Kommentar
03:00 Uhr, 21.10.2008

Systemhandel (6) - Die Positionsgröße

Dass Handelssysteme, bei konsequenter Anwendung, sehr gute Ergebnisse liefern können, lehrt die Erfahrung. Doch lehrt die Erfahrung auch, dass es keine Analysetechnik gibt, welche einem sagen kann, ob der nächste Trade ein Gewinn oder Verlust wird.

Handelssysteme und gute diskretionäre Händler haben einen statistischen Vorteil. Dies bedeutet, dass Sie nach 100 oder mehr Trades mit ziemlicher Sicherheit auf der Gewinnerseite liegen werden. Doch wie sieht das Ergebnis nach den nächsten 10 Trades aus? Nur weil Sie oder Ihr Handelssystem 100.000 Euro in 100 Trades erwirtschaften, heißt dies noch nicht, dass Sie 10 Trades 10.000€ gewinnen.

Nachdem kein Mensch weiß wie der nächste Trade ausgehen wird, wenn überhaupt dann kann man sich auf seien statistischen Vorteil verlassen, ist es umso wichtiger, sich mit dem Risiko des nächsten Trades auseinander zusetzten.

Viele private Investoren betreiben Handelssysteme welche immer nur einen Kontrakt handeln. Daran ist zunächst noch nichts falsch, doch holt man sich durch einen solchen Ansatz ein paar Probleme ins Boot, welchem einem durchaus das Depot ruinieren können.

Dazu ein einfaches Beispiel: Das Handelssystem handelt den DJI und setzt den ersten Stopp immer auf das zuletzt aufgetretene Swing Hoch oder Tief. Im Wesentlichen besteht das System aus Elementen, welche ich Ihnen hier in den letzten Wochen vorgestellt hatte. Es ist ein sehr einfaches, trendfolgendes System, welches jedoch aufgrund seine Robustheit und der Stabilität der Ergebnisse in vielen unterschiedlichen Märkten gerne verwendet wird.

Auf dem ersten Bild sehen Sie die Performance des Systems seit 1996. Es wurde immer ein Dow gehandelt. Seit 1996 konnte das System damit etwa 3000 Punkte verdienen.

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Dies ist sicherlich kein berühmtes Ergebnis, doch will ich Ihre Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt lenken. Sehen Sie sich die am Chart dargestellten Equityentwicklung einmal genauer an.

Nachdem es im Jahr 1996 und 1996 noch gut lief, kam von 1998 bis 2003 ein Einbruch der Gewinnentwicklung. In derselben Zeit kletterte der Dow von 6000 auf 8000 Punkte.

Dies bedeutet jedoch auch, dass sich das Risiko eines Trades verdoppelt hat. In Punkten gemessen sind die Stopps nun deutlich weiter entfernt, als sie es 1996 waren.

Wie sieht dasselbe System nun bei einem Investor aus, welcher nicht immer einen Kontrakt kauft, sondern dasselbe System, aber mit variabler Kontraktanzahl handelt?

Dies ist am nächsten Chart dargestellt:

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In diesem Fall handelt das System nicht immer einen Kontrakt bei variablem Risiko pro Trade, sondern es handelt immer dasselbe Risiko. Für das Beispiel hier wurde das Risiko auf 1000 Punkte pro Trade festgelegt. Dementsprechend handelt das Systems anfangs 3-4 Kontrakte, und derzeit nur noch einen Kontrakt.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass jeder Trade dasselbe Risiko bedeutet. Und so konnten die schlechten Trades 1998-2003 nicht mehr die in den Vorjahren erreichte Performance vernichten.

Vergleichen Sie nun noch einmal die beiden Systemvariationen. Im ersten Fall, wenn Sie immer einen Kontrakt handeln, kann eine höhere Volatilität des Marktes oder auch nur ein höherer Punktestand desselben, Ihre Systemidee zugrunde richten.

Handeln Sie jedoch Ihr System so, dass bei jedem Trade die Positionsgröße so angepasst wird, dass sich dasselbe Risiko pro Trade ergibt, dann kürzen sich die Phasen hoher Volatilität von selbst aus dem Systemergebnis heraus.

Und nachdem niemand sagen kann ob der nächste Trade ein Gewinner oder Verlierer wird, kann dies von entscheidendem Vorteil sein.

Jetzt am Mittwoch, den 22.10.08 werde ich ab 19.00 Uhr wieder einen Chat zum Thema Systemhandel moderieren. Ich würde mich freuen, Sie dabei begrüßen zu können. GodmodeTrader Chat : [Link "http://premium.godmode-trader.de/chat/" auf premium.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Bleiben Sie wachsam,

Philipp Kahler - http://www.quanttrader.at

Systemhandel (5): So handeln Sie Ausbrüche

Bisher hatten wir ein Handelssystem betrachtet, welches den Trend tradet. War man erst einmal in einer (long) Position, dann wurde der Stopp immer auf die zuvor aufgetretenen Swing Lows gelegt. Dies funktioniert sehr gut bei Werten, welche sich in einem starken Trend befinden, macht jedoch Probleme, wenn die Trendstärke nachlässt.

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Als Diversifikation zu den trendfolgenden Strategien und bei der Verwendung von Charts mit kurzer Zeitperiode, kann man neben diesem Swing Exit auch einen etwas aggressiveren Ausstiegsplan umsetzten. Dann tradet man jedoch nicht mehr nur den Trend, sondern den Ausbruch in Trendrichtung.

Wie funktioniert das?

Der einzige Unterschied ist die Wahl der verwendeten Stopp Technik. Mit dem Swing Stopp bleibt man so lange in der Long Position, bis der Markt keine neuen höheren Tiefs ausbildet. Wird das vorhergehende Bewegungstief unterboten, dann ist irgendetwas mit dem Trend nicht in Ordnung, und die Position wird geschlossen.

Möchte man jedoch nur kurz im Markt sein, da auf den aktuellen Trend kein besonderer Verlass zu sein scheint, kann man durch einen aggressiven Stopp auch nur die Ausbruchsbewegung handeln. Dies ist am folgenden Chart dargestellt.

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Anstatt den Stopp immer auf das letzte Swing Low zu legen, wird der Stopp nun auf das Tief der Kerze davor gelegt. Mit einem derart engen Stopp muss sich der Markt natürlich schnell bewegen. Jede kleinere Korrektur würde die Position schließen.

Doch hat die Methode den Vorteil, dass sie schnelle Bewegungen gut absichert und nur einen klein Teil der aufgelaufenen Gewinne wieder abgibt. Am Chart sehen Sie, wie die Position am sechsten Tag nach dem Entry im Gewinn geschlossen wurde. Der Trend lief jedoch noch weiter, so dass einen solche Strategie vor allem in Kombination mit einem reinrassigen Trendfolger Sinn macht.

Wie auch beim Swing Stopp muss der Trader bei dieser Stopp Technik ein besonderes Augenmerk auf die inside Bars legen. Diese werden auch bei dieser Stopp Technik ignoriert. Tritt ein inside Bar af, dann wird der Stopp nicht nachgezogen.

Mit dieser simplen Ausnahmeregel vermeidet man, dass die Position zu schnell geschlossen wird. Inside Bars weisen keine signifikanten Hochs oder Tiefs auf, sie schaffen es ja nicht mal über oder unter den Extremwerten des Vortages zu handeln, und so werden Sie für die Stoppsetzung einfach ignoriert. Doch auch mit dieser Zusatzregel wird die Position manchmal zu schnell geschlossen. Wie man dies systematisch vermeiden kann, soll das Thema des nächsten Teils dieser Serie sein.

Philipp Kahler

Systemhandel (4): Swing Exit - Teil 2

Im ersten Teil über die Swing Punkte habe ich Ihnen das Swing Low als möglichen logischen Stopp-Punkt präsentieret. Ein Aufwärts-Trend gilt als gebrochen, sobald neue Tiefs gebildet werden. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man seine trendfolgende Longposition am letzten aufgetretenen Bewegungstief durch eine Stopp Order absichern sollte.

Als diskretionärer Händler erkennt man diese Swing Punkte mit freiem Auge. So viel Sachverstand kann man bei einem Handelssystem jedoch nicht erwarten ihm muss man genau definieren wo es sein Stopp platzieren soll. Deshalb wollen wir uns heute mit zwei möglichen Sonderfällen dieser im Handel sehr nützlichen Punkte beschäftigen.

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Am Chart sehen Sie ein solches Swing Low als Punkt 1 markiert. Die rote Kerze in der Mitte der Formation ist von zwei höheren Kerzen umgeben. Diese Dreier-Gruppe definiert das Swing Low Muster, am Tief der mittleren Kerze würde man sein Long Stopp platzieren.

Einen Sonderfall für einen Swing Punkt sehen Sie als Punkt 2 markiert. Die Formation beginnt mit einer stark fallenden roten Kerze, auf welche eine mit einem exakt gleich tiefen Tief folgt. Somit ist schon unser erster Punkt der Swing Punkt Definition nicht erfüllt. Was jedoch viel schwerwiegender wiegt, ist, dass die auf die stark fallende Kerze folgenden Kerzen, alle innerhalb der High-Low Spanne der
ersten Kerze der Formation liegen.

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Treten bei einem möglichem Swing Low jedoch inside Bars auf, so kann man diese einfach ignorieren. Das Muster ist erst definiert, wenn der Markt wieder über das Hoch der höchsten Kerze der Formation ansteigt. Tut er das nicht, war es eine kleine Korrektur im laufenden Trend, jedoch kein Swing Low.

Dieser Fall ist als Punkt 3 am ersten Chart abgebildet. Zunächst sieht es so aus wie im Beispiel 2. Nach einer stark fallenden roten Kerze scheint der Markt sein Tief zu finden. Die darauf folgenden Kerzen bleiben jedoch alle innerhalb der High-Low Spanne der ersten Kerze. Es wird kein höheres Hoch gebildet. Nachdem der Markt 6 Kerzen innerhalb dieser Spanne schaukelte, ging es weiter bergab. Punkt 3 ist somit kein Swing Low.

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Sieht man sich die aktuellen Swing Punkte im DAX an, dann sieht man schnell, dass es sich bei unkt 1 um ein solches „falsches“ Swing Hoch handelt. Nachdem die Formation innerhalb der zuvor aufgetreten stark fallenden Kerze auftritt, ist der Punkt nicht signifikant. Wer aktuell short ist, kann sein Stopp nach dieser Technik zunächst nur auf Punkt 2 legen. Dieses Swing Hoch entspricht wieder der Definition. Und wer will schon short sein wenn der DAX über 6600 schließt? Bleiben Sie wachsam!

Philipp Kahler

Systemhandel (3) - Swing Low Exit!

Im letzten Teil dieser Serie über den Systemhandel hatte ich Ihnen gezeigt, dass man bei seinem Analyseprogramm ganz genau hinsehen muss, wenn man nicht nur theoretische sondern auch handelbare Ergebnisse erzielen möchte. Diesmal soll es mit der beispielhaften Entwicklung des All Time Highs Aktiensystems weitergehen. Der Entry erfolgte, sobald die Aktie Ihr altes All Time High überschritt.

Diesmal wollen wir einen ersten Exit festlegen. Dabei möchte ich mich eng an die klassische Definition eines Aufwärtstrends halten. Dieser ist meist so definiert, dass man von einem intakten Aufwärtstrend ausgeht, wenn sich am Chart neue Hochs und neue Tiefs zeigen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Aufwärtstrend nicht mehr intakt ist, sobald tiefere Tiefs gebildet werden. Am Chart der Salzgitter Ag kann man dies sehr schön verfolgen.

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Zunächst erfolgte der Entry in die Position wie bereits erwähnt am alten All Time High. Dieser historische Höchststand ist am Chart durch die rote Linie abgebildet.

Sobald die Aktie das alte Hoch erreichte, wurde gekauft. Der Stopp wurde am vorhergehenden Swing Low platziert, und mit jedem Auftreten eines höheren Swing Lows, nachgezogen.

Dies führte Ende März zum Exit. Die Aktie unterschritt ihr vorhergehendes Swing Tief, und die Position wurde geschlossen. Man erkennt am Chart natürlich sofort, dass die Aktie auch nach dieser zwischenzeitlichen Korrektur weiter stieg. Ein Exit bedeutet jedoch nur, dass man sich erneut auf die Lauer legt, bis das Entrysignal erneut auftritt.

Dies war Mitte April der Fall. Wieder wurde das inzwischen deutlich höhere Allzeit Hoch durchbrochen und das Spiel begann von neuem. Entry am Hoch, Stopp am vorhergehenden Swing-Tief. Kritisch für die Erkennung der Swing Punkte ist deren Definition. Den einfachsten Fall eines Swing Hochs habe ich am nächsten Chart abgebildet.

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Das Swing Hoch ist das Hoch eines Bars, welcher von zwei niedrigeren Bars umgeben ist. Dabei weisen die umgebenden Bars sowohl ein tieferes Tief als auch ein tieferes Hoch auf.

Analog dazu die Definition des Swing Tiefs. Diese einfache Definition eines Swing Punktes funktioniert am besten auf Charts mit hoher Zeitkompression, also auf Wochen oder Monatscharts. Auf daily oder intradaycharts erhält man mit dieser einfachen Definition der Swing Punkte zu viele wenig signifikante Punkte ausgewiesen.

Dementsprechend wird man öfter auch im intakten Trend aus der Position geworfen. Leider gibt es auch bei Swing Punkten Ausnahmen in der Definition. Dies betrifft vor allem jene Swing Punkte, auf die ein inside oder outside Bar folgt. Diese Sonderfälle wollen wir im nächsten Teil dieser Serie besprechen.

Bleiben Sie wachsam!

Philipp Kahler

Systemhandel (2) Achtung! Simulation

Im ersten Teil der Artikelserie über den Systemhandel habe ich Ihnen einen einfachen Ansatz präsentiert, welcher sich auf jene Aktien spezialisiert, welche ein neues All Time High ausbilden. Das Handelssystem kauft die Aktie am All Time High, in der Hoffnung, dass sich der Trend fortsetzt und der Trade so zum Gewinner wird.

Bevor wir uns mit den Exits und dem Moneymanagement des Systems beschäftigen, muss ich Ihnen noch ein wenig von den prinzipiellen Tücken der Systementwicklung berichten.

Die Verwendung von Wochencharts lässt ein Problem zu Tage treten, welches zu deutlich verfälschten historischen Ergebnissen führen kann.

Nehmen Sie an das System hätte die Anheuser Bush Aktie bei Überschreiten des alten Hochs bei 62.99$ kaufen wollen. Am Wochenchart sieht es so aus, als ob dies ein guter Trade gewesen wäre. Aktuell steht die Aktie bei 67.58$. Dies bedeutet einen Gewinn von 4.59$ pro Aktie. Doch konnten Sie den Trade auch in der Realität so handeln? Oder basiert der ausgewiesene Gewinn nur auf einer ungenauen Simulation der Software?

Wie hätten Sie den Trade in der Praxis umgesetzt? Nachdem das System mit Wochendaten arbeitet, hätten Sie am Freitag nach Handelsschluss für die kommende Woche eine Stop Buy Order bei 62.99$ platziert. Steigt der Kurs in der Folgewoche über diesen Wert, dann wird mit diesem Ordertyp automatisch die Aktie gekauft. So wie Sie dies bei Ihrem Broker machen, würde es auch das Handelssystem machen. „buy next bar at ath stop“ ist der dazu notwendige Befehl. „ath“ steht für das All Time High bei 62.99$.

Am Chart sehen Sie wie dies dann am Chart aussieht. Bei 62.99$ ist ein kleiner Pfeil, welcher anzeigt, dass das System zu diesem Preis in Position gegangen ist.

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Doch bildet diese Simulation auch die Realität ab? Oder ist dies nur ein theoretischer Gewinn, welchen Sie in der Praxis nicht realisieren könnten?
Der Software stehen zunächst nur die Open/High/Low/Close Werte der entsprechenden Woche zu Verfügung. Und so nimmt die Software einfach an, dass es in dieser Woche keine Gaps gab und Sie zu dem gewünschten Preis in Position gekommen wären.

Handelt man dieses Signal jedoch in der Realität, dann wird man eine böse Überraschung erleben. Man ist nicht zu 62.99$ in Position gekommen, sondern zu 65.55$.

Wie kann dies geschehen?

Die Lösung des Problems wird klar, wenn man sich den Chart nicht als weekly sondern als daily Chart ansieht. Dies ist am nächsten Bild dargestellt.

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In der fraglichen Woche handelte die Aktie von Montag bis Donnerstag unter dem Wert von 66.99$. Am Freitag eröffnete der Markt mit einem Gap nach oben bei 65.55$. Diesen Preis hätten Sie auch mit Ihrer in der Vorwoche platzierten stop-buy Order realisiert. Verglichen mit der Simulation am Wochenchart ist dies ein gewaltiger Unterschied. Deshalb auch der Titel des Beitrages: Vorsicht! Simulation!

Wer Handelssysteme entwickelt darf sich keinesfalls darauf verlassen dass die Software schon alles richtig machen wird oder dass die ausgewiesenen Ergebnisse mit den in der Realität erreichbaren Ergebnissen übereinstimmen. Dies wäre der sichere Weg zu Verlusten. Vielmehr muss sich der Entwickler auf das Genaueste damit auseinandersetzten, was den realen Markt von der Simulation unterscheidet. Nur so können auch in der Praxis erfolgreiche Systeme entworfen werden. Alles andere bleibt eine simple Simulation, nicht geeignet um damit auch in der Realität zu bestehen.

Bleiben Sie wachsam!

Philipp Kahler

Systemhandel (1) - Der logische Investor

Technische Analyse funktioniert vor allem deshalb, weil die Massen immer wieder ähnlich auf gegebene Situationen reagieren. Ohne Massen keine technische Analyse. Bundesligaergebnisse lassen sich zum Beispiel so nicht analysieren, Märkte in welchen sich viele unerfahrene Spekulanten bewegen umso besser.

Handelssysteme machen sich dieses Verhalten der Marktteilnehmer zu nutze. Der Entwickler des Systems untersucht die Märkte nach diesen immer wieder kehrenden Formationen, gießt seine Erkenntnisse in ein Programm und lässt anschließend den Computer nach diesen Chancen suchen.

Ein Beispiel für ein solches Vorgehen ist das All Time High System. Auf die Idee dieses System zu entwickeln kam ich, als ich mir überlegte, welche Aktien ich NICHT in meinem Portfolio haben will.

Hier ein paar Punkte welche die Aktie in meinem Portfolio nicht aufweisen soll:

Sie soll nicht fallen.
Sie soll nicht in einer Seitwärtsphase sein.
Sie soll nicht unter einem charttechnischen Widerstand handeln.

Und nun ein paar Eigenschaften, welche die Aktie aufweisen soll:

Sie soll sich im Aufwärtstrend befinden.
Sie soll neue, unerfahrene Marktteilnehmer anlocken.
Sie soll keine Charttechnischen Widerstände aufweisen.
Sie soll zu den besten Werten des gewählten Index gehören.

Die Kunst bei der Systementwicklung besteht nun, diese Punkte möglichst einfach zu beschreiben. Möglichst einfach deshalb, da die Entwicklung nicht zu einem endlosen Programmierprojekt wird (ich bin Händler, nicht EDV Sklave), und da einfache Systeme meist länger leben. Dieser Umstand liegt darin begründet, dass je weniger Stellschrauben das System hat, umso weniger komme ich in Gefahr, mich zu stark an die Kursentwicklung der Vergangenheit anzupassen.

Das All Time High System konnte nun all diese Punkte berücksichtigen. Über dem All Time High gibt es keine Charttechnischen Widerstände. Macht eine Aktie neue Highs lockt dies die Analysten an, und dies zieht wiederum neue Marktteilnehmer in diesen Wert. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass ich in Zukunft jemanden finden werde, der mir meine Aktie zu einem höheren Preis wieder abkauft.

Welche Werte weisen diese Eigenschaft derzeit aus – welche Aktien stehen derzeit knapp unter dem All Time High und sind einen Kauf wert?

Ein Scan über 1000 Werte aus Europa und den USA gibt die nötigen Antworten:

Zwei Werte aus den USA sollen hier stellvertretend für alle anderen All Time High Kandidaten stehen.

Die erste Aktie ist die Anheuser Bush. Die Produkte des Bierbrauers (Budweiser) sind nicht nur an lauen Sommerabenden gerne gesehen, noch lieber ist mir die ausgeprägte Kurssteigerung des Werts.

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Ein zweiter amerikanischer Wert wäre die Baxter Aktie. Sie legte einen mustergültigen Ausbruch über ihr altes Hoch hin.

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Mit diesen Werten kann man sich zumindest sicher sein, nicht die schlechtesten Aktien erwischt zu haben. Doch ist ein neues All Time High noch keine Garantie dafür, dass es weiter nach oben geht. Der nächste Teil der Kommentarserie wird sich deshalb mit dem Exit beschäftigen. Wie komme ich nach einem Kauf am All Time High wieder mit Gewinn, oder zumindest begrenzten Verlusten aus der Position.

Viel Erfolg,
Philipp Kahler - http://www.quanttrader.at

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