Stock Bubble: Wusste die Fed Bescheid?
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Der Chairman der US-Zentralbank Fed, Alan Greenspan, der im Jahr 1996 die Märkte abstürzen ließ, als er von "irrational exuberance" sprach, hatte bereits in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Fed Meeting, dass sieben Monate zuvor stattfand, vor überteuerten Börsenkursen gewarnt.
Mitschnitte des Treffens am 21. Mai 1996, die von der US-Zentralbank nun veröffentlicht wurden, zeigen, dass Greenspan und die Mitglieder der Zentralbank sich der überhöhten Kurse bewusst waren, allerdings fiel ihnen die Deutung dieser Entwicklung schwer.
"Der Aktienmarkt, soweit ich das beurteilen kann, ist hoch," so Greenspan während des Meetings im Mai ´96. "Es ist nicht so dass es eine Bubble gibt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine Bubble erkennen würden, wenn wir eine sehen, zu mindest im Voraus nicht."
Aber Greenspan fuhr fort und sagte, dass Investoren die Aktienkurse höher steigen ließen, als die Fundamentaldaten dies begründen ließen.
"Wenn einige Dinge passieren, die im Widerspruch zu dieser Entwicklung stehen, ist es fast ausschließbar, dass die Märkte nicht substantiell auf normale Niveaus zurückkommen werden," so Greenspan vor dem Federal Open Market Committee, einer Gruppe von Fed Board Mitgliedern und regionalen Zentralbank Präsidenten, die sich acht Mal im Jahr einfinden, um den Leitzins zu bestimmen.
Lawrence Lindsey, damals ein Fed Mitglied und mittlerweile ein führender Volkswirt im Weißen Haus, äußerte zu einem späteren FOMC Treffen am 24. September, dass die Märkte am Anfang eines "Spielerfluches" stünden.
"Es ging solange gut, lasst uns das Geld auf den Tisch legen," sagte er weiter.
Lindsey sprach ferner eine Warnung aus. Es werde sich bald zeigen, dass die in den Aktienkursen implizierten zukünftigen Erwartungen für die Gewinne der Unternehmen zu optmistisch seien.
"Die Leser dieses Mitschnittes können in fünf Jahren diese mutige Prognose lesen: Die Gewinne werden hinter den Erwartungen zurückbleiben," sagte er. "Bedauerlicherweise ist Optmismus nun reif im Markt."
Lindsey zog damals Vergleiche mit dem Crash von 1929 und der wirtschaftlichen Misslage in Japan.
Bereits im Treffen im September sprach Greenspan öffentlich von einem "Stock Market Bubble Problem." Er empfahl den Leitzins nicht zu erhöhen, da bei damaligem langsameren Wachstum eine Zinserhöhung die Aktienkurse stark einbrechen lassen könnte.
Im Dezember 1996 sprach Greenspan dann öffentlich von der bekannten "irrational exuberance." Durch die simple Frage, ob die Aktienkurse überbewertet sein könnten, schickte der die Aktien an den Weltbörsen auf Talfahrt.
Trotz der Tatsache, dass die Fed die Überbewertung und eine Bubble im Jahr 1996 erkannte, tat sie nichts, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Der Leitzins wurde lediglich Anfang 1996 um 25 Basispunkte erhöht, im restlichen Jahr 1996 wurde keine Veränderung der Zinsen durchgeführt. Danach im März 1997 wurde der Leitzins abermals um 25 Basispunkte erhöht.
Nach diesem Zeitpunkt stagnierte der Leitzins, da durch den Beginn der Währungskrise in Thailand im Jahr 1997 die Weltmärkte destabilisierte.
Die Veröffentlichung der Mittschnitte von geschlossenen Treffen der Fed wird in den USA gesetzlich erst nach fünf Jahren erlaubt.
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