Kommentar
16:20 Uhr, 16.05.2024

Spannender deutscher Nebenwert im internationalen Vergleich

Erwähnte Instrumente

Eine oft übersehene Branche, die dennoch von großer Bedeutung für verschiedene Industrien ist, ist die Salzproduktion. Salze werden unter anderem in der Landwirtschaft, in der Lebensmittel- und Chemieindustrie sowie in der Pharmaindustrie verwendet.

Das deutsche Unternehmen K+S, die US-amerikanische Mosaic Company und der in Kanada ansässige Konzern Nutrien betreiben in verschiedenen Regionen der Welt Salz- und Mineralbergbau. K+S ist dabei das kleinste Unternehmen, aber ist dennoch vor allem für den europäischen Markt von besonderer Bedeutung. Immerhin ist Deutschland mit einer Fördermenge von 15 Millionen Tonnen Salz pro Jahr nach China, den USA und Indien der viertgrößte Salzproduzent der Welt und K+S hat einen signifikanten Teil daran.

K+S hat außerdem am vergangene Montag, den 13. Mai, die neusten Quartalszahlen präsentiert und sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Erwartungen übertroffen:

gemeldet erwartet
Umsatz 988 Mio. EUR 913 Mio. EUR
EPS 0,27 EUR 0,227 EUR

Wie schlägt sich das Unternehmen im Vergleich zu der internationalen Konkurrenz und lohnt sich aktuell ein Einstieg?

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Umsatzverteilung nach Region von Nutrien | eigene Darstellung | Quelle: Nutrien IR
Umsatzverteilung nach Region von Mosaic | eigene Darstellung | Quelle: Mosaic IR
Umsatzverteilung nach Region von K+S | eigene Darstellung | Quelle: K+S IR

Die drei Unternehmen bedienen verschiedene Weltmärkte. Während Nutrien über 60 % des Umsatzes in den USA erwirtschaftet und damit stark von einer Region abhängig ist, fokussiert sich K+S hauptsächlich auf den europäischen Markt. Mosaic exportiert den größten Teil nach Brasilien, allerdings ist auch der Heimatmarkt USA von großer Bedeutung.

Nutrien Mosaic K+S
Marktkapitalisierung 26,25 Mrd. EUR 8,86 Mrd. EUR 2,55 Mrd. EUR
Umsatz 26,47 Mrd. EUR 12,6 Mrd. USD 3,87 Mrd. EUR
Nettogewinn 1,15 Mrd. EUR 1,07 Mrd. USD 210,2 Mio. EUR
Alle Währungen sind aufgrund der besseren Vergleichbarkeit in EUR angegeben.

Nutrien ist anhand der Marktkapitalisierung, Umsatz und Nettogewinn das größte Unternehmen. Danach kommt mit einer Marktkapitalisierung von 8,86 Milliarden EUR und einem Umsatz von 12,6 Milliarden EUR das US-amerikanische Unternehmen The Mosaic Company rangiert in allen drei Kennzahlen auf Platz 2 und K+S ist von den drei Unternehmen das kleinste.

Nutrien Mosaic K+S
KGV 33,55 12,75 12,51
KUV 1 0,78 0,71
KBV 1,14 0,8 0,39
Bewertungskennzahlen der drei Unternehmen | Quelle: stock3

Genau wie bei der Größe der Unternehmen verhält es sich auch bei der Bewrertung. In allen drei Kennzahlen haben wir einen Verlauf vom größten Konzern Nutrien bis zum kleinsten Konzern K+S.

K+S sticht insbesondere beim sehr niedrigen KBV von 0,39 heraus, was auf die hohen Cashbestände durch den Verkauf der Nordamerika Sparte an Stone Canyon Industries für knapp 3,2 Milliarden USD im Jahr 2021 zurückzuführen ist. Dieser Erlös wurde bisher hauptsächlich zur Schuldentilgung verwendet.

Kalipreis als Katalysator

Globale Marktanteile an Kaliumchlorid der größten Produzenten | Quelle: statista

Ein wichtiges Produkt der Branche ist Kaliumchlorid (kurz: Kali). Es wird fast ausschließlich für die Düngemittelproduktion verwendet und ist daher global von wichtiger Bedeutung.

Das Joint Venture Canpotex wurde schon 1970 damals von den Vorgängerunternehmen von Nutrien und Mosaic gegründet und kontrolliert den Handel und Export von den beiden Konzernen. 2022 war Canpotex für knapp ein Drittel der globalen Kaliproduktion verantwortlich.

Unter anderem durch die westlichen Sanktionen gegen Russland nach dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022, hat die globale Nummer 2 der Salzproduktion Uralkali drei Prozentpunkte und Belaruskali sogar acht Prozentpunkte Produktionsanteil verloren.

Welche direkten und indirekten Auswirkungen der russische Angriff und die darauf folgenden westlichen Sanktionen auf die Ukraine hatte, werden wir im Folgenden noch sehen.

Kalipreisentwicklung seit 2020 | eigene Darstellung | Quelle: Investing.com
Umsatzentwicklung von Nutrien, Mosaic und K+S (Währungen wurden in EUR zur besseren Vergleichbarkeit umgerechnet) | eigene Darstellung | Quelle: stock3

Der Umsatz der drei Unternehmen ist sehr eng mit dem Kalipreis verknüpft. Aufgrund der coronabedingten Lieferkettenprobleme kam es schon 2021 zu einer Angebotsverknappung, die die Kalipreise 2021 in die Höhe trieb.

Doch als im Februar 2022 die Ukraine von Russland angegriffen wurde und Europa und Nordamerika Sanktionen gegen russische Unternehmen verhängten – darunter Uralkali und Belaruskali – kam es kurzfristig zu starken Engpässen beim Kaliangebot. Alleine Uralkali und Belaruskali waren 2021 für 32 % der globalen Kaliproduktion verantwortlich. Dieser Anteil brach in kurzer Zeit auf 21 % ein. Canpotex, also Nutrien und Mosaic haben dieses Angebotsproblem durch höhere Produktion teilweise abfedern können. Die Rekorpreise für Kaliumchlorid und die erhöhte Produktion sorgten für Umsatz- und Gewinnsprünge bei Nutrien, Mosaic und K+S, was sich im Aktienkurs direkt widerspiegelt.

Aktienpreise seit Anfang 2020 im Vergleich | Quelle: stock3

Doch seit Mitte 2022 ist der Kalipreis stark rückläufig, was auf die erhöhte Produktion und die geringere Nachfrage aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten zurückzuführen ist. Nach dem Rekordjahr ist der Kalimarkt stark abgekühlt und die Aktienkurse der drei wichtigen Produzenten sind auf dem Niveau von 2021. Ist nun also ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen?

Einstiegsszenarien

Nutrien

Chart von Nutrien mit Volumenprofil | Quelle: stock3

Die Nutrien-Aktie befindet sich wie die gesamte Branche seit Mitte 2022 in einer Korrektur. Vom Hoch bei knapp über 110 EUR (147 CAD) hat die Aktie in der Spitze über 55 % an Wert einbüßen müssen.

Das Volumenprofil zeigt bei knapp 46,60 EUR (69 CAD) einen starken Peak – den VPOC (Volume Point Of Control). In diesem Bereich konnte die Aktie seit Jahresbeginn eine kurzfristige Trendwende aufs Börsenparkett zaubern.

Möglich wäre jetzt ein direkter Anstieg zunächst bis an das Hoch bei 64 EUR (94 CAD) und anschließend bis an den Widerstand bei 70 EUR (104 CAD) und gegebenenfalls darüber hinaus bis ans Allzeithoch. Der Kurs sollte auf keinen Fall unter das letzte Tief bei ca. 45 EUR (66,60 CAD) rutschen, da sonst weiterer Verkaufsdruck aufkommen kann.

Dieses Szenario lässt sich mit einem Zertifikat der HSBC (WKN: HS4A3W) umsetzen. Dieses Derivat bezieht sich auf die an der NYSE gelistete Aktie ($NTR) und hat eine Knock-Out-Schwelle bei 40,92 USD und ein Hebel von 3,28x.

K+S

Chart von K+S mit Fibonacci Level | Quelle: stock3

Bei K+S ist der Einstieg sehr ähnlich wie bei Nutrien. Die Aktie reagierte auf den Widerstand bei knapp über 12 EUR, wo auch das 0,764-Fibonacci-Level verläuft. Sollte der Kurs das Hoch bei ca. 15,10 EUR auf Wochenschlusskurs überwinden, würde ein starkes Kaufsignal generiert werden.

Anschließend kann die Aktie zunächst bis an den Widerstand bei ca. 18 EUR steigen und danach im besten Fall bis an das letzte Hoch bei 36,40 EUR. Wie bei Nutrien sollte der Kurs nicht mehr unter das letzte Verlaufstief bei 12 EUR fallen, da sonst der Abwärtstrend weiter fortgesetzt werden würde.

Wenn du dieses Szenario umsetzen möchtest und von der niedrigen Bewertung der Aktie profitieren möchtest, bietet sich ein Knock-Out-Zertifikat der HSBC (WKN: TT6W4Y) an. Der Schein hat eine Knock-Out-Schwelle bei 8,06 EUR, woraus ein Hebel von aktuell 2,45x resultiert.

Fazit

Die Salzproduktion ist eine oft übersehene, aber wichtige Branche für die Lebensmittel-, Chemie-, Pharma- und Landwirtschaftsindustrien. K+S, Mosaic und Nutrien sind zentrale Akteure in diesem Sektor, wobei K+S besonders für den europäischen Markt bedeutend ist und kürzlich starke Quartalszahlen vorlegte, die die Erwartungen übertrafen.

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Unternehmen ist der Kalipreis, der nach den Sanktionen gegen russische Produzenten infolge des Ukraine-Kriegs stark schwankte. Seit Mitte 2022 sinken die Kalipreise nun wieder, was zu einem Rückgang der Aktienkurse führte. Dies könnte nun eine gute Gelegenheit für einen Einstieg darstellen, insbesondere bei K+S, das durch seine niedrige Bewertung und regionale Bedeutung hervorsticht.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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