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12:37 Uhr, 12.02.2013

Sprinter statt Turbo – warum nicht?

Erwähnte Instrumente

  • Sprint-Zertifikat auf BMW St
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  • Sprint-Zertifikat auf Deutsc
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Mit Hebel-Produkten verbindet man gerade im Zeitalter des Kurzfrist-„Zockens“ meist nur jene Produkte, die den Investor wegen ihrer exorbitant hohen Knock-Out-Risiken in kürzester Zeit entweder sehr reich oder entsprechend arm werden lassen, da der durch den geringen Kapitaleinsatz ermöglichte Hebeleffekt stets in beide Richtungen wirkt. Derartige Produkte sollten einem real geführten Depot anders als bei so manchem in den Medien vorgestellten Muster-Portfolio üblich, wenn überhaupt nur in streng homöopathischer Dosierung mit vertretbaren, nicht allzu großen Hebeln und stets unter Zuhilfenahme zusätzlicher Stopps zugemutet werden.

Dass es durchaus auch anders geht, zeigen sogenannte Sprint-Strukturen, die nach oben bis zu einer bestimmten Kursmarke eine meist doppelte Partizipation bieten, auf der Unterseite aber nur mit dem einfachen Verlustrisiko verbunden sind. Allerdings muss der Anleger hier natürlich von vornherein den vollen Kapitaleinsatz leisten. Besonders interessant sind Sprinter in volatilen Phasen bzw. bei entsprechend schwankungsfreudigen Basiswerten. Der Anleger profitiert dabei ähnlich wie bei Discountern vom Zeitwertgewinn der hier mehrfach veroptionierten Produkte. Zwar ist die Volatilität gerade auf Gesamtmarktebene aktuell alles andere als hoch, doch können sich bei Einzelwerten noch immer ganz attraktive Chance-Risiko-Profile ergeben.

Das Schweizer Bankhaus Vontobel emittierte deshalb vor kurzem eine ganze Serie bestehend aus elf Papieren auf BMW, Daimler, Deutsche Bank und Commerzbank mit kurzen Laufzeiten zwischen vier und zehn Monaten. Positiv gestimmte Anleger können damit über einen relativ überschaubaren Zeitraum mit einem zweifachen Hebel auf ihren jeweiligen Favoriten setzen. Da Sprinter zugunsten des Hebels auf einen Teilschutz verzichten, muss beim Basiswert abhängig von der jeweiligen Ausstattung am Ende meist ein gewisser Anstieg auf dem Kurszettel stehen, um überhaupt eine Rendite erzielen zu können.

Betrachtet man beispielsweise das nur bis Juni 2013 laufende Papier auf die BMW-Aktie mit einer Start- und Stoppmarke bei 71,51 bzw. 82,38 Euro (VT7JMM), ergibt sich hier bei einem Bezugsverhältnis von eins eine maximale Rückzahlung in Höhe von 93,25 Euro [71,51 + ((82,38 - 71,51) x 2)]. Die Maximalrendite beläuft sich dabei aktuell auf knapp 31 Prozent, wobei der Autobauer dafür de facto nur gut 14 Prozent an Wert zulegen muss. Sollte der Schlusskurs bei Fälligkeit zwischen den beiden Schwellen liegen, würde die doppelte Partizipation natürlich nur zwischen der Startmarke und der Schlussnotierung angerechnet, während unterhalb von 71,51 Euro der Verlust beim Zertifikat momentan aufgrund des leichten Abschlages zur Aktie sogar noch etwas geringer als beim Basiswert ausfällt. Natürlich verzichtet der Anleger im Gegenzug auch hier auf die Dividendenzahlung. Da sich die Struktur bei Sprint-Zertifikaten aufgrund der Produkt-Konstruktion häufig mit einiger Verzögerung im Preis ausdrückt, können Anleger gerade bei bereits laufenden Papieren das eine oder andere Schnäppchen machen und sich ungeachtet des zusätzlichen Hebels ein deutlich besseres Chance-Risiko-Profil als bei einem Direktinvestment sichern. Analog zu dem vorgestellten Produkt ergeben sich für etwas längere Laufzeiten auf BMW ähnlich hohe Maximalrenditen. Nicht viel anders sieht es bei den weiteren unterjährigen Sprintern auf die beiden Großbanken und Daimler aus, so dass Investoren selbst bei nur relativ moderaten Kursanstiegen im zweistelligen Bereich hier p.a.-Renditen zwischen 40 und 70 Prozent erzielen können.

Die neuen Vontobel-Produkte im Einzelnen:

WKN

Basiswert

Start

Stopp

Hebel

Auszahlung max.

Rendite max.

Bewertungstag

VT7JMM

BMW

71,51

82,38

2

93,25

30,97%

21.06.13

VT7JML

BMW

71,49

82,76

2

94,03

29,49%

20.09.13

VT7JMK

BMW

71,52

83,87

2

96,22

35,26%

20.12.13

VT7JMJ

Commerzbank

1,46

1,62

2

1,78

19,26%

21.06.13

VT7JMH

Commerzbank

1,46

1,68

2

1,9

27,25%

20.09.13

VT7JMG

Commerzbank

1,46

1,72

2

1,98

34,12%

20.12.13

VT7JMF

Daimler

42,31

52,41

2

62,51

34,92%

20.09.13

VT7JME

Daimler

42,28

52,11

2

61,94

39,51%

20.12.13

VT7JMC

Dte. Bank

37,23

41,28

2

45,33

25,34%

21.06.13

VT7JMB

Dte. Bank

37,28

42,20

2

47,12

30,37%

20.09.13

VT7JMD

Dte. Bank

37,26

43,00

2

48,74

34,77%

20.12.13

Der BörseGo Tipp:

Dass es im gemäßigten Hebel-Bereich auch ohne die ständige Knock-out-Gefahr eines hochspekulativen Turbo-Produktes geht, zeigen eindrucksvoll Sprint-Zertifikate, die aufgrund ihres asymmetrischen Chance-Risiko-Profils auch Direktanlagen häufig deutlich überlegen sind. Dabei müssen nicht einmal allzu lange Laufzeiten gewählt werden. Sollten die Volatilitäten wieder auf ein vernünftiges Maß ansteigen, verbessern sich auch wieder die Konditionen bei Index-Produkten. Leider wird diese Produkt-Kategorie noch immer unterschätzt und ganz im Gegensatz zu den unzähligen Knock-Out-Papieren selbst in sehr volatilen Marktphasen von Seiten der Emittenten viel zu wenig unterstützt.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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