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00:01 Uhr, 22.10.2024

Steuereinnahmen legen im September erneut deutlich zu

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutschen Steuereinnahmen sind im September deutlich um 6,9 Prozent gestiegen und haben damit ihre Aufwärtsbewegung vom Vormonat fortgesetzt. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. "Der kräftige Anstieg der Einnahmen bei der Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge setzte sich dabei fort", erklärte das Ministerium. Ein Einnahmeplus sei darüber hinaus bei den Steuern vom Umsatz, der Lohnsteuer und der veranlagten Einkommenssteuer zu verzeichnen gewesen. Dagegen hätten sich die Aufkommen der Körperschaftssteuer und der nicht veranlagten Steuern vom Ertrag im Vorjahresvergleich verringert.

Der Bund verbuchte im September 7,1 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 37,6 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 39,6 Milliarden Euro 8,2 Prozent mehr Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im September auf rund 86,2 Milliarden Euro. Die deutschen Steuereinnahmen waren im Juli noch um 7,9 Prozent eingebrochen, im Juni hingegen um 6,2 Prozent gestiegen.

In den ersten neun Monaten des Jahres nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 2,9 Prozent auf rund 626,0 Milliarden Euro zu. Während der Bund von Januar bis September einen Zuwachs von 4,0 Prozent verbuchte, nahmen die Länder um 3,3 Prozent mehr Steuern ein.

Kurzfristige Konjunkturaussichten bleiben eingetrübt 

Zur Konjunkturentwicklung erklärten die Ökonomen des Ministeriums, Produktion und Exporte hätten am aktuellen Rand zwar Zuwächse verzeichnet. "Die kurzfristigen konjunkturellen Aussichten bleiben aber eingetrübt, wie sich zum Beispiel im Geschäftsklima zeigt."

Das Ifo-Geschäftsklima sei im September zum vierten Mal in Folge gesunken, die Verschlechterung lasse sich laut dem Institut vor allem auf schlechte Nachrichten in den Kernbranchen der deutschen Industrie zurückführen. Mittlerweile schlage sich der Konjunkturpessimismus aber auch im Dienstleistungssektor nieder. Die Verbraucherstimmung werde nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung im Oktober zumindest nicht noch pessimistischer.

Positiven Effekten wie verbesserten Einkommensaussichten hätten zuletzt dämpfende Faktoren, wie Folgen von geopolitischen Krisen und eine steigende Beschäftigungsunsicherheit, entgegengewirkt. Unter den sogenannten harten Indikatoren seien die aktuellsten Zahlen zur Produktion und zum Außenhandel besser aus als erwartet ausgefallen. Dies habe aber auch an Rückpralleffekten infolge von Rückgängen in den Vormonaten gelegen. Dennoch habe die Produktion im produzierenden Gewerbe im August die Verluste der Vormonate nur teilweise kompensiert. Der kräftige Zuwachs sei dabei auf die Industrieproduktion, insbesondere bei den Investitionsgüterproduzenten, zurückzuführen gewesen.

Frühindikatoren sendeten weiterhin nur verhaltene Signale für die weitere Exportentwicklung, hieß es zudem. Die Inflationsrate sei im September weiter gesunken. Hinter dem Rückgang ständen vor allem die Energiepreise.

Dagegen bleibe die Teuerung insbesondere im Dienstleistungsbereich weiterhin kräftig, sodass auch die Kerninflation weiter erhöht sei. Die im Vergleich zu den zwei Vorjahren deutlich gesunkenen Inflationsraten trügen dazu bei, dass die Reallöhne spürbar stiegen. "Insbesondere der private Konsum könnte von dieser Entwicklung im weiteren Verlauf profitieren", erwartete das Ministerium. Allerdings sei zuletzt auch die Sparquote auf einem erhöhten Niveau gewesen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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