Kommentar
14:20 Uhr, 02.09.2016

Spielt Warren Buffett noch fair?

Warren Buffett ist ein Star, aber im Gegensatz zu vielen anderen ganz ohne Starallüren. Obwohl einer der reichsten Menschen der Welt ist, ist er bodenständig, doch sind es seine Methoden auch?

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In den letzten Tagen macht eine Nachricht die Runde, die nicht zum ersten Mal auftaucht. Warren Buffett droht einen dreistelligen Millionenbetrag zu verlieren, wenn der Markt weiter steigt. Konkreter: er wird 255 Millionen Dollar jährliches Einkommen verlieren, wenn eine ganz bestimmte Aktie steigt.

Buffett hat für die ganz schnellen Gewinne wenig übrig. Was er will, das ist ein regelmäßiges und sicheres Einkommen. Seit 50 Jahren ist das sein ungeschlagenes Erfolgsrezept. Das Einkommen wird nicht nur durch den Cashflow und die Gewinne von Unternehmen generiert, die er kauft oder an denen er große Anteile hält, sondern auch durch klassisches Fremdkapital.

Buffetts Holding Berkshire Hathaway generiert viel Cash, das wieder angelegt werden will. Hetzen lässt sich Buffett dabei nicht. Er wartet ab, um entweder Aktien zu Schnäppchenpreisen zu erwerben oder Unternehmen in schwierigen Situationen Geld zu leihen. Vor allem letzteres braucht viel Geduld. Die Wirtschaft läuft gerade rund. Es gibt nicht viele Unternehmen, die dringend Geld brauchen. Insbesondere gibt es wenige solide Firmen, die auf Milliardenbeträge von Buffett angewiesen sind.

Buffett könnte sein Geld natürlich in strauchelnde Sektoren lenken (z.B. Öl), doch daran hat er wenig Interesse. Sein Fokus liegt auf Unternehmen, die grundsolide sind. Zu diesen Unternehmen gehört etwa Kraft Heinz. Buffett hält einen großen Anteil am Unternehmen, lieh Kraft Foods vor dem Zusammenschluss mit Heinz aber auch viel Geld, um an die Aktionäre eine einmalige Sonderdividende von 10 Mrd. auszuschütten, damit der Deal zustande kommen konnte.

Bei der Kraft/Heinz Fusion wurde einmalig viel Geld benötigt. Weder mit Kraft, noch mit Heinz war etwas nicht in Ordnung. Beiden Unternehmen ging es gut. Es war lediglich eine Sondersituation, in der Buffett eingesprungen ist. Buffett erhielt knapp 10 % auf das verliehene Geld. Möglich war dies, indem der Kraft Heinz Konzern Vorzugsaktien an Buffett ausgab. Diese Aktien sind kreditähnlich, zahlen aber einen höheren Zins als herkömmliche Anleihen.

Kraft Heinz hat von seinem Recht Gebraucht gemacht, diese Vorzugsaktien zurückzuzahlen. Berkshire entgehen so gut 700 Mio. Dollar an jährlichen Dividendenzahlungen.

Berkshire ist sehr erfolgreich mit dieser Strategie. Braucht ein Unternehmen Geld, stellt Berkshire dieses in Form von Vorzugsaktien zur Verfügung. So lassen sich zwischen 8 % und 10 % pro Jahr verdienen. Als 2008 die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen schlagartig schlechter wurden, konnte Buffett eine ganze Reihe solcher Deals machen. General Electric versorgte er zu 10 % mit 3 Mrd. Dollar.

Während der Finanzkrise und in den Jahren danach brachte Buffett über 20 Mrd. Dollar unter. Insgesamt konnte die Holding auf über 2 Mrd. an Zinszahlungen jedes Jahr hoffen. Inzwischen schrumpft dieser Betrag fast Jahr für Jahr, denn die Vorzugsaktien enthalten Bedingungen, zu denen Unternehmen sie zurückkaufen oder in gewöhnliche Aktien umwandeln können.

Bei den Vorzugsaktien, die Berkshire an Dow Chemical hält, könnte der Zeitpunkt bald gekommen sein, zu dem diese umgewandelt werden können. Buffett würde dadurch 250 Mio. pro Jahr nicht mehr verdienen. Die Vorzugsaktien können umgewandelt werden, wenn der Kurs der Dow Chemical Aktie an 20 aus 30 Tagen oberhalb von 53.72 Dollar notiert. Aktuell schwankt die Aktie um diese Marke herum.

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Wie es der Zufall so will, wird die Dow Aktie gerade gehäuft leerverkauft. Das Short Interest steigt an. Will Berkshire nicht, dass die Vorzugsaktien umgewandelt werden, dann darf die Aktien nicht über 53.72 steigen. Um das zu bewerkstelligen, könnte Berkshire die Dow Aktie shorten. Ob Berkshire dies tut, ist nicht bekannt. Der Anstieg des Short Interest ist jedoch auffällig.

Möglicherweise werden wir nie erfahren, ob Berkshire mit legalen, aber moralisch fragwürdigen Mitteln versucht die Umwandlung von Vorzugsaktien zu verhindern. Da es um viel Geld geht, kann man sich schon vorstellen, dass die Versuchung groß ist. Die Versuchung ist vermutlich auch groß, weil derzeit kaum ein Unternehmen Geld von Buffett benötigt. Unternehmen können zu sehr viel geringeren Zinsen große Mengen über Anleihen aufnehmen. Schützt Buffett seine Vorzugsaktien nicht, dann fällt eine wichtige Einnahmequelle weg, die möglicherweise auf Jahre nicht ersetzt werden kann, weil es an Gelegenheiten fehlt.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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    klingt einfach aber erhlich leerverkauf um die Option nicht zu ziehen??

    Das hat nichts mit der Seriösen Geschäftswelt zu tun. ich leihe doch nicht einem Unternehmen Geld und schade diesem zugleich.

    Das hat was mit zocker mentalität zu tun das ist was für carl icahn george soros

    11:13 Uhr, 11.09.2016
  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Wir stehen vor der Implosion der Schuldenwährungen. Das führt dann zur Implosion der Vermögenswerte wie Aktien. Insofern lockt er die Anleger in die falsche Richtung. Besser in Gold und Goldaktien investieren. http://gebert-trade.weebly.com/gold---wie-denkt-di...

    12:54 Uhr, 04.09.2016
  • MMU amüsiert
    MMU amüsiert

    wo is denn des Geld MMeier2, hob im Moment kan Strom aufm Lämpchen.

    00:56 Uhr, 03.09.2016
  • MMeier2
    MMeier2

    > ..er wird 255 Millionen Dollar jährliches Einkommen verlieren, wenn eine ganz bestimmte Aktie steigt.

    Buffett hat für die ganz schnellen Gewinne wenig übrig. Was er will, das ist ein regelmäßiges und sicheres Einkommen<

    #

    Ich beginne mir sorgen zu machen um den alten Herren. Eine Mille am Tag weniger - da wird er zu knabbern haben!

    Na ok, Sorgen mach ich mir auch, dass es Leute gibt, die solche Artikel schreiben oder lesen, scheibar ohne das ein Lämpchen aufglimmt und die Idee anzeigt, wo das Geld ist, dass zur Lösung der Probleme der Welt gebraucht würde.

    17:01 Uhr, 02.09.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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