Kommentar
16:18 Uhr, 01.08.2017

Steigende Zinsen könnten zu Aktien-Crash führen

Der ehemalige US-Notenbankpräsident Alan Greenspan gilt noch immer als "Magier der Märkte". Am Aktienmarkt sieht der 91-Jährige zwar keine Blase, befürchtet aber trotzdem einen Crash.

Der legendäre US-Notenbankpräsident Alan Greenspan sieht trotz der hohen Bewertungen aktuell keine Blase am US-Aktienmarkt. Trotzdem könnten steigende Inflationserwartungen und steigende Zinsen zu fallenden Aktienkursen führen, sagte Greenspan in einem Interview, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

"Nach allen Maßstäben sind die realen langfristigen Zinsen viel zu niedrig und deshalb nicht aufrecht zu erhalten", sagte Greenspan laut Bloomberg. "Wenn die Zinsen zu steigen anfangen, werden sie sich wahrscheinlich einigermaßen schnell bewegen. Wir erleben eine Blase, allerdings nicht bei Aktienkursen, sondern bei Anleihepreisen. Das wird auf dem Markt aktuell nicht eingepreist." Greenspan wird seit seiner Amtszeit als US-Notenbankchef auch als "Magier der Märkte" bezeichnet, da Aussagen von Greenspan häufig zu starken Kursbewegungen führten.

Kurse und Renditen bewegen sich invers zueinander. Steigt der Marktzins an, so führt dies zu sinkenden Anleihekursen. Durch die lockere Geldpolitik der Notenbanken und durch die Wachstumsschwäche war das langfristige Zinsniveau in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Inzwischen zeichnet sich aber eine Trendwende ab.

"Das eigentliche Problem ist, dass bei einem Kollaps am Anleihemarkt die langfristigen Zinsen zu steigen anfangen", betonte Greenspan. "Wir bewegen uns in Richtung einer anderen Phase der Wirtschaft, hin zu einer Stagflation wie sie seit den 70er Jahren nicht mehr gesehen wurde."

Dieses Szenario sei auch für andere Anlageklassen wie Aktien schlecht, betont Greenspan. Denn steigen die langfristigen Zinsen, werden Aktien als Anlageklasse im Verhältnis zu Anleihen unattraktiver. Dies zeigt auch das sogenannte "Fed Model", bei dem die Gewinnrendite von Aktien mit der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verglichen wird. Die Gewinnrendite ist dabei nichts anderes als der Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Beim KGV wird der Kurs durch den Gewinn je Aktie geteilt, bei der Gewinnrendite der Gewinn durch den Kurs. Anders als das KGV wird die Gewinnrendite in Prozent angegeben.

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Lange Zeit entwickelte sich die Gewinnrendite bei US-Aktien mehr oder weniger parallel zur Anleiherendite. Dies kann auch ganz einfach begründet werden: Steigt die Rendite bei einer Anlageklasse an, so erhöht sich die Attraktivität dieser Anlageklasse und es wird mehr Geld in diese Anlageklasse umgeschichtet. Dies führt dazu, dass die Kurse dieser Anlageklasse steigen und die Rendite wieder sinkt. Denn die Renditen entwickeln sich invers zu den Kursen. Bei der Anlageklasse mit der niedrigeren Rendite sinken die Kurse und die Rendite steigt wieder.

Nach der Finanzkrise stieg aber die Gewinnrendite von Aktien zunächst stark an und sank anschließend weniger stark als die Anleiherendite. Dies zeigt die relative Unterbewertung von Aktien. Aktuell liegt die Gewinnrendite im Verhältnis zur Anleiherendite deutlich höher als im historischen Vergleich, was Aktien zur attraktiveren Anlageklasse macht. Dies untermauert das Argument von Greenspan, dass Aktien keineswegs so hoch bewertet sind wie Anleihen. Gleichwohl könnte ein Anstieg der Zinsen auch Aktien mit in die Tiefe reißen, wie das Fed Model zeigt.

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8 Kommentare

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  • KPXXPK
    KPXXPK

    Vollkommener Unsinn, entweder tut der so dumm oder er weiß es wirklich nicht besser.

    Steigende Zinsen führen zu fallenden Preisen bei Anleihen und dementsprechend steigenden Aktienkursen.

    17:44 Uhr, 06.08. 2017
  • Ridicule
    Ridicule

    Die relative Unterbewertung der Aktien wird sich in der nächsten Zeit eher noch ausbauen, da die Zinsen wieder im Sinken begriffen sind.

    Gru

    14:13 Uhr, 05.08. 2017
  • lussien
    lussien

    Ich wüsste zum Beispiel gern, von Herrn Baron oder vor einem anderen, warum die EZB portugiesische Staatsanleihen aus den Jahren 1940-1943 aufkauft, die eine Fälligkeit im Jahr 2199 haben (vor kurzem stand angeblich sogar noch die Fälligkeit 9999 in der Liste) Und wie passt das zu der Aussage, dem Euro ginge es Gold?

    Wie tief in den Keller musste man in Portugal wohl tauchen, um diese wertlosen und vergilbten Staatspapiere zu finden und wie passt das zu den Erfolgsmeldungen, Lissabon wäre längst wieder aus dem Krisenmodus heraus?

    02:54 Uhr, 02.08. 2017
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich könnt ja jetzt sagen er hat die Haare schön, hat er aber nicht. Der Magier kocht auch nur mit Wasser und bei ihm war es selten warm zu Dienstzeiten.

    20:22 Uhr, 01.08. 2017
  • lussien
    lussien

    "Steigende Zinsen könnten zu Aktien-Crash führen"
    Und zu EU-Crash nicht ?

    18:50 Uhr, 01.08. 2017
  • tschaki
    tschaki

    Alan Greenspan hat uns noch nie gut getan. Er war wohl mitschuldig an dem finalen Chaos von 2004 bis 2008…so meine Meinung…die 90er waren eine "einfache" GREEDY PERIOD - angefacht durch einen IT-Ahnungslosen Notenbanker...

    18:23 Uhr, 01.08. 2017
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Alle Investoren sind dir dankbar für die Verwendung dieses Begriffs im Titel dieser Meldung. Die Verwendung dieses Begriffs wirkt wie eine Nadel, die in eine Voodoo-Puppe gestochen wird.

    Ein Crash wird nicht kommen :-)

    (Eine Korrektur, auch eine größere Korrektur, ist allerdings nicht auszuschließen)

    16:21 Uhr, 01.08. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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