Analyse
16:30 Uhr, 12.11.2018

S&P 500 - Noch ist nichts entschieden

Der Oktober stand beim S&P 500 Index ganz im Zeichen einer massiven Verkaufswelle, die den Index über 10% in die Tiefe riss. Den November bestimmte dagegen ein bullischer Konter, dem am vergangenen Freitag die Dynamik abhanden kam. Folgt der nächste große Einbruch?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.757,86 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.757,86 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Seit der letzten Analyse zum S&P 500 hat sich Gewaltiges ereignet: Eine Trendwendeformation ("Terminal") auf Höhe eines mittelfristigen Fibonacci-Clusters kündete damals bereits eine größere Korrektur an. Dass der Index jedoch anschließend nur 19 Handelstage benötigen würde, um fast die gesamte Aufwärtstrendphase seit April zu korrigieren, war zum damaligen Zeitpunkt nicht abzusehen. Die weiter entfernten und mittlerweile fast erreichten Kursziele bei 2.591/2.594 und 2.553 Punkten wären aus meiner Sicht eher ein Fall für den Jahreswechsel gewesen.

Interessant und wichtig für künftige Verlaufsszenarien ist aber in diesem Kontext, dass der Index preislich gesehen die gleiche Strecke nach unten hat abarbeiten können, wie auch schon beim Crash im Februar. Zweimal ging es jetzt rund 340 Punkte in die Tiefe. Der geneigte, Elliott-Wave-interessierte Leser wird an dieser Stelle bestimmt hellhörig: Könnte es sich dabei nicht um ein "Flat" handeln, eine Korrekturformation bestehend aus zwei gleichlangen, in Gegentrendrichtung verlaufenden Korrekturstrecken? Wäre damit nicht die Korrekturphase seit Jahresbeginn abgeschlossen und der Weg für die Fortsetzung des Aufwärtstrends der letzten Jahre frei?

S-P-500-Noch-ist-nichts-entschieden-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-1

Fakt ist, dass beide Strecken (im Chart blau markiert) tatsächlich fast die gleiche preisliche Länge aufweisen und damit für die Möglichkeit einer abgeschlossenen Korrekturformation sprechen. Doch zwei Dinge sprechen auch dagegen: Zum einen sind beide Bewegungen zeitlich betrachet extrem kurz. Vor allem im Verhältnis zur diese beiden Abwärtswellen verbindenden Aufwärtsphase von Februar bzw. April bis Oktober. Sollte die seit dem neuen Allzeithoch vorherrschende Abwärtsbewegung also zum dritten Teil einer solchen Korrekturformation gehören, dürfte sie noch ca. 4-6 Wochen andauern, damit die zeitlichen Verhälnisse einigermassen zusammenpassen.

Und zum Zweiten müsste die Abwärtsbewegung der letzten Wochen eine impulsive Struktur aufweisen. Doch gerade die sehr stark verschachtelte Abwärtsbewegung seit 2.817 Punkten Mitte Oktober spricht eine andere Sprache.

2.817 Punkte - Die Grenze zwischen Bärenmarkt und Rekordhoch

An deren Ausgangspunkt bei 2.817 Punkten war der Index in der vergangenen Woche in seinem Erholungsbemühungen vorerst eingebremst worden. Diese Marke hat doppelte Bedeutung, denn hier ist nicht nur ein markantes Zwischenhoch zu finden - bei 2.812 Punkten liegt auch das 61,8 %-Retracement der gesamten Verkaufswelle seit Oktober. Entsprechend würde ein Ausbruch über die Widerstandszone umgehend für die Fortsetzung der Erholung sprechen. Die nächsten Ziele wären das 76,4 %-Retracement dieser Abwärtsstrecke bei 2.861 Punkten und das frühere Allzeithoch bei 2.872 Punkten. Dort könnte sich immer noch eine zweite, mehrwöchige und dynamische Abwärtsbewegung anschliessen. Sollte der Index dagegen auch über diesen Preisbereich ausbrechen, sollte das neue Rekordhoch bei 2.940 Punkten angelaufen werden. Aufgrund der Struktur der laufenden Aufwärtsbewegung im November ist für den bullischen Fall eines Ausbruchs über 2.817 Punkte jedoch ein Abdrehen im Bereich von 2.861 bis 2.872 Punkten wahrscheinlicher.

S-P-500-Noch-ist-nichts-entschieden-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-2

Und wenn die Erholung schon beendet wurde?

Trotz des Abdrehens an der Hürde bei 2.817 Punkten und der leichten Schwäche der letzten Tage ist die Erholung seit 2.603 Punkten natürlich weiterhin intakt. Doch bei einem Bruch der Unterstützung bei 2.744 Punkten wäre bereits die zweite Teilstrecke dieser Phase neutralisiert und damit das Aufwärtspotenzial deutlich begrenzt. Setzt der Index anschließend auch unter das doppelte Fibonacci-Unterstützungscluster bei 2.732 und 2.734 Punkten zurück, hätte der Index ein erstes stark bärisches Signal gebildet.

In der Folge sollte man sich auf einen Abverkauf bis 2.700 Punkte und darunter an die zentrale Unterstützung bei 2.684 Punkten einstellen. Auf Höhe des 61,8 %-Retracementlevels der gesamten Erholung müssten die Bullen dann zwingend wieder aktiv werden. Im Bereich von 2.684 bis 2.700 Punkten wäre entsprechend auch mit einer Fortsetzung der Erholung in Richtung der 2.817 Punkte-Marke zu rechnen.

Wird die 2.684 Punkte-Marke dagegen unterschritten, wäre die Erholung beendet und mit Verlusten bis 2.645 / 2.653 Punkte und darunter bereits bis 2.603 Punkte zu rechnen.

Und dort schließt sich der Kreis: Denn einerseits würde eine Verteidigung der Marke für die These einer großen Flat-Formation sprechen, die dann auch in puncto zeitlicher Dauer abgeschlossen sein könnte. Eine Wiederaufnahme der großen Hausse der letzten Jahre könnte den Anlegern dann den Jahreswechsel versüßen.

Zum anderen würde dagegen der Bruch der Marke dafür sprechen, dass mit dem Hoch im Oktober eine wesentlich größere übergeordnete Struktur beendet wurde. Möglicherweise wird seit diesem Zeitpunkt sogar die Rally der letzten Jahre korrigiert. Dies wird die Zeit zeigen. Unterhalb der Marke liegen die nächsten charttechnischen Ziele jedenfalls auf Höhe der Jahrestiefs bei 2.553 und 2.532 Punkten, sowie bei 2.475 Punkten, der 100 %-Extension der Verkaufswelle vom Oktober.

Spannender kann der Spätherbst an den US-Märkten kaum verlaufen. Die Marken sind gesetzt.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: S&P 500 (short)

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Über den Experten

Thomas May
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Experte für Fibonacci-Analyse
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Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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