienmarkt ging es am Donnerstag stark abwärts. Der DAX beendete den Xetra-Handel mit einem Minus von 1,74 Prozent auf 15.420,67 Punkte. Börsianer begründeten den heutigen Abschlag vor allem mit zuletzt schwächeren Konjunkturdaten und negativen Nachrichten zur Delta-Variante des Coronavirus, zumal auch die Börsen in Asien deswegen zum Teil größere Verluste erlitten. Die deutliche Ausbreitung dieser hochansteckenden Variante sorgt dort für neue Einschränkungen. Die jüngsten Zinsprotokolle der US-Notenbank haben an der Wall Street im Mittwochshandel zu Kursanstiegen geführt. Denn aus den Minutes folgern die Investoren, dass es die Fed nicht eilig hat, ihr Programm zum Ankauf von Anleihen zu drosseln. Es war die Rede von einer „umsichtigen Planung“. Der Dow Jones konnte 0,3 Prozent zulegen.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen & Branchen

  • Die Thyssenkrupp-Tochter Marine Systems hat einen bereits länger erwarteten Auftrag für den Bau von sechs U-Booten des Typs 212 CD erhalten. Vier U-Boote werden an das norwegische und zwei U-Boote an das deutsche Militär geliefert. Das Auftragsvolumen beträgt rund 5,5 Milliarden Euro. Der Bau der U-Boote soll 2023 beginnen, die erste Auslieferung wird für 2029 erwartet.
  • Die US-Großbank Wells Fargo hat ihre Privatkunden vorgewarnt, dass in 60 Tagen alle privaten Kreditlinien geschlossen werden und die danach noch verbliebenen Kredite mit regelmäßigen Beträgen zurückgezahlt werden müssen. Beobachter fürchten, dass Privatkunden damit eine Liquiditätskrise droht, wenn andere Banken nicht für sie in die Bresche springen, was sich als problematisch erweisen könnte, weil sich die Kreditwürdigkeit vieler Kunden durch eine erzwungene Beendigung ihrer Kreditlinie verschlechtern würde. Wells Fargo begründet den Schritt mit einer Vereinfachung des Produktangebots. Statt Kreditlinien, die eine flexible Ausnutzung von Krediten erlauben, bietet Wells Fargo nur noch normale Konsumentenkredite sowie Kreditkarten an. Kreditkarten, die ebenfalls eine flexible Nutzung eingeräumter Kreditlinien erlauben, haben in der Regel deutlich höhere Kosten als die Kreditlinien, die nun eingestellt werden.
  • In den USA wächst der Druck auf die Alphabet-Tochter Google. Es gibt von 36 Bundesstaaten und dem Regierungsbezirk Washington D.C eine weitere Kartellrechtsklage. Konkret geht es um mögliche Rechtsverletzungen beim Geschäft von Google mit Apps für den Play Store im Android-Betriebssystem für Smartphones. In der Klage wird dem Unternehmen vorgeworfen, seine Marktmacht zu missbrauchen, um den Wettbewerb zu behindern. Dies führe für Nutzer zu höheren Preisen, geringerer Auswahl und einem Mangel an Innovation. Außerdem geht es um die Höhe der Gebühren, die Google von App-Entwicklern verlangt. Der Internetkonzern erklärte, Android und Google gewährten eine größere Offenheit und Auswahl als andere Plattformen.
  • Der Autokonzern Stellantis hat im ersten Halbjahr bei der Profitabilität besser abgeschnitten als für das Gesamtjahr bisher erwartet. Der Autoriese rechnet mit einer bereinigten operativen Marge von mehr als 7,5 %, wie er am Donnerstag mitteilte.
  • Die Affäre um mutmaßliche Unregelmäßigkeiten beim SAP-Betriebsrat weitet sich aus. Ein Betriebsratsmitglied, das bis zuletzt zugleich Aufsichtsratsmitglied war, habe mit sofortiger Wirkung seine Ämter niedergelegt, teilte das i Softwareunternehmen am Donnerstag mit. „Zu weiteren Details wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart", teilte der Konzern weiter mit. Über den Rücktritt hatten zuvor die "Rhein-Neckar-Zeitung" und der "Business Insider" berichtet.
  • Ex-Präsident Donald Trump will sich zu Twitter, Facebook und Youtube zurückklagen. Er fordere die rasche Wiederherstellung seiner Accounts, so der 75-Jährige. In den eingereichten Klagen wirft Trump Facebook, Twitter und Google sowie den CEOs Mark Zuckerberg, Jack Dorsey und Sundar Pichai persönlich eine verfassungswidrige Verletzung der Redefreiheit vor. „Wenn sie das mir antun können, können sie es jedem antun", sagte Trump und sprach von einem „korrupten Zensurregime". Er strebt eine Sammelklage an, bei der alle teilnehmen können sollen, deren Accounts bei den Online-Plattformen nach dem 1. Juni 2018 „zensiert“ worden seien.
  • Der Nahrungsmittelproduzent Südzucker hat zum Jahresauftakt einen Gewinnrückgang erlitten. Während im Vorjahreszeitraum die Verbraucher Produkte wie Zucker oder auch Tiefkühlkost horteten, normalisierte sich das Kaufverhalten im Laufe der vergangenen Monate wieder, wie der Konzern das verändert Kaufverhalten der Konsumenten erklärte.
  • Der Online-Lieferdienst Deliveroo wird für das laufende Geschäftsjahr optimistischer und erhöhte seinen Ausblick. So soll das Wachstum des Bruttotransaktionswertes (GTV) für 2021 nun bei 50 bis 60 Prozent liegen, wie Deliveroo am Donnerstag mitteilte. Zuvor war der Konzern von einem Plus in Höhe von 30 bis 40 Prozent ausgegangen.
  • Das österreichische Fintech Wikifolio prüft einem Agenturbericht zufolge einen möglichen Verkauf. Die Plattform zum Teilen von Investmentstrategien arbeite mit Rothschild & Co. an einem möglichen Verkauf, berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Firma ermöglicht es Anlegern, ihre Anlagestrategien als investierbare Produkte zu veröffentlichen.
  • Die EU-Kommission hat am Donnerstag ihr Kartellverfahren gegen die deutschen Autobauer VW, BMW und Daimler wegen Absprachen zur Abgasnachbehandlung in Dieselautos mit einem hohen Bußgeld von gut 874 Mio. Euro zum Abschluss gebracht. Dabei wurde dem VW-Konzern mit 502,4 Mio. Euro die anteilsmäßig höchste Strafe auferlegt. Grund ist der höhere Jahresumsatz als „Bemessungsgrundlage“ für das Bußgeld. Da VW den Verstoß gegen das EU-Kartellrecht aber eingestand, erhielt der Konzern einen Rabatt von 45 Prozent. Auf BMW entfielen 372,8 Mio. Euro Bußgeld. Daimler kam mit einem Kratzer davon. Die Stuttgarter hatten das Kartell in Brüssel angezeigt hatte und profitierten von der Kronzeugenregelung. Ohne die hundertprozentige Straffreiheit hätte der Konzern 727 Mio. Euro berappen müssen.
  • Das Softwareunternehmen TeamViewer hat nach einem schwachen zweiten Quartal die Erwartungen für das laufende Jahr etwas heruntergeschraubt. Bei den Billings, also den in Rechnung gestellten Umsätze der kommenden zwölf Monate, und auch beim Umsatz selbst wird jetzt nur noch das untere Ende der bisher in Aussicht gestellten Spannen von 585 bis 605 Mio. Euro bzw. 525 bis 540 Mio. Euro erwartet. Die Adjusted EBITDA-Marge sieht TeamViewer im Gesamtjahr unverändert zwischen 49 und 51 Prozent. Im zweiten Quartal erreichte das Adjusted EBITDA 56,6 Mio. Euro, was einer Marge von rund 47 Prozent entspricht.
  • Zum geplanten Börsengang des Automobilzulieferers Novem Group gibt es Neuigkeiten. Im Rahmen einer Privatplatzierung werden institutionellen Investoren Aktien in einer Preisspanne zwischen 16,50 und 19,50 Euro angeboten. Wie der Hersteller von Fahrzeuginnenausstattung mitteilte, soll das Angebot voraussichtlich noch an diesem Tag starten und am kommenden Mittwoch enden. Der erste Handelstag soll der 19. Juli werden.
  • Laut einer Analyse der Münchner Personalberatung Russell Reynolds Associates nimmt in den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne in Deutschland der Einfluss der Arbeitnehmerseite ab. Voraussichtlich werden ab September in einem Viertel der größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland keine Arbeitnehmer mehr im Aufsichtsrat vertreten sein. Hintergrund sei sowohl die geplante Aufstockung der im DAX gelisteten Unternehmen von 30 auf 40 als auch die Internationalisierung der deutschen Wirtschaft.
  • Der Optikerkonzern Fielmann erstmals eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr verkündet. Demnach soll der Umsatz 2021 von 1,4 Mrd. im Vorjahr auf rund 1,7 Mrd. Euro steigen und der Gewinn vor Steuern auf etwa 200 Mio. Euro zulegen (Vj.: 175,5 Mio. Euro).
  • Der Bremsenspezialist Knorr-Bremse hat sich gegen eine Mehrheitsübernahme des Autozulieferers Hella entschieden. Nach sorgfältiger Analyse würden die Möglichkeiten des Transfers von Schlüsseltechnologien und Produkten auf das eigene Angebot als nicht ausreichend bewertet, teilte Knorr-Bremse am Mittwochabend mit. Ein entsprechendes Interesse war erst Ende Juni bekannt geworden.
  • Die Siemens-Sparte Mobility hat einen Rekordauftrag ergattert. Am kalifornischen Standort Sacramento soll der Konzern insgesamt 73 Züge für den US-Bahnbetreiber Amtrak produzieren. Zu dem Deal gehört auch ein Wartungs-Auftrag, der nach Firmenangaben einen Wert von 3,4 Mrd. Dollar hat.
  • Ex-Wirecard-Chef Markus Braun hat im Streit um die Übernahme von Anwaltskosten vor Gericht einen Erfolg gegen seine Managerhaftpflichtversicherung erzielt. Das Oberlandesgericht Frankfurt stellte als Berufungsinstanz im Eilverfahren fest, dass Braun vorläufig Versicherungsschutz habe und somit die Versicherung für Verteidigungs- und Anwaltskosten in Anspruch nehmen kann (Az.: 7 U 19/21).

Konjunktur & Politik

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre neue geldpolitische Strategie vorgestellt und dabei wie zuletzt 2003 eine Änderung des Inflationsziels beschlossen. „Die neue Strategie ist ein starkes Fundament, das uns in der Geldpolitik in den kommenden Jahren leiten wird", sagte Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. Die EZB strebet nun mittelfristig einen Anstieg der Verbraucherpreise im Eurozaum von zwei Prozent an. Bisher hatte das Inflationsziel auf unter, aber nahe zwei Prozent gelautet. Lagarde erklärte, dass das neues Inflationsziel symmetrisch zu verstehen sei, also eine Abweichung nach oben und nach unten gleichermaßen unerwünscht sei. Neben dem neuen Inflationsziel will die Notenbank die aus dem Klimawandel ergebenden Risiken in ihrer Geldpolitik künftig stärker berücksichtigen. Bei den Anleihekäufen soll auch auf Klimakriterien geachtet werden. Einen detaillierten Plan dazu wollen die Währungshüter im kommenden Jahr veröffentlichen.
  • Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA stieg in der vergangenen Woche um 2.000 auf 373.000, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten einen Rückgang auf 350.000 Anträge erwartet. Trotz des leichten Anstiegs sind die Erstanträge in den vergangenen Monaten deutlich gefallen.
  • Die Europäische Notenbank (EZB) will offenbar ihr Inflationsziel anheben. Demnach strebt die Notenbank nun eine Rate von zwei Prozent an, wie Bloomberg erfuhr. Bisher sieht die EZB Preisstabilität auf mittlere Sicht bei einer Inflationsrate „unter, aber nahe an zwei Prozent“ gewährt. Die EZB wollte den Bericht nicht kommentieren. Zudem soll es mehr Spielraum geben, um bei Bedarf einen höheren Wert zuzulassen, erfuhr die Nachrichtenagentur.
  • Im Mai sind die Exporte in Deutschland gegenüber dem Vormonat April um 0,3 Prozent und die Importe um 3,4 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Gegenüber Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt 0,3 Prozent niedriger und die Importe 9,4 Prozent höher.
  • Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als 4 Mio. Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben, wie aus Daten der US-Universität Johns Hopkins in Baltimore hervorgeht. Damit stieg die Zahl der bekannten Corona-Todesfälle innerhalb von drei Monaten von drei auf vier Mio. an. Weltweit gab es demnach bislang rund 185 Mio. bestätigte Infektionen mit dem Virus.
  • Die US-Notenbank Fed könnte ihre Wertpapierkäufe früher zurückfahren als bisher erwartet. Im Protokoll zur letzten Zinssitzung heißt es, dass verschiedene FOMC-Mitglieder erwarteten, dass die Bedingungen für den Beginn der Reduzierung der der Wertpapierankäufe früher erfüllt sein würden, als sie bei früheren Treffen vorhergesagt hatten“.
  • Die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus ist in Deutschland mit einem Anteil von 59 Prozent zur dominierenden Mutante geworden, hieß es in der wöchentlichen Auswertung des Robert Koch-Instituts mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni).
  • Die EU-Kommissarin wirft Belarus vor, im Konflikt mit der Europäischen Union Migranten für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Von dort seien binnen einer Woche schätzungsweise 700 Personen über die Grenze nach Litauen gelangt, sagte die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson der Funke Mediengruppe. Hierbei handele es sich um einen unfreundlichen Akt des Nachbarstaates. Die Regierung in Minsk benutze Menschen, um zu destabilisieren. Zuvor hatte der belarussische Staatschef Lukaschenko den Europäern mit einem massenhaften Durchlassen von Flüchtlingen aus Ländern wie Afghanistan, Syrien und dem Irak gedroht.
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor voreiligen Öffnungsschritten. Die Annahme, dass schon alle durch Corona-Impfungen geschützt seien und daher wieder völlige Normalität hergestellt werden könne, sei gefährlich für Europa und andere Regionen, warnte WHO-Krisenmanager Mike Ryan.
  • Der haitianische Präsident Jovenel Moïse ist in seinem Haus erschossen worden. Seine Frau wurde schwer verletzt. Interims-Ministerpräsident Joseph übernahm die Führung des Landes. Der UNO-Sicherheitsrat hat die Ermordung verurteilt. In einer Erklärung rief der Rat in New York alle politischen Akteure dazu auf, Zurückhaltung zu üben und jegliche Handlungen zu vermeiden, die zu weiterer Instabilität beitragen könnten. Nach Angaben der Regierung in Haiti wurden zwei mutmaßliche Attentäter gefasst, vier weitere seien in einem Gefecht getötet worden.

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