Kommentar
09:53 Uhr, 16.01.2012

S&P sagt Goodbye

Die Herabstufung von neun Ländern der Eurozone war bereits am Freitag nachmittag durchgesickert und drückte die Indizes deutlich. Das ist eine Teilerklärung dafür, dass es heute keine weitere Abwärtsdynamik mehr gibt. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Bedeutung der Ratings generell beginnt zu bröckeln.

Erstens ist es ja nicht so, dass die Marktteilnehmer dämlich sind. Die Situation in Europa ist jedem bekannt, der auch nur Nachrichten liest. Entsprechend ist auch bereits real ein Renditeunterschied in den Anleihen verschiedener Staaten eingepreist.

Zweitens setzt sich langsam aber sicher die Erkenntnis durch, dass die in Gesetzen verankerte Macht der Ratings der "Großen Drei" schon bald Geschichte sein könnte. Das heißt, möglicherweise wird der Gesetzgeber dafür sorgen, dass ein Triple-A z.B. für Rentenversicherer nicht mehr Voraussetzung dafür ist, in Anleihen investieren zu können. Es gibt bereits konkrete Äußerungen von Top-Politikern dazu.

Das bedeutet: Letztlich haben die Rating-Agenturen selber zu ihrer kommenden Entmachtung beigetragen. Wenn sie das Rating erst Monate senken, nachdem der Markt es schon vorweggenommen hat, stellen sie ihre Berechtigung in Frage. Wenn sie darüber hinaus derart schlecht timen in Hinsicht auf die aktuellen intensiven Reformbedingungen der Eurozone, diese nicht adäquat würdigen, kommen sie auch noch in den Verdacht, politisch motiviert zu agieren. Auch wenn das arg nach Verschwörungstheorie klingt.

Letztlich zeigen sich wieder einmal die überragenden Fähigkeiten des "Marktes", die aus einer kollektiven Beurteilung der Lage resultieren. Deswegen ist es auch so wichtig, dass die Umsätze an den Börsen sehr hoch sind, es ergeben sich qualtitativ einfach wesentlich "bessere" Kurse. In dem Sinne, dass möglichst viele Meinungen bzw. Informationen darin enthalten sind. Im Idealfall vergibt der Markt selbst über die Kurse das Rating.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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