Studie: Öffentliche Mittel machen Netzausbaukosten für Stromkunden tragbar
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DOW JONES--Der für die Energiewende unerlässliche massive Ausbau der deutschen Stromnetze wird für private Stromverbraucher und Unternehmen insgesamt finanziell tragbar, wenn die öffentliche Hand bei der Finanzierung eine zentrale Rolle einnimmt. Das ist das Fazit einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie von Ökonomen der Universität Mannheim. Insgesamt liege der Investitionsbedarfs für den Netzausbau bei 651 Milliarden Euro bis 2045 und werde daher für die Stromkunden finanziell relativ herausfordernd.
Im Falle einer öffentlichen Finanzierung würden die durchschnittlichen Netzentgelte nur moderat um 1,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) steigen, wobei die finanzielle Gesamtbelastung durch einen Verbrauch von 1.100 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2045 nicht zu unterschätzen sei, so die Studie. Fast doppelt so stark, um 3 Cent pro Kilowattstunde, müssten hingegen die Netzentgelte angehoben werden, wenn private Investoren das nötige Kapital zur Verfügung stellen.
"Denn diese verlangen deutlich höhere Renditen für ihren Kapitaleinsatz, wie langjährige Erfahrungen mit privat finanzierten Infrastrukturprojekten zeigen", so die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung.
Der Studie zufolge wäre es kurzfristig noch teurer für Privathaushalte und gewerbliche Verbraucher, wenn die Unternehmen, die die Übertragungs- sowie die lokalen Verteilungsnetze betreiben, den Ausbau aus ihren laufenden Einnahmen bezahlen müssten. Dann würden die durchschnittlichen Netzentgelte mit Beginn des Netzausbaus um 7,5 Cent pro Kilowattstunde steigen und damit sich in etwa verdoppeln, wie die Studienautoren Tom Krebs und Patrick Kaczmarczyk berechnet haben. Denn 2024 betrugen die Netzentgelte im Durchschnitt etwa 7,7 Cent/kWh, 2021 waren es noch 5,1 Cent/kWh.
"Unsere Studie legt somit nahe, dass ein nachhaltiger und effizienter Ausbau der Stromnetze nur mit einer massiven Stärkung der Eigenkapitalbasis der Netzbetreiber möglich ist - und dies durch öffentliches Kapital erfolgen sollte, um die Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft zu minimieren und die Energiewende sozialverträglich und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten", sagten Krebs und Kaczmarczyk. "Trotz der hohen Investitionssummen, die bis 2045 in den Netzausbau fließen müssen, wäre die Energiewende damit finanzier- und realisierbar, ohne für soziale oder wirtschaftliche Verwerfungen zu sorgen."
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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