Kommentar
12:20 Uhr, 12.06.2014

Staatsanleihen hopp, Japan-Aktien topp

Globale Aktien und globale Anleihen konnten im Mai 2014 zulegen, wobei globale Aktien in Landeswährungen ausgedrückt besser abgeschnitten haben: Im Monatsverlauf stieg der MSCI World Index auf Gesamtrenditebasis um 2,34 Prozent, während der JP Morgan Global Government Bond Index ein Plus von 0,87 Prozent erzielte. Rohstoffe, deren Performance vor Mai sehr robust gewesen war, gaben etwas nach und der Dow Jones-UBS Commodity Index verzeichnete in US-Dollar ausgedrückt eine Gesamtrendite von -2,87 Prozent. Dennoch lagen die Erträge der Anlageklasse für das laufende Jahr 2014 deutlich im positiven Bereich.

Für den Rest von 2014 sollten Anleger unserer Ansicht nach drei Fragen berücksichtigen:

  • Wie werden Anleihen auf die Normalisierung der Geldpolitik in den USA reagieren?
  • Was wird in den Schwellenländern passieren, wenn sich die Geldpolitik normalisiert?
  • Werden die Unternehmensgewinne den Aktienmärkten Auftrieb geben?

Die Anleihemärkte haben uns in den letzten Monaten Rätsel aufgegeben. Mitte Mai beriefen wir sogar kurzfristig ein Meeting ein, um zu besprechen, welche Perspektiven es nach dem deutlichen Renditerückgang bei Staatsanleihen aus Kernländern gibt. In den USA rechnen wir für dieses Jahr mit einem BIP-Wachstum im Bereich von 2,5 Prozent und einer insgesamt wohl besseren gesamtwirtschaftlichen Lage, als es die BIP-Zahlen des ersten Quartals vermuten lassen. Wenn alle anderen Voraussetzungen gleich bleiben, sollten die Anleiherenditen somit steigen, besonders wenn die US-Notenbank ihr quantitatives Lockerungsprogramm gegen Ende dieses Jahres auslaufen lässt.

Der Ausblick für die Anleihemärkte der Eurozone ist etwas schwieriger zu bestimmen: In Deutschland und Spanien scheint die Gewinndynamik sicherlich positiv zu sein, wodurch etwas Aufwärtsdruck auf die Renditen entstehen dürfte, falls diese Dynamik anhält. In Ländern wie Italien und Frankreich hingegen sind die Wachstumsaussichten nach wie vor sehr gedämpft, sodass die Renditen voraussichtlich niedrig bleiben. Das stagnierende Wachstum in Frankreich und Italien bereitet angesichts der immer noch hohen Staatsverschuldung Anlass zur Sorge, denn die Inflation im Euroraum ist insgesamt sehr niedrig (nur 0,5 Prozent für das Jahr bis einschließlich Mai 2014). Die Europäische Zentralbank (EZB) hat darauf mit einer Senkung der Leitzinsen auf Rekordtiefstände reagiert, und Banken müssen jetzt auf ihre Einlagen bei der EZB einen Strafzins zahlen. Daneben hat die EZB neue längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (Long-Term Refinancing Operations – LTRO) angekündigt, um die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln und will die Vorbereitung eines Programms zum Ankauf verbriefter Kredite verstärkt in Angriff nehmen. Ob diese geldpolitischen Maßnahmen funktionieren, bleibt abzuwarten. Sie zeigen jedoch, dass sich die EZB definitv nicht mit einer länger anhaltenden Niedriginflation abfinden will.

In den Schwellenländern sind wir in Bezug auf Lokalwährungsanleihen (Emerging Market Debt – EMD) in unserer Asset-Allocation-Matrix weiter positiv eingestellt. Meine Kollegen James Waters und Toby Nangle haben gerade erst aufgezeigt, welche Investmentchancen Schwellenländeranleihen besonders für Anleger bieten, die möglichst hohe absolute Renditen anstreben. Schwellenländeraktien gegenüber ist unsere Haltung jedoch immer noch ablehnend, da uns der makroökonomische Ausblick für China Sorgen bereitet (China ist mit einem hohen Anteil in den EM-Aktienindizes, aber nur einem relativ geringen Anteil in den EMD-Indizes vertreten). Wie ich in früheren Kommentaren bereits erwähnt habe, gibt es kaum Beispiele für eine Kreditexpansion in der Größenordnung, wie China sie gerade erlebt hat, die den Zentralbankern keine massiven Kopfschmerzen bereitete, nachdem der Zauber vorbei war.

Für die Aktienmärkte ist unser Ausblick für den Rest des Jahres positiv. Die M&A-Aktivität hat in den letzten Monaten wieder zugenommen. Dadurch steigt zwar das Risiko, dass die Unternehmensleitungen langfristig Wert zerstören (z. B. wenn sie zu viel für Übernahmen zahlen oder sich später herausstellt, dass das übernommene Unternehmen nicht zu ihnen passt), kurzfristig erhalten Aktien jedoch Unterstützung. Das ist vor allem dann wichtig, wenn die US-Notenbank ihren quantitativen Lockerungskurs zurückfährt. In den letzten Monaten hat eine deutliche Umschichtung zwischen Anlagestilen stattgefunden, dennoch entwickelten sich die Aktienmärkte insgesamt stark, und das derzeitige Niveau der Aktienindizes legt nahe, dass die Anleger nach wie vor Vertrauen in die Gewinnaussichten haben. Aus diesem Grund haben wir Ende Mai sowohl unser Engagement in Staatsanleihen als auch in Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating reduziert, da beide Anlageklassen nach der Rally bei Kernanleihen teuer erscheinen. Den Erlös investierten wir in japanische Aktien, denn ihre Fundamentaldaten verbessern sich weiter wobei der Markt den Märkten anderer Industrieländer seit Anfang 2014 hinterherhinkt.

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