Kommentar
10:00 Uhr, 30.08.2007

Superfonds - Wirklich super?

Die EU-Investmentrichtlinie aus dem Jahr 2004 hat den Kapitalanlagegesellschaften mehr Freiheiten bei der Konzeption ihrer Fondsprodukte eingeräumt. Wo zuvor Derivate nur zu Absicherungszwecken eingesetzt werden durften, können sie die Portfolios seitdem auch aktiv mitgestalten. Daraus sind auch neue Fondsgattungen entstanden. Unter anderem auch die mit dem verlockenden Namen ausgestatteten "Superfonds". Doch was sind Superfonds überhaupt?

Dem Konzept nach handelt es sich dabei um Absolute Return Fonds, deren Fondsmanager unabhängig von einer Benchmark agieren. Sie haben damit das Ziel, in allen Börsenphasen Gewinne zu erzielen. Das Fondsmanagement ist in der Wahl ihrer Investments völlig frei. Sie dürfen also, in alle Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Fonds, Immobilien, Zertifikate, Derivate, etc. investieren. Das Konstrukt ähnelt damit den Hedegfonds. Sie dürfen allerdings kein Fremdkapital aufnehmen. Hedgefonds setzen oft Fremdkapital ein um die Rendite zu hebeln. Dadurch entsteht zum Teil ein hohe Zinslast, die erst wieder erwirtschaftet werden muss.

Durch die völlige Freiheit des Fondsmanagements lässt sich mit Superfonds praktisch eine gesamte Vermögensverwaltung realisieren. Das klingt zunächst vielversprechend. Das ganze hat aber auch einen Haken. Aufgrund der großen Freiheiten, kann man den Investmentprozess nur schwer nachvollziehen. Der Anleger muss deshalb volles Vertrauen gegenüber dem Fondsmanagement aufbringen. Zudem sind die Produkte untereinander nur sehr schwer vergleichbar, da die Fonds teilweise ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Dies macht es noch schwieriger, den richtigen Fonds auszuwählen. Zudem ist die Freiheit in der Anlagepolitik keine Garantie für gute Renditen.

Ob Superfonds wirklich eine Super-Rendite erzielen bleibt deshalb abzuwarten. Langjährige Historien liegen derzeit noch nicht vor. Durch die Diversifikation dürften sie aber zumindest in Baissephasen das Potenzial haben, besser als der Markt abzuschließen. Dies konnten sie bisher aber noch nicht unter Beweis stellen. Auf jeden Fall ist bei der Asset Allocation und auch bei der Einzeltitelauswahl sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn der Fondsmanager bei seiner Markteinschätzung völlig daneben liegt, kann es sein, dass der Fonds auch in Haussephasen keine positive Rendite erwirtschaftet. Zudem kosten die Absicherungsgeschäfte gegen Kursverluste einige Renditepunkte.

Ein Problem ist auch die Komplexität der Kapitalmärkte. Fondsmanager sind zwar Spezialisten, aber auch sie haben nicht die Möglichkeit, alle Märkte und Anlageklassen im Blick zu haben. Bei einem in Deutschland investierenden Aktienfonds beispielweise muss der Fondsmanager zwar die weltweiten Kapitalmärkte im Blick haben, er kann sich aber abgesehen davon, voll auf den deutschen Aktienmarkt konzentrieren. Bei Superfonds dagegen, müsste sich das Fondsmanagement mit jeder Asset-Klasse beschäftigen um entsprechend investieren zu können.

In der Praxis hat sich daher gezeigt, dass Superfonds ihre Spielräume bei der Anlagepolitik nicht ausreizen. Dies gibt teilweise auch schon der Börsenprospekt vor. Je nach Fondskonstrukt können so bestimmte Produkte von vorneherein ausgeschlossen sein. Deshalb haben auch Manager von Superfonds in der Regel eng vorgegebene Grenzen. Für eine Beschränkung sorgen auch die Fondsmanager selbst. Selbst der beste Fondsmanager ist nicht in allen Anlagegebieten gut. Jeder Fondsmanager wird sich deshalb auf die Bereiche konzentrieren, in der er die größte Expertise hat.

Derzeit gibt es rund 40 Superfonds. Davon können nur wenige auf einen Track Record von drei Jahren verweisen. Zudem fiel die Rendite bislang eher moderat aus. Positiv von der Masse abheben konnte sich bisher der Tri Style Fund (AT0000701172), der vom Münchener Asset Manager Dr. Jens Ehrhardt Kapital gemanagt wird. In der vergangenen drei Jahren (Stand: 31.07.2007) legte der Fonds um 68,99% zu. Im Vergleich dazu stieg der MSCI World um 43,71%.

Der Fonds nutzt bei Weitem nicht alle Anlagemöglichkeiten aus. Er beschränkt sich auf Investitionen in Aktien, Aktienfonds und Renten. Dabei kann der Aktienanteil je nach Marktlage zwischen 0 und 100% variieren. Damit entspricht der Tri Style Fund in seiner Struktur jenen Portfolios, die traditionell in der Vermögensverwaltung eingesetzt werden.

Die meisten anderen Superfonds erzielten bisher zwar positive Wertentwicklungen, angesichts der kräftigen Kurszuwächse an den internationalen Aktienmärkten war das jedoch keine Kunst. Es bleibt daher abzuwarten, wie sie in Baissephasen abschneiden.

Fazit: Superfonds alleine machen noch kein ausgewogenes Portfolio. Sie sind somit kein Heilsbringer. Auch als Beimischung für ein gut diversifiziertes Depot machen sie wenig Sinn, da sich die Struktur des Fonds mit der Zeit massiv ändern kann. Besser beraten ist man als Anleger, wenn man sein Depot selbst mit verschiedenen Asset-Klassen bestückt und somit den Überblick über die Struktur des Anlagevermögens behält.

Quelle: www.portfolio-journal.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets
Follower
Folgen

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten