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00:01 Uhr, 21.12.2023

Steuereinnahmen treten im November auf der Stelle

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutschen Steuereinnahmen sind im November marginal um 0,1 Prozent gestiegen, nachdem sie im Vormonat noch leicht um 0,6 Prozent gefallen waren und damit den Aufwärtstrend der Vormonate beendet hatten. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. "Einnahmezuwächse konnten dabei weiterhin vor allem bei der Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge verzeichnet werden sowie, in moderaterem Ausmaß bei den Bundessteuern, den Steuern vom Umsatz und den nicht veranlagten Steuern vom Ertrag", erklärte das Ministerium. Weiterhin rückläufig sei dagegen das Aufkommen der Ländersteuern sowie der Lohnsteuer, Körperschaftsteuer und veranlagten Einkommensteuer gewesen.

Der Bund verbuchte im November 2,4 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 23,6 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 25,8 Milliarden Euro hingegen 0,8 Prozent weniger an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im November auf knapp 56,0 Milliarden Euro. In den ersten elf Monaten des Jahres nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 2,1 Prozent auf 720,8 Milliarden Euro zu. Während der Bund von Januar bis November einen Zuwachs von 6,2 Prozent verbuchte, nahmen die Länder um 0,5 Prozent weniger an Steuern ein.

Zur Konjunkturlage erklärten die Ökonomen des Ministeriums, die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland stelle sich bisher im Schlussquartal 2023 "insgesamt wenig dynamisch" dar. "Auch wenn sich die Geschäftserwartungen etwas verbessern konnten, signalisieren die Frühindikatoren zu Exporten, Industrieproduktion und Konsumentwicklung, dass eine Belebung der wirtschaftlichen Dynamik weiter auf sich warten lässt", betonten sie.

Die Kurzarbeit habe vor diesem Hintergrund zuletzt wieder leicht höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres gelegen. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe werde diese aktuell genutzt, nachdem in den Vorjahren pandemiebedingt vor allem die Dienstleister Kurzarbeit angemeldet hätten. Für die Entwicklung des Lohnsteueraufkommens gingen davon derzeit aber keine negativen Impulse aus. "Vorläufig dürfte sich der Arbeitsmarkt eher seitwärts entwickeln, ein Einbruch der Beschäftigung zeichnet sich aktuell nicht ab", erklärten sie außerdem.

Die Inflation sei im vierten Quartal bisher schneller gesunken als in Prognosen unterstellt. Gleichzeitig sei der Anteil an Firmen, die Preiserhöhungen planten, gemäß Umfragen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung zuletzt wieder leicht gestiegen. "Das Tempo des zu erwartenden weiteren Rückgangs der Inflation bleibt mit Unsicherheit behaftet", hob das Ministerium hervor. Kurzfristig sei im Dezember durch einen Basiseffekt zunächst wieder mit einer höheren Rate zu rechnen. Das Zusammenspiel aus robuster Beschäftigungssituation, rückläufiger Teuerung und Lohnanstiegen sollte in naher Zukunft mehr Spielräume für die private Konsumentwicklung eröffnen. Die Frühindikatoren für den privaten Konsum signalisieren aktuell aber noch spürbare Zurückhaltung.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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