Studie: Deutschland verfehlt 2030-Ziele für Energieeffizienz
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Ziele des im Herbst beschlossenen Energieeffizienzgesetzes drohen laut einer Studie mit bestehenden Politikmaßnahmen verfehlt zu werden. Zwar gingen die beschlossenen Politikmaßnahmen in die richtige Richtung, die Bemühungen reichten aber nicht aus. Nur etwas mehr als die Hälfte der EU-rechtlich geforderten Energieeinsparungen würden laut der Studie des Beratungsunternehmens Prognos mit bestehenden Politikmaßnahmen erreicht, so die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz. Abhilfe schaffen könnten ein höherer CO2-Preis, Sanierungsverpflichtungen für die energetisch schlechtesten Gebäude, vor allem aber eine Pflicht für Unternehmen, bereits bekannte, hochrentable Energieeffizienzmaßnahmen auch umzusetzen.
Doch auch dann seien weitere Anstrengungen nötig, so das Gutachten im Auftrag der Unternehmensinitiative. "In den letzten Jahren ist der Primärenergieverbrauch vor allem durch den Umbau der Stromversorgung deutlich gesunken. Der Endverbrauch von Gebäuden, Industrie und Verkehr aber kaum", so Friedrich Seefeldt von Prognos. Den Aufholbedarf zur Zielerreichung bezifferte er auf jährlich rund 60 Milliarden Kilowattstunden (kWh), die eingespart werden müssten. Das entspreche der Stromerzeugung von mehreren Großkraftwerken. Davon werde etwa die Hälfte mit den bestehenden Maßnahmen inklusive des sogenannten Heizungsgesetzes erreicht. Unterstellt werde dabei ein Anstieg des CO2-Preises auf 125 Euro je Tonne bis 2030.
Die EU-Mitgliedstaaten hätten sich mit der Energieeffizienzrichtlinie gesetzlich selbst zu diesen Zielen verpflichtet, betonte der geschäftsführender Vorstand der Unternehmensinitiative, Christian Noll. "Gelingt es nicht, endlich Schwung in Energieeffizienz von Gebäuden, öffentlicher Hand und Unternehmen zu bekommen, wird die Energiewende erheblich schwieriger und teurer." Die technischen Lösungen und Dienstleistungen seien längst da. Die Wirtschaft warte auf den Startschuss. "Es ist allein mangelnder politischer Gestaltungswille, der im Weg steht", betonte Noll.
Es bestehe jetzt noch die Chance, "einen moderaten Maßnahmenmix aufzustellen". Die höchsten Einsparungen könnte mit 100 Milliarden kWh eine verpflichtende Umsetzung von hochrentablen Energieeffizienzmaßnahmen bringen. Eine Ausweitung der durch die EU beschlossenen energetischen Mindeststandards zur Sanierung von Nichtwohngebäuden auch auf die energetisch schlechtesten Wohngebäude könnte rund 25 Milliarden kWh einsparen. Einsparungen in ähnlicher Höhe seien durch eine weitere Anhebung des CO2-Preises auf 200 Euro je Tonne CO2 erreichbar, so das Gutachten.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
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