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12:09 Uhr, 07.05.2024

Studie: Deutschland fehlen über 240.000 Fachkräfte in MINT-Berufen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die Fachkräftelücke in Berufen der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) bleibt laut einer Umfrage trotz der konjunkturellen Abkühlung auf hohem Niveau. Den befragten Unternehmen bereiteten die schlechten Pisa-Ergebnisse und die gesunkenen Erstsemesterquoten in den MINT-Disziplinen große Sorgen, erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgberverbände (BDA). Dabei stiegen die Bedarfe nach Fachkräften in MINT-Berufen durch die Digitalisierung und den Klimaschutz weiter an. Aus Sicht der Unternehmen seien gezielte Investitionen des Staates in das Bildungssystem der wichtigste Faktor, um die Transformation erfolgreich zu meistern.

Die Arbeitskräftelücke in den MINT-Berufen erreichte den Angaben zufolge im März 2024 einen Wert von 244.400. Die Befragung von Unternehmen habe ergeben, dass für die Transformation in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an Fachkräften in MINT-Berufen in den kommenden Jahren stark zunehmen werde. Zugleich führe der demografische Wandel zu steigenden Ersatzbedarfen (aktuell schieden jährlich 64.800 MINT-Akademikerinnen und Akademiker aus), während es am Nachwuchs in Ausbildung und Studium mangele. Mittelfristig drohe der inländische Nachwuchs weiter abzunehmen, da die Leistungen in den Pisa-Erhebungen in Mathematik stark sänken.

Aus Sicht der Unternehmen seien Investitionen des Staates in das Bildungssystem der wichtigste Faktor (Wert 98 auf einer Skala von 0 für völlig unwichtig bis 100 für unbedingt erforderlich), um die Transformation erfolgreich zu meistern. "Die MINT-Lücke wäre heute noch deutlich höher, wenn in den letzten zehn Jahren nicht erste Erfolge zur MINT-Fachkräftesicherung bei Frauen, Älteren, Zugewanderten und bei der MINT-Bildung erreicht worden wären", sagte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft. Für die kommenden Jahre sei jedoch mit Rückgängen beim Nachwuchs zu rechnen. Die Erstsemesterquoten seien von 2016 bis heute um 10 Prozent gesunken.

"Fehlende MINT-Arbeits- und Fachkräfte sind ein zentrales Hemmnis für Unternehmen", betonte BDA-Hauptgeschäftsführungsmitglied Christina Ramb. Speziell für die Entwicklung klimafreundlicher Produkte und Technologien erwarte ein Großteil der Betriebe einen steigenden Bedarf an IT-Expertinnen und Experten, an Ingenieurinnen und Ingenieuren und an beruflich qualifizierten MINT-Fachkräften. "Ohne entsprechendes Know-How werden wir die anstehenden Herausforderungen nicht bewältigen können", warnte sie. Allein um altersbedingte Abgänge zu kompensieren, würden in Zukunft mehr akademisch und beruflich qualifizierte MINT-Fachkräfte gebraucht. Zielgerichtete Investitionen des Staates, insbesondere in die frühe und schulische Bildung, seien daher ein wichtiger Faktor.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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