Analyse
07:53 Uhr, 13.02.2023

S&P 500 - Topbildung oder Konsolidierung?

Im S&P 500 kam es in der letzten Wochen zu Abgaben. Hat damit eine Topbildung eingesetzt oder handelt es sich dabei um eine Konsolidierung im Aufwärtstrend?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.090,46 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.090,46 Pkt (S&P)

Stimmung an den Märkten:

Der Fear & Greed Index von CNN ist in der vorletzten Woche zum ersten Mal seit den Allzeithochs in den Bereich über 75 Punkte vorgedrungen und zeigt damit extreme Gier an. In der letzten Woche kam die Stimmung wieder etwas zurück. Der Index ist auf 70 Punkte und damit in den Gierbereich gefallen.

Die Teilkomponente Put/Call-Ratio ist von 1,21 (28. Dezember 2022) auf 0,79 Punkte (02. Februar) gefallen und zeigt inzwischen auch extreme Gier an. Zuletzt zog das Ratio wieder etwas an.

Allerdings sind sowohl der Gesamtindex als auch die Teilkomponente noch weit von Extremständen entfernt. Der Fear & Greed Index kann theoretisch auf 100 Punkte steigen. Das Put/Call-Ratio lang am 29. März 2022, also schon deutlich nach den Allzeithochs, bei 0,64 Punkten.

Meine Interpretation dieser Zahlen ist folgende: Mit dem Ausbruch in den Bereich über 75 Punkte zeigt sich, dass die Rally seit Oktober 2022 eine andere Qualität hat wie die anderen Bärenmarktrallys. Hier kommt es also nicht zu einer Korrektur der letzten Verkaufswelle, sondern die komplette Abwärtsbewegung seit November 2021 bzw. Januar 2022 wird korrigiert. Die Rücksetzer der letzten Tage können als eine Art Pullback angesehen werden.

Allerdings ist die Stimmung meines Erachtens zu diesem Zeitpunkt schon viel zu positiv, um im S&P 500 oder im Nasdaq 100 an Allzeithochs denken zu können.

S&P 500

Langfristiges Bild (Monatschart)

Der S&P 500 erreichte im Jahr 2000 ein Allzeithoch bei 1.552,87 Punkten. Anschließend korrigierte der Index in einem expanding Triangle. Dabei gab es zwei große Abwärtsphasen, nämlich im Zusammenhang mit dem Platzen der Dot.com-Blase und der Finanzkrise. In diesen beiden Abwärtsbewegungen verlor der Index 50,50 % bzw. 57,69 %.

Im März 2013 erfolgte der Ausbruch aus diesem Dreieck. Das Ziel aus diesem Dreieck lag bei 3.951,50 Punkten. Dieses Ziel erreichte der Index bereits im Februar 2021. Anschließend schob er sich aber noch fast ein Jahr nach oben und erreichte im Januar 2022 sein aktuelles Allzeithoch bei 4.818,62 Punkten.

Dort startete die Korrektur. Diese führte bisher zu einem Verlust von 27,54 %, also rund die Hälfte der Abwärtsbewegung in den Nullerjahren. Sie hat bisher nicht einmal das Ausmaß des Coronacrash erreicht. Denn damals verlor der Index 35,41 %.

Der Index befindet sich seit März 2009 in einer Rally. Der zugehörige Aufwärtstrend über das damalige Tief und das Coronatief verläuft im Februar 2023 bei 3005,03 Punkten. Der Index kam also in dieser Abwärtsbewegung dem langfristigen Aufwärtstrend noch nicht einmal nahe. Dieser Aufwärtstrend und seine obere Begrenzung bei aktuell 5.434,26 Punkten sind das bestimmende Chartelement auf dieser Zeitebene.

Der RSI (14) notiert im Monatschart aktuell bei 52,48 Punkten, also im neutralen Bereich. In diesem Bereich notiert er seit einigen Monaten und läuft seitwärts.

Der MACD zeigt seit März 2022 ein aktives Verkaufssignal an. Aktuell nähern sich die Triggerlinien an. Allerdings ist es noch gutes Stück Weg bis zu einem Kaufsignal.

Die Bollinger Bänder laufen seitwärts. Der Abstand ist weder auffällig groß, noch auffällig klein.

S&P 500 - Index_langfristig
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Mittelfristiges Bild (Wochenchart)

Wie bereits erwähnt erreichte der S&P 500 im Januar 2022 sein aktuelles Allzeithoch bei 4.818,62 Punkten. Mit diesem Hoch startete eine Korrektur. Sie führte im Oktober 2022 zu einem Tief bei 3.491 Punkten. Mit diesem Tief notierte der Index kurzzeitig unter wichtigen Unterstützungsbereich um 3.588-3.566 Punkten. Dieser setzt sich aus einem wichtigen Zwischenhoch aus dem September 2020 und dem log. 38,2 % Retracement der Rally ab März 2020 zusammen.

Der Rückfall unter diesen Bereich wurde zügig wettgemacht. Der Index startete zu einer Erholung auf 4.100 Punkte und damit nahe an seinen Abwärtstrend seit dem Allzeithoch. Im ersten Anlauf kam es zu keinem Ausbruch, der Index fiel auf 3.764 Punkte zurück. Aber in der vorletzten Woche durchbrach der S&P 500 seinen Abwärtstrend seit dem Allzeithoch. In der vorletzten Woche durchbrach der Index den Widerstand bei 4.100 Punkte, behauptete diesen Ausbruch aber zuletzt nicht. Der Index fiel wieder darunter zurück. Allerdings notiert er weiterhin über dem gebrochenen Abwärtstrend und dem EMA 50.

Der RSI (14) notiert bei 55,24 Punkten und damit im neutralen Bereich. Allerdings drehte dieser Indikator in allen Bärenmarktrallys seit Januar 2022 im unteren 50er-Bereich wieder nach unten. In diesem Fall bricht der Indikator aber über diesen Bereich nach oben aus. Damit deutet sich eine Trendfortsetzung an. Der kleine Rückfall in der letzten Woche ändert daran nichts.

Im MACD zeigt sich auf dieser Zeitebene ein intaktes Kaufsignal, das von einer bullischen Divergenz unterstützt wird. Im Rücksetzer im Dezember wurde ein Verkaufssignal vermieden.

Die Bollinger Bänder laufen seitwärts. Der Abstand ist etwas groß, aber nicht auffällig groß. Der S&P 500 hat in der vorletzten Woche das obere Band erreicht und ist in der letzten Woche leicht daran abgetropft.

S&P 500 - Wochenchart
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Kurzfristiges Bild (Tageschart+60min Chart)

Der S&P 500 befindet sich seit dem Tief im Oktober 2022 in einem Aufwärtstrendkanal. In dieser Bewegung gab es wie schon erwähnt im Dezember einen deutlichen Rücksetzer.

Am 02. Februar erreichte der Index ein Hoch bei 4.195 Punkten. Seit diesem Hoch konsolidiert er. Diese Konsolidierung führte zwar zu einem Rückfall unter 4.100 Punkte, aber sie lässt sich immer noch in einer bullischen Flagge eingrenzen.

Anhand der Fibonacci-Projektion lässt sich ein Ziel bei 4.421 Punkten ermitteln. Hier wäre die Kaufwelle seit 22. Dezember auf prozentualer Basis gleich lang wie die Kaufwelle vom 13. Oktober 2022 bis 01. Dezember 2022. Bei 4.260 Punkten liegt mit dem log. 61,8 % Retracement eine wichtige Hürde.

Auf Tagesbasis hat der RSI (14) den oberen Extrembereich in der vorletzten Woche nicht ganz erreicht. Der Indikator drehte knapp darunter wieder nach unten ab und notiert aktuell bei 55,76 Punkten, also im neutralen Bereich. Er zeigt allerdings eine Abwärtstendenz.

Der MACD bildete am Freitag ein neues Verkaufssignal aus.

Die Bollinger Bänder laufen in einem normalen Abstand nach oben. Nach dem kurzzeitigen Ausbruch nach oben am 02. Februar notiert der Index wieder nahe am Mittelband.

Fazit: Weitere Rally, aber keine neuen Allzeithochs

Im langfristigen Bild bestimmt unverändert eine große Aufwärtsbewegung das Kursgeschehen. Trotz der Verluste von Januar bis Oktober zeigt sich keine große Umkehrformation. Daher ist diese Abwärtsbewegung bisher eine normale Korrektur in einem intakten Aufwärtstrend. Für Investoren, die bei ihren Anlagen viele Jahre oder sogar Jahrzehnte im Blick haben, gibt es aus charttechnischer Sicht keinen Grund, sich von den Anlagen auf den S&P 500 zu trennen.

Allerdings deutet sich trotz der positiven Entwicklung seit Oktober an, dass neue Allzeithochs noch eine ganze Weile kein Thema sein werden. Die laufende Rally sollte noch andauern und zu Kursgewinnen bis ca. 4.421 Punkte führen. Aufpassen sollte man im Bereich um 4.260 Punkte. Hier könnten sich die Bären zumindest temporär zeigen. Nach dieser Rally könnte es erneut zu einer größeren Verkaufswelle kommen. Im Rahmen dieser Welle könnten das Oktobertief wieder in Sichtweite kommen. Und bei einem Fall unter dieses wären sogar weitere Abgaben gen 3.000 Punkte möglich.

Im kurzfristigen Bereich startete am 02. Februar eine Konsolidierung. Diese lässt sich bisher problemlos als bullische Flagge ansehen. Ein neues Kaufsignal ergäbe sich aber erst mit einem Ausbruch aus der Flagge. Dafür wäre am Montag ein Ausbruch über 4.151 Punkte möglich. Solange dieser Ausbruch fehlt, kann es kurzfristig noch zu weiteren Abgaben bis 4.025-4.009 Punkte kommen. Ein solcher Rückfall wäre ein Pullback an den gebrochenen Abwärtstrend seit dem Allzeithoch.

Sollte der Index in den gebrochenen Abwärtstrend zurückfallen, würde sich das Chartbild eintrüben.

Aber einen Abbruch der seit Oktober laufenden Rally ergäbe sich wohl erst mit einem Rückfall unter 3.918/11 Punkte.

Damit ergibt sich für mich folgender grober Fahrplan: Der Rücksetzer läuft noch. Jetzt gilt es zunächst auf neue Kaufsignale zu warten. Wenn sich diese zeigen, kann man erneut long gehen und die vermutete Rally gen 4.421 Punkte spielen.

Diese Kurzanalyse ist Teil meines morgendlichen Marktüberblicks, den ich täglich in unserem redaktionellen Angebot PROmax veröffentliche. Der Marktüberblick enthält Kommentare zu vielen beliebten Basiswerten wie Nasdaq 100, Dow Jones, verschiedenen Rohstoffen oder Bitcoin.
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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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