Kommentar
11:20 Uhr, 25.03.2013

Spanische Banken lassen Immobilienentwickler sterben

Nun ziehen sie bei Tausenden den Stecker, die in den letzten 5 Jahren, seit Platzen der Immobilienblase, künstlich am Leben gehalten wurden. Die Banken haben keinerlei Anreiz mehr, die projektierenden Immobiliengesellschaften am Leben zu halten, nachdem alleine im letzten Jahr 84 Mrd. EUR an Wertberichtigungen vorgenommen wurden. Bilanziell ist also bei den Banken wenigstens vorgesorgt.

In Spanien gibt es fast 70.000 Immobilienentwickler, von denen die Hälfte als „Zombies“ eingestuft werden – also mehr tot als lebendig. Ihre Verbindlichkeiten überschreiten ihre Aktiva, weil die Preise so stark gefallen sind. Nicht viel mehr als 20% werden überleben, so Branchenschätzungen.

Experten rechnen mit einem regelrechten Tsunami an Bankrotten in den nächsten zwei Jahren. Damit deutet sich der finale Kollaps einer Branche an, die in guten Zeiten – der Dekade vor der Finanzkrise - rund 20% zum Wachstum in Spanien beigetragen hat.
Eine rasche, deutliche Erholung der Immobilienpreise – alleine rund 700 TSD unbewohnte Neubauten (insgesamt rund 3 Mio. unbewohnte Wohneinheiten) stehen nach wie vor zum Verkauf – ist nicht ersichtlich.

Der ohnehin schon astronomisch hohen Arbeitslosigkeit in Spanien (26%) wird das nicht helfen, zumal der Konsum weiter auf niedrigem Niveau bleibt, was eben auch mit der Immobiliensituation in Zusammenhang steht.

Spanien ist ein gutes Beispiel dafür, welchen Schaden eine gemeinsame Währung oder vielmehr eine einheitliche Zinspolitik in einem stark heterogenen ökonomischen Gebiet anrichten kann. Die spanische Immobilienblase wurde angeregt durch viel zu niedrige Zinsen, die es in Spanien – wäre dort nicht der Euro eingeführt worden – ganz einfach nicht gegeben hätte.

Zum Höhepunkt des Booms wurden parallel 800 TSD neue Häuser gebaut. Von 1997 bis 2006 wurden pro Jahr 675 TSD neue Häuser/Wohnungen errichtet, mehr als in Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammen – und das in einem Land mit 46 Mio. Einwohnern. Das von spanischen Immobilienentwicklern erworbene Bauland reicht für weitere 4 bis 8 Mio. Einheiten – also ganz grob gerechnet für die nächsten 30 Jahre.

Wenn man es positiv sehen will: Es wird ziemlich günstig werden, in einem sonnigen Land eine Immobilie zu erwerben...

Ihr Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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