Kommentar
14:53 Uhr, 09.07.2009

Startschuss für die strengere Regulierung des Ölhandels

1. Der US-Lagerabbautrend für Rohöl, und damit die Normalisierung bei den Öllagern, setzt sich weiter fort. In der vergangenen Woche wurden die Ölvorräte in den USA um 2,9 Mio. Barrels reduziert (Bloomberg- Median: -2,8 Mio. Barrels), liegen damit aber weiterhin 8 % über dem saisonüblichen Durchschnittsniveau der vergangenen fünf Jahre. Die Produktlager wurden hingegen in der vergangenen Woche aufgestockt. Bei den Benzinvorräten kamen 1,9 Mio. Barrels hinzu (Bloomberg-Median: 0,9 Mio. Barrels), bei den Heizöl- und Diesellagern sogar 3,7 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 1,8 Mio. Barrels). Letztere erreichen aufgrund der extrem schwachen Nachfrage (25 % unter dem saisonüblichen 5-Jahresdurchschnitt) inzwischen Niveaus, die es seit Datenaufzeichnung nicht gegeben hat. Schließlich spiegelt sich die schwache Nachfrageseite auch bei der niedrigen Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien wider, die zuletzt um 0,2 Prozentpunkte auf 86,8 % gesunken ist.

2. Der Ölpreis hat sich in den vergangenen Tagen weiter verbilligt und sank unter 61 US-Dollar. Das ist die fällige Korrektur, die auf die zu starken und fundamental nicht untermauerten Preisanstiege seit dem Frühjahr folgen musste. Wir rechnen für die kommenden Wochen erstmal mit Ölpreisen im Bereich von 65 US-Dollar, bevor die Ölnotierung im Herbst nachhaltig über die 70 US-Dollar-Marke steigen wird, wenn sich der Lagerabbautrend bis dahin fortsetzt.

3. Die bedeutendste Ölnachricht der vergangenen Tage kam von der US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel, CFTC, die auch die wöchentlichen Daten zur Positionierung der Spekulanten veröffentlicht. Der Vorsitzende der CFTC, Gary Gensler, der seit Mai dieses Jahres im Amt ist, hat gestern den Startschuss für eine strengere Regulierung des Warenterminhandels gegeben. Er betonte, seine Behörde würde all die ihr zur Verfügung stehende Autorität aggressiv ausnutzen, um die Integrität der Rohstoffmärkte zu wahren, und gegen exzessive Spekulation vorgehen. Konkret wird die Begrenzung von spekulativen Futurespositionen speziell im Energiebereich geprüft. Im Agrarbereich gibt es bereits solche Maßnahmen, die in der Vergangenheit jedoch oft durch Ausnahmeregelungen umgangen wurden. Auch diese Ausnahmeregeln werden jetzt genauer überprüft. Als zweiten wichtigen Baustein kündigt Gensler an, dass die CFTC die Transparenz an den Rohstoffterminmärkten erhöhen wird, indem die wöchentlichen Daten zur Handelstätigkeit demnächst detaillierter veröffentlicht werden. Erstens wird es eine weitergehende Unterteilung bei den kommerziellen Händlern geben. Zweitens werden bei den nicht-kommerziellen Händlern, den Spekulanten, Positionen von Hedge Funds explizit angegeben. Drittens werden alle ausländischen Kontrakte, die mit US-Kontrakten in Verbindung stehen, in die wöchentlichen Daten mit aufgenommen. Und viertens sollen demnächst auch Daten zur Handelstätigkeit mit Rohstoffen bereitgestellt werden, die außerhalb von regulierten Börsen stattfindet. Das gestrige Statement von Gary Gensler stellt ein Meilenstein in der Geschichte der CFTC dar, die in den vergangenen Jahrzehnten die Hände von der Regulierung eher ferngehalten hat. Jetzt fügt sich Gensler’s Behörde in den Zielkatalog der Obama-Administration ein, die Finanzmärkte stärker zu regulieren. Das Endergebnis für die Rohstoffmärkte ist jetzt noch nicht absehbar. In jedem Fall wird aber die höhere Datentransparenz zu einem besseren Verständnis über den Einfluss von Spekulation auf die Rohstoffpreisentwicklung beitragen. Dass mehr Transparenz notwenig ist, zeigen die extrem divergierenden Meinungen zu diesem Thema. Mehr Datentransparenz wird die Grundlage für einen vernünftigen regulatorischen Umgang mit den Rohstoffmärkten schaffen.

Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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