Kommentar
09:57 Uhr, 10.02.2004

Starker Euro überlagert starke Konjunkturdaten

In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte uneinheitlich. So verbesserten sich Dow Jones- und S&P 500 Index, während der Nasdaq-Index, in dem Werte mit höherem Beta vertreten sind, leicht ins Minus rutschte. Anleger reduzierten das Risiko in ihren Portfolios und verhalfen damit den schwachen Performern des letzten Jahres (einschließlich Gesundheit und Verbrauchsgüter) zu einer guten Woche. Dies ging jedoch zu Lasten der Technologiebranche, dem Gewinner des letztes Jahres. Für gute Stimmung sorgte die Äußerung des US-Notenbank-Gouverneurs Bernanke vom Donnerstag, dass weder in diesem noch im nächsten Jahr mit einem deutlichen Inflationsanstieg gerechnet werde. Auch der am Freitag veröffentlichte Bericht zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft bestätigte die Marktteilnehmer in ihrer Erwartung, dass kurzfristig mit keiner Zinserhöhung zu rechnen ist. Im Januar wurden in den USA so viele Jobs geschaffen wie seit drei Jahren nicht mehr, die Zahl von 112.000 neuen Stellen blieb jedoch deutlich hinter der Prognose der Analysten von 175.000 zurück. Gleichzeitig machte die ISM-Umfrage außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes einen größeren Sprung als erwartet, während die Umfrage im Verarbeitenden Gewerbe schwächer ausfiel als prognostiziert. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,1% auf 5,6%. Im Rahmen des aktuellen Präsidentschaftswahlkampfes finden die Themen Arbeitslosigkeit und Wirtschaft große Beachtung in den Medien.

Inzwischen nimmt die Besorgnis der Anleger hinsichtlich des schwachen US-Dollars und dessen Auswirkungen auf die Gewinne japanischer Exporteure zu, so dass sich der japanische Aktienmarkt mit negativem Vorzeichen ins Wochenende verabschiedete. In der Woche vor dem Treffen der Zentralbankchefs der G7-Länder wurde Finanzminister Sadakazu Tanigaki mit den Worten zitiert, er werde der Konferenz gegenüber deutlich machen, dass sein Land "bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen", um den Schaden für den japanischen Export zu begrenzen, indem man sich dem Yen-Anstieg entgegen stemme. Da Händler an den Terminmärkten inzwischen aber über die umfangreichsten Nettokaufpositionen von Yen gegen US-Dollar seit mindestens zwanzig Jahren verfügen, dürfte das Währungsproblem so bald nicht zu lösen sein. Auch im letzten Monat stieg der Konjunkturleitindikator des japanischen Wirtschafts- und Sozialforschungsinstituts erneut an, denn insbesondere die Exporteure beflügelten Investitionen und Produktion und kompensierten damit das rückläufige Verbrauchervertrauen.

Unverändert schlossen die europäischen Börsen. Hier wurde das Wirtschaftswachstum von der Rückkehr des Euros auf sein jüngstes Hoch überlagert, der damit die Gewinne der Unternehmen empfindlich schmälert. Im Dezember setzte sich der Anstieg des OECD-Leitindikators fort und signalisiert damit Wachstum in der Wirtschaft der Eurozone. Währenddessen stieg die Industrieproduktion in Deutschland im Dezember unerwartet an, gleichzeitig verbesserte sich im Januar auch die französische INSEE-Umfrage zum Vertrauen der Verbraucher, da sich die bessere Stimmung in der Wirtschaft nun auch in höheren Verbraucherausgaben niederschlägt. Wie erwartet, hob die Bank von England die Zinsen um 0,25% auf 4% an.

In der Region Asien-Pazifik erholten sich die chinesischen und thailändischen Märkte, nachdem die Behörden Fortschritte bei der Eindämmung der Vogelgrippe meldeten. Inzwischen bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass 19 Menschen an dem Virus gestorben sind, das sich in Windeseile über zehn asiatische Länder verbreitet hat und Ängste vor Gewinneinbrüchen bei Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften sowie vor rückläufigen Verbraucherausgaben in der Region ausgelöst hat. Im US-Bundesstaat Delaware ist inzwischen ebenfalls die Vogelgrippe ausgebrochen.

An den übrigen Emerging Markets gab der argentinische Merval-Index um 8% nach, da Anleger die Umschuldung der Staatsschulden befürchten.

An sämtlichen größeren Staatsanleihemärkten fielen die Renditen im Anschluss an die Äußerungen von US-Notenbank-Gouverneur Bernanke, während die schwächer als erwarteten Arbeitsmarktdaten in den USA dafür sorgten, dass die Marktteilnehmer nun erst später als bislang mit einer Zinserhöhung in den USA rechnen.

An den Devisenmärkten gab der US-Dollar gegenüber dem Euro, dem Yen und dem britischen Pfund nach, nachdem aus dem G7-Kommuniqué ersichtlich wurde, dass eine Intervention vor allem geringere Wechselkursschwankungen und nicht so sehr niedrigere Wechselkurse zum Ziel habe.

Wegen des steigenden Ölangebots in den USA, des erwarteten milderen Wetters und wegen Spekulationen, die OPEC werde den schwachen US-Dollar als Begründung für die Beibehaltung der Fördermengen ins Feld führen, fiel der Rohölpreis an den Ölmärkten erneut zurück.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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