Kommentar
11:05 Uhr, 31.01.2007

Stichwort: Carry-Trades - Was ist "das" ?

Der japanische Yen rutscht immer tiefer. Für einen US-Dollar musste man schon über 122 Yen bezahlen (4-Jahrestief). Ein Euro kostete bereits über 158 Yen (Allzeittief!). Der aktuelle Grund: Schwache Konjunkturdaten ließen die Zinsfantasie wieder ins Bodenlose schwinden. Im Dezember waren die Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vorjahr um 0,3% gefallen. Das war der stärkste Rückgang seit 8 Monanten. Eigentlich hatte man einen starken Jahresabschluss erhofft, was der Bank of Japan (BoJ) neuen Spielraum für eine Anhebung der Zinsen eröffnet hätte. Die Achillesverse der japanischen Wirtschaft bleibt damit der Binnenkonsum, während der Export weiterhin stark ist und wohl auch bleibt – denn dieser wird durch die schwache Währung ja sogar noch begünstigt. Zur Erläuterung der Wechselkursentwicklung ein wichtiges Stichwort: Carry-Trades. Im Zusammenhang mit dem Yen werden Sie auf diesen Begriff in den Medien immer wieder stoßen. Dabei handelt es sich um folgenden Vorgang: Investoren, oder hier besser Spekulanten genannt, nehmen niedrig verzinsliche Kredite in japanischen Yen auf und investieren das Geld in hoch verzinsliche Wertpapiere anderer Währungen. Bei dieser Art der Spekulation gibt es zwei Determinanten zu beachten: Die Zinsdifferenz zwischen den beiden involvierten Währungen und die erwartete Wechselkursentwicklung. Idealerweise (aus der Sicht eines Carry-Traders) verdient er nämlich doppelt – an der Zinsdifferenz und dem fallenden Yen. Das Sentiment gegen den Yen ist derzeit überwältigend – an den Terminbörsen wird umfangreich gegen Japans Währung gewettet. Doch was passiert, wenn der Yen demnächst nicht mehr weiterfällt? Carry-Trader werden dann nervös werden– denn steigt der Yen ggü. ihrem Einstand stärker als es der Zinsdifferenz entspricht (bezogen auf die jeweilige Laufzeit), dann haben sie ein Problem, sie drohen ins minus zu geraten – und lösen den Carry-Trade auf. Allerdings ist momentan ist der Trend der Freund der Yen-Basher. Und so verstärken sie die Engagements sogar noch – eben bis zur Trendumkehr. Dann aber wird es rasant gehen, ähnlich wie bei einer Aktie, die stark geshortet (leerverkauft) wurde, und dann müssen auf einmal alle eindecken. Es kommt zu einer Kette von Carry-Trade-Auflösungen. Den Auslöser müssen wir allerdings erst noch abwarten – unerwartet gute Konsumdaten und/oder eine Zinserhöhung (die vom Markt nun zunehmend weniger erwartet wird) werden dafür sorgen. Trader sollten sich auf diesen Moment schon vorbereiten.

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Editorial aus dem FOREX Report

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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