Kommentar
17:45 Uhr, 18.10.2021

DAX rutscht unter 15.500 Punkte - Spahn für Beendigung der "epidemischen Lage nationaler Tragweite" Ende November

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Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • US-Industrieproduktion sinkt überraschend
  • Facebook will 10.000 Stellen in EU schaffen
  • Nagarro verstärkt sich in den USA
  • FDP stimmt für Koalitionsverhandlungen
  • China: Wachstum enttäuscht im dritten Quartal
  • Ölpreise erneut auf Mehrjahreshoch
  • EZB-Ratsmitglied Visco sieht keine Zinserhöhungen bis Ende 2022
  • Teamviewer-Finanzvorstand verlässt Unternehmen nach Kursrutsch
  • Philips leidet unter Lieferkettenproblemen
  • Hannover Rück rechnet mit deutlich steigenden Rückversicherungspreisen
  • China hat Hyperschallwaffe getestet

Markt

  • Angesichts eines schwächeren Wirtschaftswachstums in China hat der deutsche Aktienmarkt zu Wochenbeginn Kursverluste verbucht. Der DAX beendete den Xetra-Handel am Montag mit einem Minus von 0,72 Prozent bei 15.474,47 Punkten. Das Wirtschaftswachstum in China hat sich im dritten Quartal deutlich verlangsamt. So legte das BIP nur noch um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu, nach einer Wachstumsrate von 7,9 Prozent im zweiten Quartal. Steigende Energie- und Rohstoffpreise sorgten außerdem zeitweise für neue Sorgenfalten bei Investoren und Händlern. Die Ölpreise markierten am Montagmorgen den höchsten Stand seit rund drei Jahren, drehten allerdings im Handelsverlauf ins Minus. Die derzeitigen Lieferkettenprobleme und die hohe Inflation dürften weit bis ins Jahr 2022 anhalten, wie eine Umfrage des "Wall Street Journals" unter Ökonomen ergab. In der vergangenen Woche hatte der DAX unter anderem wegen eines erfreulichen Beginns der US-Berichtssaison kräftige Kursgewinne verzeichnet. Die Wall Street startete am Montag ebenfalls schwächer in den Handel. Insbesondere die Technologiewerte an der Nasdaq unternahmen im Handelsverlauf allerdings einen Erholungsversuch.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen & Branchen

  • Der IT-Dienstleister Nagarro hat eine Übernahme des in den USA ansässigen Unternehmens Advanced Technology Consulting Service (ATCS) vereinbart. Die ATCS Group erzielte 2020 einen Umsatz von rund 30 Millionen Dollar, wie Nagarro mitteilte. Der Kaufpreis liege im mittleren zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich. Die Akquisition habe keinen wesentlichen Einfluss auf die Prognose.
  • Facebook plant den Aufbau tausender neuer Stellen in Europa im Rahmen der geplanten Schaffung eines sogenannten "Metaverse". In den kommenden fünf Jahren sollen in der Europäischen Union 10.000 neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen, teilte Facebook mit. Unter dem Metaverse versteht Facebook Internet-Anwendungen auf Basis virtueller Realität.
  • Die US-Immobilienplattform Zillow hat den Aufkauf von Häusern zum Weiterverkauf vorübergehend gestoppt. Bisher kaufte Zillow Immobilien teilweise selbst auf, modernisierte die Gebäude leicht und verkaufte sie dann weiter. Man habe die Kapazitätsgrenzen erreicht und nehme derzeit keine weiteren Verträge zum Kauf von Immobilien mehr an, hieß es in einer E-Mail, aus der Bloomberg zitierte.
  • Die Investmentbank Goldman Sachs darf ihr Wertpapiergeschäft in China, das bisher im Rahmen eines Joint Ventures betrieben wurde, vollständig übernehmen. Die China Securities Regulatory Commission erteilte Goldman Sachs die entsprechende Genehmigung, Alleineigentümer der Tochtergesellschaft Goldman Sachs Gao Hua Securities Company Ltd. zu werden.
  • Nach der Hannover Rück (siehe unten) hat auch der Rückversicherer Munich Re am Montag mitgeteilt, dass er mit steigenden Rückversicherungspreisen in Europa rechnet. "Die steigenden Preise bei vielen Wirtschaftsgütern und die jüngsten Großschäden sprechen für spürbar steigende Rückversicherungsraten in Europa", sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke. Die Preise und Bedingungen entsprächen teilweise nicht mehr dem Risiko. Nach Einschätzung der Munich Re hat das Juli-Hochwasser zu Schäden in Höhe von 46 Milliarden Euro geführt. Die Höhe der versicherten Schäden belaufe sich auf mehr als 9 Milliarden Euro, wovon mehr als 7 Milliarden Euro auf Deutschland entfallen.
  • Der niederländische Medizintechnik- und Haushaltsgeräteanbieter Philips leidet weiter unter Lieferkettenproblemen. Es gebe Engpässe bei Computerchips sowie bei Schiffen, sagte Philips-Chef Frans van Houten. Im Ausblick auf 2021 senkte das Management seine Prognose und erwartet nun nur noch ein "geringes organisches Umsatzplus und eine leichte Verbesserung der EBITA-Marge". Im dritten Quartal entwickelten sich Umsatz und operatives Ergebnis rückläufig. So sanken die Umsatzerlöse von 4,411 auf 4,156 Milliarden Euro, während das bereinigte EBITA von 684 auf 512 Millionen Euro abnahm. Der Nettogewinn konnte sich hingegen von 340 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 2,98 Milliarden Euro verbessern.
  • Der Softwareanbieter Teamviewer verabschiedet sich nach den Kurseinbruch der vergangenen Wochen und Monate von seinem Finanzvorstand. Der bisherige Finanzchef Stefan Gaiser werde das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen mit Ablauf seines Vertrags im Jahr 2022 verlassen, teilte Teamviewer mit. Der Vertrag mit CEO Oliver Seiler wird hingegen bis Oktober 2024 verlängert. Seit Jahresbeginn ist der Börsenwert von Teamviewer wegen schwächerer Wachstumsaussichten und teurer Sponsorenverträge um rund 70 Prozent eingebrochen.
  • Der französische Impfstoffhersteller Valneva hat bei seiner Phase-3-Studie mit seinem COVID-19-Impfstoffkandidaten VLA2001 nach eigenen Angaben positive Ergebnisse erreicht. "Diese Ergebnisse bestätigen die Vorteile, die häufig mit inaktivierten Ganzvirusimpfstoffen in Verbindung gebracht werden. Wir sind entschlossen, unseren differenzierten Impfstoffkandidaten so schnell wie möglich zur Zulassung zu bringen und glauben weiterhin, dass wir einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen die COVID-19-Pandemie leisten können", sagte Valneva-Chef Thomas Lingelbach. Erste Daten für eine Erstzulassung wurden bei der britischen Gesundheitsbehörde MHRA eingereicht, allerdings ist eine Überprüfung der Integrität der Daten, die Voraussetzung für die endgültige Einreichung des klinischen Studienberichts ist, noch nicht abgeschlossen. Valneva bereitet außerdem die Daten-Einreichung für die bedingte Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vor.
  • Die Hannover Rück rechnet nach der Hochwasserkatastrophe in Deutschland mit deutlich steigenden Preisen für die Rückversicherung. "Nachdem bereits das Vorjahr von hohen Belastungen aus der Covid-19-Pandemie geprägt war, erfordern die jüngsten Unwetterschäden, die Niedrigzinsen sowie die Preisanstiege im Baugewerbe eine spürbare Erhöhung der Rückversicherungspreise", sagte Michael Pickel, Vorstandsvorsitzender der für Deutschland zuständigen Hannover-Rück-Tochter E+S Rück. Man gehe weiter davon aus, dass viele Versicherer nach den jüngsten Schäden ihren Rückversicherungsschutz weiter ausbauen würden. Die durch das Tiefdruckgebiet "Bernd" verursachte Flutkatastrophe habe allein in Deutschland zu versicherten Marktschäden von deutlich mehr als 8 Milliarden Euro geführt. Hinzu kommen weitere Hagel- und Starkregenereignisse, sodass für das Jahr 2021 mit den größten jemals verzeichneten versicherten Schäden durch Naturkatastrophen in Deutschland zu rechnen sei, hieß es. Die Hannover Rück ist der weltweit drittgrößte Rückversicherer.

Konjunktur & Politik

  • Bundesgesundheitsminister Spahn hat sich für ein Ende der "epidemischen Lage nationaler Tragweite" Ende November ausgesprochen. "Damit wird ein seit dem 28. März 2020 und damit mithin seit fast 19 Monaten bestehender Ausnahmezustand beendet", sagte Spahn laut einem Bericht der Bild-Zeitung bei einem Treffen mit den Gesundheitsministern der Länder. An die epidemische Lage von nationaler Tragweite sind zahlreiche Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie geknüpft, die die Länder auf dem Verordnungsweg verhängen dürfen. Der Bundestag hatte die "epidemische Lage von nationaler Tragweite" erstmals im März 2020 festgestellt und anschließend immer wieder verlängert, zuletzt Ende August für weitere drei Monate bis Ende November.
  • Der NAHB-Hausmarktindex ist von 76 Punkten im September auf 80 Zähler im Oktober gestiegen. Erwartet wurde eine Stagnation bei 76 Punkten. Der Index basiert auf einer Befragung von rund 900 Bauunternehmen.
  • Die US-Wirtschaft dürfte noch längere Zeit mit Lieferkettenproblemen und einer erhöhten Inflation zu kämpfen haben. Nach einer Umfrage des "Wall Street Journals" unter Ökonomen dürften die Probleme noch weit bis ins Jahr 2022 anhalten. Bis Jahresende dürfte die Inflationsrate nur leicht auf 5,25 Prozent sinken und auch im Juni 2022 mit 3,4 Prozent noch immer erhöht sein, ergab die Umfrage.
  • Die US-Industrieproduktion ist im September überraschend weiter gesunken. Im Vergleich zum Vormonat nahm die Industrieproduktion um 1,3 Prozent ab, während die Volkswirte mit einem Anstieg um 0,2 Prozent gerechnet hatten. Im August war die Industrieproduktion revidierten Angaben zufolge um 0,1 Prozent gesunken, nachdem zunächst ein Rückgang um 0,4 Prozent gemeldet worden war. Die Kapazitätsauslastung ging von revidiert 76,2 Prozent im August auf 75,2 Prozent zurück.
  • Als letzte der drei Parteien hat die FDP der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen zur Bildung einer Ampel-Koalition zugestimmt. Bundesvorstand und Bundestagsfraktion der Liberalen stimmten laut Parteichef Christian Lindner einstimmig für den Beginn von Koalitionsverhandlungen. "Wir begeben uns nun auf den Weg, Verantwortung für Deutschland mit zu übernehmen", sagte Lindner. Ziel sei "eine umfassende Modernisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat", so Lindner.
  • Das italienische EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco hat trotz der erhöhten Inflation baldigen Leitzinserhöhungen eine Absage erteilt. Markterwartungen, wonach mit der ersten Zinserhöhung Ende 2022 zu rechnen sei, entsprächen nicht sonderlich gut der Forward Guidance der EZB, sagte Visco in einem Interview mit Bloomberg TV. Die EZB habe zur Bedingung für Zinserhöhungen gemacht, dass die Inflation bis zum Ende ihres Prognosezeitraums kontinuierlich beim EZB-Ziel erwartet werde. Die erhöhte Inflation sei weiter nur ein "vorübergehender" Effekt. Zwar gebe es "sicherlich Preisdruck", bisher seien aber keine relevanten Zweitrundeneffekte mit steigenden Löhnen zu beobachten. Der Inflationsdruck könne für einige Monate bzw. bis ins nächste Jahr erhalten bleiben, werde dann aber wieder abnehmen. Die EZB solle bei ihrer Geldpolitik weiterhin flexibel agieren, da sich die Flexibilität bewährt habe, sagte Visco.
  • Sowohl die SPD als auch die Grünen haben sich am Wochenende für den Beginn von Koalitionsverhandlungen mit der FDP für eine Ampel-Koalition ausgesprochen. Am Montag will auch die FDP über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen entscheiden. FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte am Montag bei NDR Info, dass ein Scheitern der Gespräche "keine Option" sei.
  • Die britische Notenbank Bank of England hat angesichts der hohen Inflation erneut baldige Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Wenn man mittelfristig das Risiko von Inflation sehe, müsse man handeln, sagte Bank-of-England-Chef Andrew Bailey am Wochenende bei einer Podiumsdiskussion. Deshalb habe man eine Zinserhöhung in Aussicht gestellt und tue dies nun erneut, sagte Bailey. Der Leitzins beträgt derzeit 0,1 Prozent. Die Märkte preisen inzwischen eine Zinserhöhung bis Jahresende ein.
  • Die chinesische Wirtschaft ist im dritten Quartal weniger stark gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent, während die Volkswirte mit einem Plus von 5,0 Prozent gerechnet hatten. Im zweiten Quartal hatte das BIP noch um 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Eine Energiekrise, Lieferkettenprobleme und regulatorische Eingriffe der Regierung hatten die Wirtschaft zuletzt belastet. Unterdessen verfehlte auch die Industrieproduktion im September die Erwartungen, während die Einzelhandelsumsätze etwas stärker stiegen als erwartet.
  • Wie erst jetzt bekannt wurde, hat China im August eine sogenannte Hyperschallwaffe getestet, die mit Nuklearsprengköpfen ausgestattet werden kann und mit der Ziele auf der gesamten Erde getroffen werden können. Die Rakete umrundete die Erde, bevor sie ihr Ziel in diesem Test um rund 30 Kilometer verfehlte, wie die "Financial Times" unter Berufung auf US-Sicherheitsdienste berichtete. Anders als normale ballistische Raketen lassen sich Hyperschallwaffen mit konventionellen Raketenabwehrsystemen kaum abfangen, weil sie ihre Flugbahn in der Atmosphäre kontinuierlich abändern können.

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