Kommentar
11:21 Uhr, 20.10.2024

Stocks on Fire KW43 – Trading-Ideen aus Japan, Holland und Deutschland

Erwähnte Instrumente

Eine wieder mal ereignisreiche Börsenwoche liegt hinter uns. Nach den heftigen Reaktionen auf die sehr negativen Zahlen bei ASML und LVMH gaben die Märkte etwas nach, konnten sich aber nach umso stärkeren Ergebnissen von TSMC wieder erholen und deutlich ins Plus ziehen. Der S&P500 schloss die Woche mit einem Plus von 1,55 %, während der Nasdaq 0,66 % und der Dax 0,38 % zulegen konnte. Außerdem gab es noch verhältnismäßig gute Zahlen von Walgreens und Johnson und Johnson, beide Aktien konnten zulegen. Bei CVS Health gab es einen erneut heftigen Ausverkauf nach einem CEO-Wechsel.

In unserer dieswöchigen Ausgabe der Stocks on Fire haben wir uns auf eine kleine Reise begeben, die zugegebenermaßen mit einem Heimaturlaub endet. Wir schauen uns drei Setups aus Japan, Holland und Deutschland an.

Recruit Holdings – Mutter von Ingrid, ähm Indeed

Die eher unbekannte Recruit Holding verbirgt unter ihren Töchtern die wohl viel bekanntere Jobplattform Indeed, die Bewertungsplattform für Firmen Glassdoor und ein weltweit tätiges Personalmanagement-Segment.

Das Unternehmen trifft mit seinen Lösungen den Zahn der Zeit, zumindest solange Elon Musk nicht alle Firmen dieser Welt mit seinen Optimus-Robotern einnimmt. Man kommt dieser Tage quasi in keine Bäckerei, Tankstelle oder Supermarkt, in der nicht Personal gesucht wird – ebenso in den großen Unternehmen. Schaut man sich die demografische Entwicklung an, so ist zudem davon auszugehen, dass sich der Fachkräftemangel beziehungsweise der allgemeine Mangel an Arbeitskräften weiter verschlimmern wird.

Demografische Entwicklung in Deutschland – Quelle: berlin-institut.org

Die Grafik zeigt die demografische Entwicklung in Deutschland seit 1990, bei der deutlich wird, dass die arbeitende Bevölkerung seit 1990 deutlich abnimmt. Diese Entwicklung ist in vielen Industrienationen zu beobachten, wovon die Jobvermittlungsplattformen langfristig profitieren sollten.

Operativ konnte die Recruit Holding in den letzten Jahren, mit einigen Ausreißern nach unten, überzeugen. So konnten der Bruttogewinn, das Betriebsergebnis, der Gewinn je Aktie und das Nettoeinkommen seit 2017 mehr als verdoppelt werden.

Gehaltserhöhung für diesen Chart

Die Aktie von Recruit konnte nach einem schwachen Jahr 2023 mit dem Tief im März 2023 mittlerweile wieder über 180 % zulegen und hält sich weiterhin stark. Grundsätzlich sollte man sich bei diesem Wert den japanischen Chart zusätzlich betrachten. Im EUR-Chart läuft zwischen 56 und 57 EUR eine Unterstützungszone, die von Süden zusätzlich von der 50-Tagelinie gestützt wird. Sollte die Aktie in diesen Bereich zurücklaufen und eine positive Reaktion zeigen, könnte man mit einem Long-Trade folgen und auf einen mittelfristigen Ausbruch über 60,50 EUR (rund 10.000 Yen) spekulieren.

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Universal Music Group

Bei dem holländischen Unternehmen Universal Music Group (UMG) handelt es sich um das größte der drei weltweit agierenden Musiklabels. Vor Sony Music und der Warner Music Group vereinnahmt das Unternehmen den größten Anteil am weltweiten Musikmarkt mit knapp 32 % Marktanteil (Daten aus dem Jahr 2019). UMG ist in den Segmenten Recorded Music, Music Publishing und Artist Services sowie Merchandising aktiv. Künstler können mit UMG also ihre Musik produzieren, vermarkten und vertreiben lassen. Zudem kümmert sich das Unternehmen um die Vergabe der Lizenzen für verschiedene Veranstaltungen und generiert durch die Rechtevergabe Einnahmen für sich und die Künstler. Weiterhin übernimmt UMG auf Wunsch auch das Merchandising und arbeitet an der Markenerkennung seiner Künstler.

Rückgrat der Musikindustrie – ohne die UMG geht fast nichts in der Musikindustrie – Quelle: Diane Picchiottino über Unsplash.com

Über einen längeren Zeitraum hinweg war Universal als Leader im Musikgeschäft für starkes Wachstum und verlässliche Gewinnsteigerungen bekannt. Wie wir gleich am Chart sehen werden, konnten die Ergebnisse der letzten Quartale allerdings nicht vollends überzeugen. Dies lag insbesondere an einer Verlangsamung des Umsatz- und Gewinnwachstums (Bruttogewinn) von Werten im Schnitt bei 15-20 % im Jahr 2021 auf nur noch 0-8 % im Jahr 2023. Das Nettoeinkommen hingegen konnte von 452 Millionen EUR im H1 2021 auf 914 Millionen EUR im H1 2024 mehr als verdoppelt werden.

Heftiger Abverkauf nach den Halbjahreszahlen

Kann sich die Aktie von Universal Music weiter erholen? – Quelle: stock3.com

Nach den letzten Zahlen zum H1 2024 verlor die Aktie knapp 30 %, obwohl die allgemeinen Marktschätzungen geschlagen werden konnten. Die Aktie hat sich seither auch wieder um knapp 20 % erholt und befindet sich aktuell an einer Widerstandszone bei rund 24,50 EUR. Sollte dieser Bereich nachhaltig überschritten werden, könnte sich die Aktie auf den Weg zum Gap-Close bei rund 28 EUR machen. Ab der 200-Tagelinie bei 26,20 EUR nimmt das Volumen allerdings deutlich zu, weshalb es hier zu erhöhtem Widerstand der Bären kommen könnte. Bei einem Ausbruch über 24,50 könnte man mit einem Stop unterhalb von 24 EUR einen Trade eingehen.

Dieses Szenario könnte auch mit einem K.O.-Zertifikat der HSBC: WKN HG03X4 (2,67er-Hebel) umgesetzt werden.

Tonies

Die Aktie von Hörboxen-Hersteller Tonies dürfte in Deutschland wohl jedem ein Begriff sein. Kaum ein Kinderzimmer kommt ohne die interaktive Musikbox aus und die Anzahl der verkauften Boxen nimmt auch wegen einer starken Expansion in die USA weiter exponentiell zu. Zuletzt konnte der Umsatz in den USA von im Vorjahr 65,6 Millionen auf 140,4 Millionen USD mehr als verdoppelt werden. Die USA machen somit bereits mehr als 35 % des Umsatzanteils aus.

Verkaufte Tonieboxen seit 2016 – Quelle: ir.tonies.com

Auch die bereinigte EBIT-Marge konnte deutlich gesteigert werden und lag mit nun positiven 4 % deutlich über dem Vorjahr mit -2,6 %. Die EBITDA-Marge lag bei 2,4 %. Spannend ist in diesem Zusammenhang, wenn man sich anschaut, dass die Marge im bereits länger betriebenen DACH-Raum bereits bei 16,3 % liegt. Damit wird deutlich, dass nach den Wachstumsausgaben in den USA und anderen Regionen der Umstieg auf mehr Profitabilität nicht allzu schwerfallen sollte.

Geheimfavorit für Privatanleger

Für mich persönlich bleibt Tonies nach wie vor eine sehr aussichtsreiche Aktie für Privatanleger. Die Aktie ist aufgrund ihres geringen Handelsvolumens und dem damit einhergehend geringen Interesse seitens institutioneller Investoren sehr volatil und gleichzeitig manchmal auch sehr schwerfällig. Sollten sich die operativen Ergebnisse jedoch so positiv weiterentwickeln, steht meiner Ansicht nach weiter steigenden Kursen wenig im Weg und früher oder später könnten auch die Jungs mit den tiefen Taschen auf Tonies aufmerksam werden.

Chart wie im Märchen?

Ausbruch unter hohem Volumen – Quelle: stock3.com

Der Ausbruch über den letzten Widerstandsbereich zwischen 7 und 7,20 EUR erfolgte unter außergewöhnlich hohem Volumen. Die Aktie von Tonies neigt leider immer wieder dazu, vom Tageshoch massiv abzuverkaufen. Allerdings wirkt das gestiegene Volumen und der Ausbruch über den letzten Widerstand aktuell konstruktiv. Die letzten Zahlen untermauern die zuletzt stattgefundene Erholung in der Aktie. Bei einem Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau zwischen 7,20 und 7 EUR würde ich meine bestehende Position gegebenenfalls aufstocken. Dieses Niveau würde sich auch für einen antizyklischen Long-Einstieg anbieten. Als Stop könnte der Bereich um 6,90 EUR gewählt werden. Prozyklisch könnte man über 7,80 EUR aufspringen. Aufgrund der hohen Volatilität zuletzt ist dieses Szenario jedoch deutlich riskanter.

Wer noch nicht genug hat, kann sich hier noch eine detaillierte Aktienanalyse zu einem sehr spannenden Fintech-Unternehmen aus den USA anschauen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert (Tonies). Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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